"Maxton Hall" ist keine gute Serie – warum ist sie trotzdem ein weltweiter Erfolg?
Zwei Menschen, die sich über Gesellschaftsschichten hinweg vor dem Hintergrund einer Elite-Schule verlieben und mit den Problemen, die diese Beziehung mit sich bringt, zu kämpfen haben … Die Geschichte von "Maxton Hall" ist fast so alt wie die Zeit selbst.
Und mit dem Konzept ist die Serie auch längst nicht allein. "Young Royals", "Bridgerton" und "Elite" klopfen ähnliche Reize und Story-Beats ab.
"Maxton Hall" ist ein weltweites Phänomen, aber warum?
Und doch scheint genau diese Story immer wieder Menschen abzuholen – inklusive mir selbst. "Maxton Hall" geht gerade in die zweite Runde. Die erste Staffel war auch im Ausland überaus erfolgreich – nur wenige deutsche Serien schafften es, sich international so zu etablieren wie "Maxton Hall".
Die Serie erfindet dabei das Rad nicht neu. Sie hebt sich auch nicht von der Masse an Teenie-Dramen durch eine besondere Originalität oder dergleichen ab. Und neben dem wirklich schlechten Sounddesign sowie einer Aneinanderreihung aufregender Szenen, die gewollt, aber nicht gekonnt wirken, gibt es auch so einige Momente, die richtig "cringe" sind.
Deshalb frage ich mich: Wie konnte "Maxton Hall" trotzdem zu einem weltweiten Phänomen heranwachsen?
"Maxton Hall" oder auch: "Die Serie mit den schönen Menschen"
"Maxton Hall" ist auf jeden Fall etwas fürs Auge – und damit meine ich nicht unbedingt Schloss Marienburg, den Drehort der Erfolgsserie. Vielmehr spiele ich hier auf die Schauspieler:innen an. Denn die sind alle beinahe unnormal schön.
Gerade bei der Veröffentlichung der ersten Staffel gab es kaum jemanden, der Damian Hardung als James Beaufort nicht hinterher geschmachtet hat. Doch nicht nur er und sein Co-Star Harriet Herbig-Matten sind überdurchschnittlich hübsch – der gesamte Cast von "Maxton Hall" scheint direkt aus einer Model-Agentur gefallen zu sein.
Da ist es kein Wunder, dass sich auf Social Media ein Thirst Edit an das nächste reiht. Die Handlung und die Konflikte, die "Maxton Hall" beleuchtet, können dabei gerne in den Hintergrund rücken – genau wie der Fakt, dass Damian Hardung als James Beaufort extrem nuschelt und ich beim Schauen der Folgen sogar die Untertitel anmachen musste.
Booktok machte die Serie zum Hit
Die Schauspieler:innen tragen einen großen Teil zum Erfolg von "Maxton Hall" bei. Nun gibt es viele Serien mit schönen Gesichtern, und nicht alle werden zu einem weltweiten Phänomen.
Was bei "Maxton Hall" allerdings der entscheidende Breaking-Point war: die Verbreitung der Serie auf Social Media. Neben dem Amazon-Prime-Stempel, der natürlich eine große Masse an potenziellen Zuschauer:innen ermöglicht, sind vor allem Bookstagram und Booktok für den Erfolg von "Maxton Hall" verantwortlich. "Maxton Hall" basiert auf der sehr erfolgreichen "Save Me"-Buchreihe von Mona Kasten.
Wenn man einen Social-Media-Account hat, kommt man an "Maxton Hall" nicht vorbei. Die Bookstagram- und Booktok-Bubble hat es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht, die Serie mit Videos zu pushen und zu vermarkten.
Ob Edits, Reaktionen, oder Direktvergleiche von Buch und Serie: Die Amazon-Prime-Show brauchte eigentlich kein Marketing. Booktok hat das alles selbst in die Hand genommen.
Und da die Buch-Community auf Social Media riesig und international ist und es schon eine eingefleischte Fan-Base für die Buch-Reihe gab, setzte sich die Serie mit der ersten Staffel an die Spitze der weltweiten Amazon-Prime-Charts.
Und dann ist da noch das Setting
Die dritte Zutat für das Erfolgsrezept von "Maxton Hall" ist das Setting. Die Liebesgeschichte spielt in einer Elite-Schule, die von einer tiefen Kluft zwischen Arm und Reich gezeichnet ist.
"Maxton Hall" liefert die Reize der Dark-Academia-Ästhetik – die Sehnsucht nach alten, britischen Universitäten und Elite-Internaten, nach Traditionen und Vibes à la Cambridge und Oxford, und damit einen gewissen märchenhaften Eskapismus.
Die kulturelle Bewegung rund um Dark Academia beschäftigt sich vor allem mit einer gewissen Nostalgie und einer düsteren Atmosphäre, die sich um das Uni-Leben und die Liebe zur Literatur dreht.
Nicht nur Rubys Aschenputtel-Narrativ eines Außenseiter-Bücherwurms spielt hier eine Rolle, sondern auch das idealisierte Gothic-Setting der englischen Privatschule. Hier spielt sich das Leben und das gemeinsame Lernen der Clique rund um James und Ruby ab, die sich beide den Traum von Oxford erfüllen wollen.
"Maxton Hall" ist over-hyped – und trotzdem sehenswert
Die Probleme sind überschaubar, das schulische Setting ist märchenhaft, die Geschichte übertrieben romantisch. Das macht "Maxton Hall" vor allem für die Gen Z zur perfekten Serie, um der Wirklichkeit für einen Moment zu entfliehen.
Ist "Maxton Hall" eine der besten Serien unserer Zeit? Definitiv nicht. Aber die Mischung stimmt einfach.
Die Geschichte um James Beaufort und Ruby Bell bringt neben den schönen Menschen genau die richtige Portion an Kitsch und Romantik mit und spielt an einem von der Realität abgegrenzten Ort. Manchmal ist das alles, was man will.
