Shirin David hat am 19. November ihr zweites Soloalbum "Bitches brauchen Rap" veröffentlicht, nachdem sie es Anfang September verschieben musste. Snippets aus allen Songs stellte sie ihrer Community bereits auf Youtube vor und verriet dabei, dass einige Tracks auf der Platte Details über sie als Künstlerin preisgeben, die bislang noch nicht bekannt waren.
Wenn man genau zuhört, dann dürfte wohl der letzte Song der insgesamt 15 auf dem Album enthaltenen der inhaltlich interessanteste sein. in "Bramfeld Storys" geht es in knapp neun Minuten um Shirins komplette Karriere, die sie auf Youtube begonnen hat. Sie beschreibt darin Höhepunkte und Niederlagen auf dem Weg zu der Erfolgsrapperin, die sie heute ist. Ein Aspekt dabei ist unter anderem auch der medienwirksame Streit, den sie mit ihrem Rap-Kollegen Shindy hatte.
Zunächst rekapituliert Shirin in dem Song ihre Kindheit mit ihrer Mutter und ihrer Schwester, ihr Vater hat die Familie verlassen. Sie erinnert sich an die Schulzeit und ihre Pubertät, wie statt Hausaufhaben auf einmal Jungs interessanter wurden. Ihren ersten Job in einem Schuhgeschäft nennt sie und erwähnt schließlich, dass sie durch Simon Desue ins Youtube-Business kam.
Die Szene sei am plötzlichen Fame zerbrochen, Shirin wandte sich kurz darauf bereits der Musik zu und produzierte 2015 ein Feature mit Ado Kojo, eine Coverversion von "Du liebst mich nicht". Zu dieser Zeit in ihrem Leben rappt sie jetzt:
Damit könnte sie Chris Manazidis meinen, der Webvideoproduzent, Comedian und Teil des Youtube-Trios Bullshit TV war. Seinerzeit war Shirin mit ihm zusammen, eine der wenigen Beziehungen, die sie überhaupt in der Öffentlichkeit bekannt machte.
Die ersten Berührungspunkte mit Rap hatte Shirin schon 2015, wie sie in "Bramfeld Storys" weiter verrät, war sie damals mit Rap-Legende Kool Savas gemeinsam im Studio, wegen unterschiedlicher Geschmäcker sei die Zusammenarbeit allerdings nie zustande gekommen.
Stattdessen folgten die ersten Disses aus der Deutschrap-Szene: "Kurdo, danach Farid. Jeder diskutiert, wie echt die Kurven an meinem Arsch sind", rappt sie dazu und kommt auf ihre umstrittene Zeit bei "DSDS" zu sprechen. Dort saß sie in einer Staffel in der Jury, gemeinsam mit unter anderem Dieter Bohlen, Schlagersängerin Michelle und H.P. Baxxter. Die Medien gingen nach ihren TV-Auftritten vor allem auf ihr auffälliges Styling ein, ihre Mitjuroren und Zuschauer trauten ihr offenbar kein Musikverständnis zu. Sie rappt: "Sitz' bei 'DSDS' und beurteil' in den Castings, aber die reden mir rein in die Frisur, 'Änder deinen Haarschnitt!' Scheinbar war ich zu blond für Michelle und H.P. Baxxter. Bisschen Beef mit Dieter, nur weil RTL gehetzt hat."
Nach dieser Erfahrung, die Shirin zwar als "beste Schule", aber auch als "schlimmste Zeit" betitelt, habe sie nur noch das machen wollen, was ihr wirklich Spaß mache und konzentrierte sich weiterhin auf die Musik. 2018 traf sie sich dazu mit Shindy und ihren heutigen Songschreiber Laas:
Shindy trennte sich seinerzeit von seinem ehemaligen Label Ersguterjunge und hatte Probleme, aus dem Vertrag mit Arafat Abou-Chaker und Bushido herauszukommen, die beide als Manager an ihm festhalten wollten. Schließlich gründete er sein eigenes Label, der Einfluss Arafats verbot es aber offenbar, dass gemeinsame Songs von Shindy und Shirin David erschienen sind. "Bin zum ersten Mal involviert in die Deutschrap-Politik. Hatte keinen Bock mehr, macht eure Filme bloß ohne mich. In dieser Zeit lief für mich wenig positiv", erinnert sich dazu die gebürtige Hamburgerin.
Danach geht die Interpretin auf den Streit mit Shindy ein, der 2019 entfachte. Sein Track "Affalterbach" ging damals mit Shirins Stimme online, obwohl sie das Feature abgesagt hatte. Zu Bedenken, die sie bei der Zusammenarbeit hatte, habe der "Affalterbach"-Interpret laut Shirin geantwortet: "Alles klar Beyoncé, bleib besser zu Hause Du Spinnerin." Shindy behauptete zusätzlich, dass sie die Absage in letzter Sekunde erteilt hätte. Der Song musste letztlich gelöscht und einer anderen Frauenstimme neu veröffentlicht werden. Nun verrät Shirin dazu im Song wichtige, bislang unbekannte Einzelheiten:
In diesem Jahr konnten sie den Streit offiziell beilegen, auf "Bitches brauchen Rap" findet sich sogar ein Part von Shindy im Song "NDAs".
Shirin beschrieb mit "Bramfeld Storys" erstmals, wie schwer es eine Frau im eh schon harten Deutschrap-Business hat. Sie hat mittlerweile die Möglichkeit dazu, weil sie sich eine gewisse Plattform aufgebaut hat. Dass das alles nur die Spitze des Eisberges gewesen ist, deutet Shirin am Ende des Songs an: "Hab' nicht alles erzählt, nur einen kleinen Teil, damit ihr versteht, wie sehr sie dich testen, stehst du einmal im Spotlight."
(cfl)