Es sind schwere Vorwürfe, mit denen sich Till Lindemann, Frontmann der Band Rammstein, seit einigen Wochen konfrontiert sieht. Lindemann wies alle Anschuldigungen von sich, schaltete Anwälte ein, die Anfang Juni in einer Presseerklärung mitteilten: "In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei Youtube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben. (...) Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr. Wir werden wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen einleiten."
Zwar ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Berlin gegen Lindemann, Anklage wurde bislang jedoch nicht erhoben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Nun haben sich weitere Frauen zu Wort gemeldet und von eigenen Erfahrungen mit dem Rammstein-Sänger berichtet. Allerdings richteten sie sich auch gegen ein weiteres Bandmitglied.
In Gesprächen mit NDR und "Süddeutsche Zeitung" haben nun weitere Frauen von mutmaßlichen Vorfällen im Rahmen von Rammstein-Konzerten berichtet. Die geschilderten Erlebnisse liegen bereits viele Jahre zurück, belasten nun jedoch auch Rammstein-Keyboarder Christian Flake Lorenz.
So berichtet eine Frau von einem mutmaßlichen Vorfall aus dem Jahr 2002. Damals sei sie erst 17 Jahre alt gewesen und habe Till Lindemann erstmals auf einer Autogrammstunde zu dessen Buch "Messer" getroffen.
Die Frau schildert, dass sie in den Rammstein-Frontmann "absolut verknallt gewesen" sei und sich mit den zwei Weltstars an ihrer Seite sicher gefühlt habe.
Die Frau erhebt schwere Vorwürfe gegen den Rammstein-Keyboarder und sagt, sie sei nach viel Alkoholkonsum ihrerseits "einfach nicht mehr bei Sinnen gewesen".
Flake ließ die Vorwürfe durch seine Anwälte zurückweisen. Weiter heißt es, es ginge um seine Intimsphäre und handele sich um unzureichend belegte Tatsachen. Lindemann selbst ließ konkrete Fragen inhaltlich unbeantwortet, wie es in dem Bericht von NDR und "Süddeutsche Zeitung" heißt.
Eine andere Frau berichtet ebenfalls von mutmaßlichen schweren Vorfällen nach einem Konzert in Gera – 1996, noch vor dem kommerziellen Durchbruch der Band. In ihren Schilderungen kommt neben Lindemann und Flake und Rammstein-Schlagzeuger Christoph Schneider vor.
Flake ließ auch diese Vorwürfe über seine Anwälte zurückweisen, ebenso Schlagzeuger Schneider.
Beide Frauen sowie weitere Zeug:innen haben ihre gegenüber NDR und "SZ" getätigten Aussagen zur Vorlage bei Gericht an Eides statt versichert. Anzeige haben beide Frauen bislang nicht erstattet.
Angefangen hatte die Debatte rund um Rammsteins Frontmann Till Lindemann mit Vorwürfen, die die Nordirin Shelby Lynn nach einem Konzert im litauischen Vilnius Ende Mai erhoben hatte. Ermittlungen dazu wurden nach einigen Vernehmungen jedoch von der litauischen Polizei eingestellt.
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.