Die Neujahrsansprache von Königin Margrethe II. von Dänemark verlief anders, als viele ihrer Landsleute erwartet hatten. Für die meisten extrem überraschend, kündigte die Monarchin an, abzudanken. Am 14. Januar wird Margrethe, die seit 1972 dänische Königin ist, die Amtsgeschäfte an Kronprinz Frederik übergeben.
Nach der Krönung von König Charles ist es bereits der zweite Thronwechsel in einer europäischen Monarchie innerhalb von zwölf Monaten. Doch das ist nicht die einzige Parallele, die es zwischen den beiden (zukünftigen) Königen gibt. Und beim direkten Vergleich entsteht der Eindruck: Charles hatte es zum Zeitpunkt seiner Krönung wesentlich einfacher als Frederik.
Das Royal-Jahr 2023 stand vor allem gegen Ende im Zeichen zahlreicher Krisengerüchte. Ausnahmsweise ging es dabei allerdings nicht um die britische Königsfamilie.
Während Dänemarks Kronprinzessin Mary in den USA war, tauchten in einer spanischen Zeitung plötzlich Fotos von Frederik mit dem mexikanischen Model Genoveva Casanova auf. Sofort gab es Affärengerüchte, der Hof äußerte sich nicht zu dem Thema.
Die Tatsache, dass der Palast nicht wie im Jahr zuvor zu Weihnachten ein Familienfoto des Kronprinzenpaares und seiner Kinder veröffentlichte, heizte die Spekulationen noch weiter an: Frederik und Mary könnten in einer Ehekrise stecken.
Für Frederik und Mary kommt die Abdankung von Margrethe daher wohl zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Denn aktuell stehen sie mehr denn je unter Beobachtung, jeder gemeinsame Auftritt der beiden wird genauestens analysiert. Allerdings ist Frederik nicht der erste Thronfolger, dem Ehebruch nachgesagt wird.
Prominentestes Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist König Charles III. Seine Affäre mit Camilla Parker Bowles sahen viele Brit:innen als den Hauptgrund für das Scheitern seiner Ehe mit Prinzessin Diana. Da die beim Volk extrem beliebt war, hatte Charles nach dem Ehe-Aus bei seinen Landsleuten lange einen extrem schweren Stand.
Doch Charles besaß gegenüber Frederik einen entscheidenden Vorteil: Die Trennung von Diana und ihm wurde 1992 bekannt, 1995 erklärte sie in einem TV-Interview, dass Charles eine Affäre gehabt hätte, die Scheidung folgte 1996. Aber: Charles wurde erst 2023 König, also 27 Jahre später. Er hatte genug Zeit, um dem britischen Volk zu beweisen, dass er trotz allem als König geeignet ist. Auch Camillas Image hat sich grundlegend gewandelt, bei ihrer Krönung wurde sie bejubelt.
Die Zeit zwischen dem Affären-Skandal und seiner Krönung hat Charles offensichtlich gut genutzt. Eine Umfrage von September 2023, also vier Monate nach seiner Krönung zeigte, dass immerhin 60 Prozent der befragten Brit:innen eine positive Meinung von ihm hatten.
Zum Vergleich: Während der Trennung und der Scheidung von Diana Anfang bis Mitte der 90er lagen seine Zustimmungswerte teilweise nur noch bei 41 Prozent, auch Anfang der 2000er wollte mit 48 Prozent weniger als die Hälfte der Briten, dass Charles König wird.
Diese Zeit hat Frederik allerdings nicht, da Margrethe schon in wenigen Tagen abdankt. Frederik und Mary werden dann König und Königin und übernehmen endgültig die Amtsgeschäfte.
Für Frederik ist das Timing extrem schlecht. Auch wenn es keine offizielle Krönungszeremonie gibt, werden Mary und er sich kurz nach ihrer Ernennung zu Staatsoberhäuptern auf dem Balkon von Schloss Christiansborg dem Volk zeigen. Und auch danach stehen sie als Königspaar noch mehr im Fokus als ohnehin schon.
Die Aufmerksamkeit der Menschen wird in den kommenden Wochen also besonders auf sie gerichtet sein. Bei den ständigen Spekulationen um den Zustand ihrer Ehe ist das keine leichte Situation. Insofern hatte es Charles, zumindest unter diesem Gesichtspunkt, wesentlich einfacher als der zukünftige König der Dänen.