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Rapper Shindy: Wie ein Album-Release zum absoluten Desaster wurde

Shindy brauchte eine halbe Ewigkeit, um sein neues Album "In meiner Blüte" zu veröffentlichen.
Shindy brauchte eine halbe Ewigkeit, um sein neues Album "In meiner Blüte" zu veröffentlichen. Bild: Instagram / shindy
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Rapper Shindy: Wie sein Album-Release zu "In meiner Blüte" eine jahrelange Katastrophe werden konnte

24.06.2023, 08:32
Michael Ebenger
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Freitag vor einer Woche war es endlich so weit: Shindy veröffentlichte sein neues Album "In meiner Blüte". Was von außen wie ein normaler Release aussehen mag, ist eigentlich eine der trägsten Album-Veröffentlichungen seit Langem – wenn nicht sogar aller Zeiten.

Vor über eineinhalb Jahren, im Jahr 2021, fand die erste offizielle Ankündigung zu "In meiner Blüte" statt. Damals erschien mit "Im Schatten der Feigenbäume" die erste offizielle Single des damals noch unbenannten Albums. Der Song war in der ursprünglichen Form jedoch nur ein paar Wochen online. Da der Bietigheimer ein Sample aus dem Disney-Film "Die Schöne und das Biest" für den Song benutzte, zögerte der Micky-Maus-Konzern nicht lange und verklagte Shindy. Wenige Wochen später war "Im Schatten der Feigenbäume" wieder online – jedoch ohne das Disney-Sample.

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Danach ging es jedoch wie gewohnt weiter: Die zweite Single "Mandarinen" erschien im September und erklomm sogar Platz 1 der Single-Charts der darauffolgenden Woche. Nur einen Monat später war Shindy allerdings nicht mehr in seiner Blüte: Im Oktober 2021 sagte der Rapper den Release seines Albums komplett ab. Als Gründe gab der 34-Jährige "fragwürdige Vertragsverhältnisse" an, in denen er sich seit seinem Karrierestart im "ersguterjunge"-Lager und um Bushido und Arafat Abou-Chaker befinden würde.

Shindy enttäuschte seine Fans immer wieder

Diese Geschäftsverhältnisse hätten für "steuerliche Schwierigkeiten und Ungereimtheiten" gesorgt, erklärte Shindy. Wegen dieser Schwierigkeiten habe es für den Rapper in dieser Zeit keinen Sinn mehr ergeben, Musik zu veröffentlichen. Somit verschob er "In meiner Blüte" auf unbestimmte Zeit.

Es folgten mehrere Monate Funkstille, die bis ins neue Jahr anhalten sollten. Seine "Forever"-Tour war jedoch im Gegensatz zum Album weiterhin geplant und sollte eigentlich im April 2022 stattfinden. Aber auch hier enttäuschte Shindy: Knapp einen Monat vor Beginn musste auch die "Forever"-Tour verschoben werden. Aus "gesundheitlichen Gründen", wie Shindy auf seinem Instagram-Profil preisgab.

Shindys "Hot Summer" 2022: Einmal Comeback und zurück

Bis hierhin schien es so, als würde der Bietigheimer in den vergangenen Monaten vom Pech verfolgt sein. Doch im Juli 2022 folgte die große Wendung: Shindy kündigte sein neues Album "In meiner Blüte" erneut an und startete in die inzwischen zweite Promo-Phase. Dieses Mal mit einem festen Datum: dem 23. September 2022. Dieser Sommer sollte seiner werden: Die erste Single "Hot Summer", angelehnt an den gleichnamigen Hit der deutschen 2000er-Girlgroup Monrose, wurde veröffentlicht.

Gleichzeitig fiel aufmerksamen Rap-Fans ein spezielles Detail auf: Der neue Song erschien nicht unter Shindys eigentlichen Label Friends With Money. Nach vielen Spekulationen erklärte Shindy selbst einige Tage nach dem Release von "Hot Summer" seine derzeitige Situation. Während eines Auftritts auf dem Festival Openair Frauenfeld schrieb der Rapper spontan eine Line seines Songs "Affalterbach" um und behauptete darin, sein altes Label Friends With Money schulde ihm eine Million Euro. Dies werden wohl die "vertraglichen Verhältnisse" sein, in denen sich Shindy noch knapp ein Jahr zuvor befand.

Statt großer Promo folgte jedoch (mal wieder) Funkstille seitens Michael Schindler. Zwei Singles, beide ohne Musikvideo: Das war der Stand im September 2022, kurz vor dem eigentlichen Release-Termin. Das wollte und konnte der Bietigheimer natürlich so nicht stehen lassen – und verschob sein Album prompt erneut. Er wolle sein Album "schließlich nicht ohne Promo und Videos" veröffentlichen. Statt eines weiteren Veröffentlichungsdatums verwies Shindy auf den 7. Oktober 2022. Da würde man ihn "in aller Ausführlichkeit hören".

So erschien schließlich der erste von drei Teilen der Shindy Interview-Reihe mit Jan Wehn. Shindys erstes Interview in drei Jahren veröffentlichte der Rapper auf seinem eigenen Youtube-Kanal. Für die Inszenierung engagierte er das Videoteam 100Blackdolphins, welches sich normalerweise auf Musikvideos spezialisiert.

Licht ins Dunkel brachte der Talk aber nicht. Denn der dritte Teil, in dem Shindy sich eigentlich ausführlich über sein Album, die Tour und die rechtlichen Probleme mit seinem Ex-Label äußern wollte, erschien nie. Auf Anraten seiner eigenen Anwälte hätte das Interview so stark zensiert werden müssen, dass es keinen Sinn ergeben hätte, es zu veröffentlichen.

Denn viele der Themen seien damals "Gegenstand aktuell laufender Ermittlungen und Verfahren" gewesen. Ganz zur (erneuten) Enttäuschung der Fans. Unter Shindys Social-Media-Profilen äußerten die Hörer:innen ihren Unmut gegenüber der undurchsichtigen Situation. Denn einige von ihnen hatten immer noch nichts für ihr ausgegebenes Geld für Tour-Tickets und Deluxe-Box des Albums gesehen.

Shindy 2023: Ist die Blüte verwelkt?

Shindy antwortete mit einer alten Gewohnheit: erneute, monatelange Funkstille. Im Februar 2023 sendete der "Drama"-Rapper schließlich ein weiteres Lebenszeichen ins World Wide Web. Shindy bestätigte die diesmal hoffentlich finalen Daten für die nun neu benannte "In Meiner Blüte"-Tour, die dieses Mal für den September 2023 angesetzt ist. Einen Monat später reichte er die offizielle Tracklist für "In Meiner Blüte" nach, wobei keine einzige der letzten vier Singles darauf zu finden ist.

Stattdessen folgten die Single "Geld Machen Jung" plus Video, auf welcher er mit seiner Botox-Line ("Ich bin frisch gebotoxt für den Glow / Baby, ich bin frisch gebotoxt wie 'ne Hoe") für einiges an Aufsehen in der Deutschrap-Szene sorgte. Sein Rap-Kollege Farid Bang, der sonst selten freundliche Worte für Shindy übrig hat, lobte seinen Kontrahenten. Es sei "die beste Line, die Shindy je gedroppt hat", so Farid Bang in einem Livestream. Nicht aus lyrischen Gründen, sondern weil Shindy es geschafft habe, dass "ganz Deutschland" wieder über ihn geredet habe. Tatsächlich landete Shindy mit "Geld Machen Jung" wieder in den Top Fünf der deutschen Single-Charts.

Nach den zwei weiteren Audio-Singles "Bayern Freestyle" und "Cent’anni" sind wir nun in der heutigen Zeit angekommen. Mit dem Release von "In Meiner Blüte" beendete Shindy letzten Freitag seine fast zweijährige Odyssee. Dennoch stellt sich die Frage, was von dem Hype in dieser Zeit überhaupt noch übrig geblieben ist. Ohne dazugehöriges Musikvideo landeten "Bayern Freestyle" und "Cent’anni" gerade mal auf Platz 30 und 22 der Charts.

Auf Spotify bewegt sich Shindy trotz Albumveröffentlichung "nur" bei 2,3 Millionen monatlichen Hörer:innen. Was an sich natürlich nicht wenig, aber im Vergleich zu den Sphären, in denen sich ein Shindy einst bewegte, ein erheblicher Rückschritt ist. Zum Vergleich: Jede der fünf Singles seiner 2019er-Platte "Drama" erreichte mindestens Platz acht der Single-Charts.

Wie sich die Zahlen von "In Meiner Blüte" und Shindy in Zukunft weiter entwickeln, wird sicher von seinen zukünftigen Entscheidungen abhängen. Dennoch muss Shindy sich vielleicht damit abfinden, dass er vielleicht in dem zweijährigen Drama seinen kompletten Hype und seine Strahlkraft verloren hat.

Shindy schiebt überraschend Diss-Track nach

Doch vielleicht ist sich Shindy selbst auch dessen bewusst gewesen. Denn nicht einmal eine Woche nach Release von "In meiner Blüte" hat der Rapper den Song "Free Spirit" veröffentlicht. Rap-Fans werden vielleicht schon anhand des Titels ahnen können, worum es sich bei dem Track handelt: Einer lyrischen Abrechnung mit verschiedenen Rappern, darunter vor allem das JBG-Duo Kollegah (dessen letztjähriges Album ebenfalls "Free Spirit" heißt) und Farid Bang, von welchen sich Shindy innerhalb der letzten sechs Jahre einiges anhören musste, aber bis dato nie antwortete.

Bis jetzt: Vor einigen Wochen veröffentlichte Kollegah den Track "In seiner Blüte" in welchem er gegen Shindy stichelte, aber angeblich nur um ihn zu "motivieren, wieder zu alter Form zurückzukehren". Dass Shindy den Song jedoch persönlich und "unsportlich" nimmt, spiegelt der Rapper in seinem eigenen Disstrack wider:

"Guck auf deine Zahlen, Ich brauch’ dein’n Support nicht / Oh wer hätt’s gedacht? Ich nehme es unsportlich."

Außerdem fordert er Kollegah und Farid Bang relativ provokant dazu auf, einen vierten Teil der JBG-Reihe zu produzieren. Innerhalb von nicht mal 24 Stunden und ohne Musikvideo hat der Disstrack schon fast 150.000 Aufrufe auf Youtube erreicht und die Aufmerksamkeit des Deutschrap-Kosmos auf sich gezogen. Mit "Drama" kennt sich Shindy ja auch bestens aus.

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