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"TV total": Pufpaff schlug sich gut – doch bei einer Sache muss er aufpassen

Sebastian Pufpaff schießt bei "TV total" gegen Florian Silbereisen.
Sebastian Pufpaff schießt bei "TV total" gegen Florian Silbereisen. prosieben / screenshot
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Sebastian Pufpaff als "TV total"-Moderator: Das lief gut und hier muss er aufpassen

11.11.2021, 12:29
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Am Mittwoch gab Sebastian Pufpaff sein Debüt als "TV total"-Moderator. Nach sechs Jahren Pause oder wie Pufpaff es in der gestrigen Sendung beschrieb, "der längsten Sommerpause der Welt", feierte der TV-Klassiker diese Woche sein Comeback, allerdings ohne Stefan Raab.

Aber kann das gut gehen – "TV total" ohne Raab? Schließlich ist die Sendung mit ihm so verbunden wie "Wetten, dass..?" mit Thomas Gottschalk oder "Familienduell" mit Werner Schulze-Erdel. Nach der ersten Sendung lässt sich jedoch sagen: Ja, es geht, aber trotzdem war in der Auftaktsendung noch nicht alles perfekt.

Sebastian Pufpaff tritt souverän in die Fußstapfen von Stefan Raab

Ein wichtiger Grund, warum Sebastian Pufpaff als Nachfolger von Stefan Raab funktioniert, ist sein starkes Selbstbewusstsein. Souverän führte der Kabarettist durch die Auftaktsendung und bewegte sich im Studio zwischen Showtreppe und fahrenden Schreibtisch, als hätte er nie etwas anderes getan. Auch das beliebte Nippelboard benutzte er mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit und wirkte in keinem Moment fehl am Platz.

Seine Souveränität und starkes Auftreten überraschte viele Zuschauer und auch Kollegen. So kommentierte Comedian Donnie O'Sullivan bewundernd auf Twitter:

"Ich raff null, wie man so eine (erste) Sendung, die natürlich unter die Lupe von 80 Mio. Bundes-Comedy-Autoren genommen wird, mit so einer Selbstverständlichkeit, Leichtigkeit und Selbstbewusstsein moderieren kann. Hut ab, wirklich!"

Und Sky-Moderator Florian Schmidt-Sommerfeld schrieb auf der Social-Media-Plattform: "Der Mann, dem halt einfach Stefan Raab zutraut 'TV total' zu moderieren. Ich seit gerade eben auch. Überragend."

"TV total" bietet viel Fan-Service – doch Sebastian Pufpaff muss aufpassen

Wer außerdem Angst hatte, "TV total" würde mit Sebastian Pufpaff ganz anders werden, dürfte gestern vor dem heimischen Bildschirm erleichtert aufgeatmet haben. Die Sendung hat viele Elemente aus der Stefan-Raab-Ära behalten: Neben dem bereits genannten fahrenden Schreibtisch und dem Nippelboard, gab es auch ein Wiedersehen mit den Heavytones und der "TV total"-Stimme von Manfred Winkens. Und am Anfang der Sendung las eine Zuschauerin wie gewohnt laut von einem XXL-Zettel ab, was in der Sendung passieren wird.

Der Nostalgie-Trip ging aber noch weiter. Ein Einspieler, in dem Pufpaff versuchte, in das Studio von "Wetten, dass..?" zu gelangen, erinnerte in den besten Momenten (fast) an "Raab in Gefahr". Außerdem machte der 45-Jährige in der Sendung die Anspielung: "Hat schon mal jemand versucht, mit einem chinesischen Wok eine Rodelbahn runterzufahren?" Welcher "TV total"-Fan hegt nun nicht die leise Hoffnung, dass nun auch die Wok-WM zurückkehrt?

Keine Frage – all diese Anspielungen und bekannten Elemente sind toll. Sie geben einem ein wohliges Gefühl und sorgen kurz für eine Zeitreise in die Vergangenheit, doch Pufpaff muss aufpassen, dass er nicht nur Fan-Service betreibt. Denn sonst besteht die Gefahr, dass er "TV total" nie ganz zu seiner Sendung machen, sondern für immer nur der Nachfolger von Stefan Raab bleiben wird.

Es besteht jedoch Hoffnung, dass der Grimme-Preisträger auch eigene Akzente setzen wird. So gibt es neue Rubriken wie zum Beispiel "'TV total' vergisst nicht", in der auf die vergangenen TV-Jahre zurückgeblickt wird, in denen "TV total" nicht im Fernsehen lief. Darüber hinaus wird bei "TV total" zukünftig nicht nur das Fernsehen auseinandergenommen, sondern auch Podcasts und Instagram. "TV total" ist also nicht komplett in der Vergangenheit stecken geblieben, sondern geht mit der Zeit.

Böse, böser, Sebastian Pufpaff

Eine große Stärke von "TV total" war auch immer der bissige Humor von Stefan Raab. Vor seinen bösen Witzen war niemand sicher, egal ob Promi oder Normalbürger. Und auch in dieser Kategorie hat Pufpaff seine Bewährungsprobe bestanden und bei seinem Debüt direkt ordentlich ausgeteilt – und das in alle Richtungen.

Unter anderem mussten Michelle Hunziker und Helene Fischer daran glauben. Ein Geräusch der Moderatorin verglich er mit der Sirene eines Krankenwagens und lästerte in diesem Zusammenhang über die Schlagersängerin: "Viel besser gesungen hat Helene Fischer später auch nicht!" Aber auch das Talkformat "hart aber fair" und "Bild TV" wurden von Pufpaff in die Mangel genommen.

Nazi-Vergleich bei "TV total" ging zu weit

Doch bei einem Witz ging der Moderator einen Schritt zu weit. In der Show wurde ein Clip von Florian Silbereisen gezeigt, wie er euphorisch sein Publikum beim "Schlagerboom" mit den Worten begrüßte: "Wollt ihr den Schlager endlich wieder so feiern, wie er nur beim 'Schlagerboom' gefeiert wird?"

Diese Tonspur wurde zunächst auf eine Szene von "Braveheart" gelegt, in der Mel Gibson als William Wallace eine Ansprache hält. Danach wurde die Ansage von Silbereisen mit Bildern von Joseph Goebbels' Sportpalast-Rede vermischt. Anschließend kommentierte Pufpaff:

"Wir stehen diesem Clip kritisch gegenüber. Hier handelt es sich eindeutig um die Verharmlosung des deutschen Schlagers."

Für viele Zuschauer schoss Pufpaff mit diesem Witz übers Ziel hinaus. "Silbereisen mit Goebbels vergleichen. Welcher Redakteur fand das denn clever und zeigenswert?", "Nach einer halben Stunde 'TV total' ist der Tiefpunkt erreicht: Ein Goebbels-Video unterlegt mit der Stimme von Florian Silbereisen" und "Will das auch gar nicht zum Skandal machen, aber möchte nur darauf hinweisen: Silbereisen = Kriegstreiber Goebbels? Schlagerpublikum = Kriegsbegeisterte Nazis? Ist einfach sehr kurz gedacht von der Redaktion", lauteten unter anderem drei kritische Kommentare dazu.

Dass dieser Witz für einen kleinen "Skandal" sorgen würde, muss der "TV total"-Redaktion und Sebastian Pufpaff klar gewesen sein und wirkt zu kalkuliert. Die Veralberung von Florian Silbereisen hätte auch ohne den Nazi-Vergleich funktioniert und für Lacher gesorgt. Auch die Bissigkeit der Sendung hätte nicht darunter gelitten.

Alles in allem lässt sich aber sagen, dass das Debüt von Sebastian Pufpaff als "TV total"-Moderator geglückt ist. Und viele Zuschauer werden mit Sicherheit auch nächste Woche wieder einschalten und sich dadurch das Schauen anderer Formate ersparen, schließlich ist laut Pufpaff "'TV total' die einzige Sendung, die man gucken muss."

(swi)

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