Nach einem Rammstein-Konzert in Vilnius erhob die Nordirin Shelby Lynn Vorwürfe gegen den Sänger Till Lindemann. Rund fünf Stunden sagte sie bei der Polizei aus und erstellte Strafanzeige. Im Anschluss meldeten sich weitere Frauen mit ganz ähnlichen Beobachtungen zu Wort.
Die litauische Polizei verkündete zunächst, kein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann einzuleiten, doch diese Entscheidung war noch nicht endgültig. Nun hat die Staatsanwaltschaft in Vilnius den neuesten Stand bekannt gegeben.
Die Bezirksstaatsanwaltschaft Vilnius hat die vorangegangene Entscheidung der Ermittlungsbeamten bestätigt: Gegen Lindemann werden in Litauen keine Ermittlungen eingeleitet. Die entsprechende Pressemitteilung wird unter anderem beim litauischen Portal LRT zitiert.
Man habe festgestellt, dass keine Straftat vorliege, lässt die Behörde verlauten. Konkret gebe es "keine objektiven tatsächlichen Anhaltspunkte" dafür, dass die Person, die den Antrag stellte, "physischer oder psychischer Gewalt oder sexuellen Zwangshandlungen" ausgesetzt gewesen sei.
Man schließe daneben aus, dass die Person "zum Konsum von Betäubungsmitteln gezwungen oder beraubt" worden sei. Dementsprechend ist die Akte Lindemann nun geschlossen – zumindest in Litauen.
Am 14. Juni wurde derweil offiziell mitgeteilt, dass die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt. In Deutschland könnten dem 60-Jährigen somit noch Konsequenzen drohen, es gilt die Unschuldsvermutung. Der "Tagesspiegel" enthüllte jüngst, dass die Ermittlungen gegen Lindemann schon länger laufen würden als bisher bekannt. Bereits am 7. Juni habe die Berliner Staatsanwaltschaft demnach ein Verfahren gegen Till Lindemann eingeleitet.
Der Musiker selbst weist die Vorwürfe über seine Anwälte Christian Schertz und Simon Bergmann zurück. In einer Stellungnahme teilte die Kanzlei mit: "In den sozialen Netzwerken (...) wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr. Wir werden wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen einleiten."
Mehrere Kooperationspartner Lindemanns haben in den vergangenen Wochen Abstand genommen. Zuletzt verkündete der Verlag GeraNova Bruckmann, dass die Veröffentlichung des Bildbands "Der Rhein" erst einmal ausgesetzt ist. An dem Buch ist neben Lindemann auch Joey Kelly beteiligt. Der Release war eigentlich für den 27. Oktober diesen Jahres geplant, nun heißt es: "Wir möchten uns in keiner Weise an Vorverurteilungen beteiligen, haben aber hohen Respekt vor den Frauen, die den Mut gefunden haben, ihre Sicht der Dinge zu schildern und öffentlich zu machen."
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.