Rammstein beenden ihre diesjährige Europa-Tour in Brüssel.bild: PAUL HARRIES
Musik
05.08.2023, 14:1101.09.2023, 05:43
Die Europa-Tournee von Rammstein hatte gerade begonnen, als die Nordirin Shelby Lynn Ende Mai nach einem Konzert der Band schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann erhob. Seitdem haben sich weitere Frauen zu Wort gemeldet und die Auftritte der Rock-Formation stehen unter besonderer Beobachtung.
Mit dem ersten von mehreren Konzerten in München wurden an der Bühnen-Show dann tatsächlich Änderungen vorgenommen. Später überraschte dann Till Lindemann mit umstrittenen Aktionen vor Tausenden Fans.
Row Zero gestrichen
Im Zusammenhang mit den Anschuldigungen gegen Lindemann fiel immer wieder der Begriff "Row Zero". Seit den München-Shows wird der Bereich unmittelbar vor der Bühne nicht mehr für Gäste geöffnet. Die Maßnahme gelte für den Rest der Tour, gab Arcadia Live, der Veranstalter der Rammstein-Konzerte in Wien, zwischenzeitlich an.
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Abseits dessen wurden besondere Vorkehrungen getroffen, um die Sicherheit des Live-Publikums zu gewährleisten. Bei den Auftritten der Band in München und Berlin kamen Awareness-Teams zum Einsatz, die als Ansprechpartner bei Problemen fungierten – insbesondere bei Diskriminierung und sexualisierter Gewalt.
Aftershow-Partys entfallen
Auch mit Aftershow-Partys ist erst einmal Schluss – zumindest von offizieller Seite. In München fiel die Entscheidung zusammen mit der Abschaffung der "Row Zero" nach einem Dialog mit der Band.
In der Hauptstadt schaltete sich die Innensenatorin Iris Spranger von der SPD zum Thema Aftershow-Partys ein und fand deutliche Worte. "In Berlin wird es in den Liegenschaften, die ich verantworte, keine Aftershow-Partys der Band Rammstein geben", erklärte die Politikerin vorab. Der Schutz und die Sicherheit von Frauen hätten angesichts der schweren Vorwürfe "absoluten Vorrang".
Die Petition "Keine Bühne für Rammstein" forderte sogar die komplette Absage der Rammstein-Auftritte in Berlin, letztlich aber erfolglos. Mehrere Zehntausend Menschen hatten unterzeichnet. Am Rande der Konzerte kam es dann zu Demonstrationen gegen Lindemann und die Band – wie auch schon zuvor in München.
"Pussy" und Penis-Kanone fehlen plötzlich
Auch direkt auf der Bühne gab es in den vergangenen Wochen Änderungen. Anfang Juni strichen Rammstein den Song "Pussy" von der Setlist. Die Gründe liegen auf der Hand, zumal die Lyrics sich komplett um das Thema Sex drehen.
Damit verbunden wird mittlerweile auch auf die XXL-Penis-Kanone verzichtet, auf der Lindemann während des Tracks traditionell Platz nahm. Eine offizielle Stellungnahme zur Streichung der Aktion gibt es bis heute nicht. Ebenso ist unklar, ob die Penis-Kanone bei einer möglichen weiteren Tour zurückkehrt.
Lindemann ändert Song-Texte
Für das meiste Aufsehen sorgten wohl kleine Songtext-Änderungen von Lindemann auf der Bühne, die es inhaltlich teils umso mehr in sich hatten. Ein Beispiel: Aus "Die Vögel singen nicht mehr" wurde in Berlin "Die Sänger vögeln nicht mehr". An anderer Stelle sang der Frontmann "Alle haben Angst vor Lindemann" statt "Alle haben Angst vorm schwarzen Mann".
In sozialen Netzwerken wurden die provokanten Anspielungen mitunter als geschmacklos bewertet, manche Fans feierten Lindemann aber auch dafür.
Till Lindemann adressierte die Vorwürfe auf streitbare Weise.Bild: IMAGO images/Gonzales Photo
Abseits der Songs gab es während der Deutschland-Konzerte hin und wieder Ansagen des Sängers, die sich ebenfalls auf die Vorwürfe beziehen lassen. Am Ende des München-Konzertes äußerte Lindemann: "Wir hatten ein riesen Glück mit dem angekündigten Unwetter. Glaubt mir, das andere wird auch vorbeiziehen."
In Berlin legte der 60-Jährige, der seine Unschuld über seine Anwälte betonen ließ, dann noch einmal nach. Hier ließ er die Fans wissen: "Und denkt immer dran: Bösen Zungen glaubt man nicht. Die Wahrheit, die kommt doch eh ans Licht."
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.
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