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Kurz vor der finalen Folge der zweiten "And Just Like That ..."-Staffel wurde es bekannt: Eine dritte Staffel des Spin-offs von "Sex and the City" kommt – und das, obwohl die aktuellen Folgen bei den Fans alles andere als gut ankamen. Schon in Staffel eins gab es viel an den Charakteren und dem Drehbuch auszusetzen. Kleinste Fehler in der Handlung fielen zahlreichen Fans sofort ins Auge, immerhin hat sich um Carrie, Miranda und Charlotte ein regelrechtes Serien-Universum gebildet, das überblickt werden will.
96 Folgen und zwei Kinofilme zählte "Sex and the City", bei "And Just Like That ..." sind es mittlerweile 21 Episoden. Die Protagonistinnen hinterfragen in den neuen Folgen ständig längst etablierte Denkmuster und führen so 25 Jahre Serien-Geschichte beinahe ad absurdum. Enttäuscht blieben die Zuschauer:innen allerdings dran, immer in der Hoffnung, dass die Schöpfer vielleicht doch noch die Kurve kriegen.
Nun läuft im Finale alles darauf hinaus, dass Carrie tatsächlich mit Aidan wieder glücklich wird, nachdem ihre Beziehung in "Sex and the City" mehrmals durch ihre andere große Liebe, John "Big" Preston, zerstört wurde. Und obwohl sich der Kreis um die Hauptakteurin damit endlich schließen würde, will man es noch nicht gut sein lassen.
Vier Gründe, warum eine neue Staffel eine denkbar schlechte Idee ist, folgen jetzt:
Miranda war am Ende von "Sex and the City" mit Steve verheiratet, zog für ihn widerwillig von Manhattan nach Brooklyn, lebte dort mit ihrem Sohn Brady und war eine angesehene Rechtsanwältin. In "And Just Like That ..." wurde alles niedergerissen, was sie jemals ausgemacht hat, sogar ihren sarkastischen Humor büßte sie ein. Stattdessen stellte sie fest, dass sie doch bisexuell sein könnte und kam mit der non-binären Che Diaz zusammen – und die wiederum wurde zur Hassfigur: Che ist rücksichts- und farblos und trieb Miranda in der Beziehung dazu, in ungesunde Muster zu verfallen.
Heißt: abhängig zu sein von einer Person, die sie schlecht behandelt. Die Fans konnten sich keinen Reim darauf machen, wieso die selbstbewusst im Leben stehende Miranda sich auf das Spielchen eingelassen hat. Und das ist nur ein Beispiel für die unglaubwürdige Entwicklung der Handlung.
Hinzukommen beispielsweise Lisa Todd-Wexley, eine gute Freundin von Charlotte. Oder aber Seema Patel, die als Carries Immobilienmaklerin in die Handlung trat und nicht mehr verschwand. Oder Dr. Nya Wallace, Mirandas Professorin, bei der sie mittlerweile sogar wohnt, weil sie und Che sich doch wieder getrennt haben.
All diese Personen haben Hintergrundgeschichten, die in der Serie maximal angeschnitten, nicht aber zufriedenstellend oder unterhaltend auserzählt werden. Dadurch wirken sie nicht ergänzend zu Carrie, Miranda und Charlotte, sondern maximal als personelles Füllmaterial.
Es geht offenbar bergab mit Carrie Bradshaws Sympathie-Level. Ihr ist es in den neuen Folgen von "And Just Like That ..." schnurzegal, als ihr Podcast eingestampft und zahlreiche Mitarbeitende gekündigt werden. Sie fragt Miranda, warum sie sich nach der Trennung nicht mehr für ihren Ex Steve interessiert, nachdem sie ihn besucht und sieht, dass er noch immer nicht so richtig über die Scheidung hinweg ist.
Carrie zieht aus ihrer ikonischen Wohnung in Manhattan aus (was in sich schon eine dramatische Wendung in der Serie darstellt) und verkauft sie an ihre Nachbarin, obwohl sie weiß, dass ihre langjährige Freundin Miranda grade bei ihrer Professorin in einer Art schräger WG unterkommen muss. Sie sucht sogar mit ihr das Einzelbett in einem Geschäft aus.
Wie soll das Ganze also enden, wenn es noch mindestens zehn weitere Episoden geben wird? Wird sie ihre Freundinnen links liegen lassen und mit Aidan aufs Land ziehen, eine Vorstellung, die sie vor ein paar Jahren noch abgrundtief gehasst hätte? Mittlerweile scheint in der Serie nichts mehr unmöglich zu sein.
Samantha Jones war in "Sex and the City" eigentlich der Star der Serie. Wegen privaten und geschäftlichen Differenzen wurde Kim Cattrall, die sie verkörpert, jedoch nach dem zweiten Kinofilm aus dem "SATC"-Kosmos weitestgehend entfernt. Nun kommt sie in "And Just Like That ..." kurz zurück, allerdings ist von den Dreharbeiten bekannt, dass sie in ihrem Fall nur einen Tag dauerten und dass penibel darauf geachtet wurde, dass sich die Stars nicht begegnen.
Bis zur letzten Folge ließen sich die Serien-Verantwortlichen für ihren Auftritt Zeit, damit die Fans dranbleiben – und all das spricht nicht wirklich dafür, dass Samantha in Staffel drei wieder voll dabei sein könnte. Außerdem wurde versucht, Seema als eine Art Samantha 2.0 zu etablieren. Auch die neue Freundin von Carrie hält nichts von Beziehungen, ist sexuell aufgeschlossen und beruflich erfolgreich. Wenn sie und Samantha nebeneinander in der neuen Staffel koexistieren müssten, würde das für eine von beiden nicht gut ausgehen. Und zwar für Seema.
Immerhin wurde sogar eine Vibrator-Szene von Samantha für sie recycelt, denn mit neuem Material glänzen die Serien-Schöpfer von "And Just Like That ..." ja ohnehin nicht wirklich.
In "Sex and the City" wurden die großen Fragen rund um das Thema Sex behandelt. Ist es beispielsweise okay, wenn ein Mann einen kleinen Penis hat? Oder wenn er einen beim Orgasmus wüst beschimpft? Und wie beeinflusst ein Kind eine Affäre? Klar, die alten Folgen sind nicht unbedingt gut gealtert, aber in die Jetzt-Zeit wurde das Thema Liebe und Beziehung in "And Just Like That ..." keinesfalls übertragen.
Da regt man sich lieber über neue Pronomen auf oder darüber, dass der Mann, den Carrie gerade kennengelernt hat, ständig mit seinem Geschäftspartner telefoniert.
Zum Sex kam es zwischen den beiden gar nicht erst.
Man könnte der Serie zugutehalten, dass sie endlich mal ein unerforschtes Feld in der Filmlandschaft beleuchtet, nämlich das (Liebes-)Leben von Ü50-Frauen. Aber muss das so klischeebehaftet sein? Muss sich Charlotte wirklich mit über 50 Jahren plötzlich darüber ärgern, dass sie ihren Job vor 20 Jahren aufgegeben hat? Muss Carrie tatsächlich derart prüde sein, dass sie das Wort "Vagina" nicht öffentlich in den Mund nehmen oder nicht gleichzeitig brunchen und ihren Freundinnen bei ihren (raren) Sex-Geschichten zuhören kann?
Die Antwort lautet natürlich: nein. Man sollte die Serie in Würde beerdigen, auch, wenn es dafür sogar jetzt schon ein wenig zu spät ist. Carrie und Aidan sollten ab jetzt glücklich sein, Miranda sollte ihr Single-Leben und ihre auf einmal neu entdeckte Sexualität genießen und Charlotte sollte eine gute Mutter werden, die sich nicht von ihren Teenie-Kids auf der Nase herumtanzen lässt. Stattdessen zieht man die Geschichte unnötig mit einer dritten Staffel in die Länge.
Selbstverständlich werden die Episoden wieder viel angeschaut werden. Die Frage ist nur, ob die Fans das tun, weil sie die Geschichte immer noch lieben, oder weil sie hartnäckig nach den nächsten groben Fehlern im Drehbuch suchen. Schade, dass man so viele Jahre nostalgische Seriengeschichte so kaputtmachen will.
