Ein Festivalbesuch bedeutet für viele: Musik, Gemeinschaft, Freiheit. Doch beim Deichbrand-Festival nahe Cuxhaven sorgt ausgerechnet einer der bekanntesten Acts für scharfe Kontroversen.
Der Auftritt des US-Rappers Macklemore hat eine öffentliche Debatte ausgelöst, die weit über musikalische Fragen hinausgeht. Es geht um politische Haltung, Antisemitismus-Vorwürfe und die Verantwortung der Veranstalter.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat eine klare Haltung: Das Deichbrand-Festival sei für jüdische Gäste nicht mehr sicher. Grund dafür ist die Einladung von Macklemore, der die Eröffnungsbühne des Festivals bespielen soll.
Der Musiker hat laut Zentralrat durch Äußerungen und Songs antisemitische Narrative verbreitet. Insbesondere ein propalästinensischer Song aus dem Vorjahr wird genannt, in dem er Israel eine Apartheid-Politik vorwirft.
Zudem hatte Macklemore an Demonstrationen in Washington teilgenommen, die Israel schwer belasteten.
In einem seiner Musikvideos wird das Foto eines palästinensischen Kindes in der Westjordanland-Stadt Jenin einem der bekanntesten Bilder des Holocaust gegenübergestellt: einem Kind, das im Warschauer Ghetto seine Hände erhebt.
Damit vergleicht der Rapper den Kampf Israels gegen die Terror-Organisation Hamas mit dem Holocaust.
Gerhard Wegener, der Antisemitismusbeauftragte des Landes Niedersachsen, äußerte sich deutlich: Macklemore relativiere mit seiner Haltung die Verbrechen der Hamas und verschweige deren genozidale Absichten, heißt es bei der "Nordsee-Zeitung". Er fordert:
Ein Sprecher des Zentralrats erklärt zudem, Macklemore bringe Popkultur und Antisemitismus zusammen. Die fehlende Empörung darüber werte er als gefährlich.
Die Veranstalter des Deichbrand-Festivals widersprechen. Eine Sprecherin stellt klar, man toleriere keinerlei Form von Diskriminierung, auch keinen Antisemitismus.
Macklemore äußere sich regelmäßig zu politischen Themen, betone aber auch stets die Bedeutung von künstlerischer Freiheit und sozialer Gerechtigkeit. Die Kritik nehme man ernst, dennoch werde der Rapper weiterhin als Headliner geführt.
Michael Fürst, Präsident des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, erkennt keine konkrete Gefahr für jüdische Festival-Gäste, sieht die Einladung jedoch kritisch: Wer Macklemore mit Blick auf seine Aussagen bewusst engagiere, überschreite eine Grenze. Das müsse man den Veranstaltern klar sagen.