"Verdammt, was jetzt?", fragte Sabrina Carpenter im September bei einem Konzert ihr New Yorker Publikum. "Sollen wir darüber reden, dass ich dafür gesorgt habe, dass der Bürgermeister angeklagt wird?"
Sabrina Carpenter provoziert zwar oft bewusst, in diesem Fall brachte sie aber eher unfreiwillig einen Skandal ins Laufen, der mittlerweile bizarre Formen annimmt. Die Hauptbestandteile: ein anrüchiges Musikvideo und ein womöglich korrupter Geistlicher.
Es geht um das Video zum Song "Feathers", das weiter unten im Artikel eingebettet ist. Carpenter spaziert darin durch den New Yorker Stadtteil Brooklyn und kommt schließlich bei einer Kirche an: In einem kurzen schwarzen Kleid und dunklem Schleier tanzt sie darin vor dem Altar und über ein paar Särge. Es ist – wie alles, was Sabrina Carpenter in Videos und auf Bühnen so macht – etwas zu heiß für eine Kirche.
Die Diözese gab später an, "entsetzt" gewesen zu sein angesichts des Videomaterials. Der zuständige Geistliche, Jamie Gigantiello, der den Videodreh durchgewunken hatte, gestand später eine "Fehleinschätzung" ein. Er habe nicht gewusst, wie provokativ der Dreh sein würde. Ein Ritus zur Wiederherstellung der Heiligkeit der Kirche wurde angeordnet, und damit hätte die Sache eigentlich erledigt sein können. War sie aber nicht.
Die "Fehleinschätzung" im Fall Sabrina Carpenter hatte eine Untersuchung gegen Monsignore Jamie Gigantiello zur Folge, die weitere, moralisch deutlich verwerflichere Verfehlungen zu Tage führte.
So stieß die Untersuchung auf einige finanzielle Unregelmäßigkeiten unter der Schirmherrschaft Gigantiellos. Er soll, so schreibt AP, die Kreditkarte der Kirche für "erhebliche" persönliche Ausgaben genutzt haben.
Zudem habe Gigantiello zwischen 2019 und 2021 etwa 1,9 Millionen US-Dollar an Gemeindegeldern auf Bankkonten eines gewissen Frank Carone überwiesen. Frank Carone ist der ehemaligen Top-Berater des New Yorker Bürgermeisters Eric Adams. Und gegen jenen Eric Adams wird derzeit wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt.
Die Zahlungen von Gigantiello, das ergaben die Untersuchungen, wurden weder offiziell genehmigt noch ordentlich dokumentiert. Er verteidigte die "Investitionen" als legal und beteuert außerdem, sie hätten der Kirche "beträchtliche Renditen" eingebracht.
All das hatte und hat weiterhin Folgen für Gigantiello. Nach dem Video-Vorfall wurde der Geistliche zunächst von seinen Verwaltungsaufgaben befreit. Mittlerweile darf er auch keine seelsorgerischen Funktionen mehr ausfüllen und keine Gemeindespenden einsammeln. Erlaubt ist ihm derzeit lediglich das Lesen der Messe, allerdings nur unter Vorbehalt.
Abgeschlossen ist der Fall wohl noch lange nicht. Die Diözese wolle die Strafverfolgungsbehörden bei ihren Ermittlungen unterstützen. Nur über Sabrina Carpenters Musikvideo, das den Stein ins Rollen brachte, spricht bei all diesen Entwicklungen nun keiner mehr.