Vor genau einem Jahr, im Oktober 2021, sorgte Gil Ofarim für deutschlandweites Aufsehen. Grund war ein Video, in dem er einen Hotelmitarbeiter beschuldigte, ihn aufgrund seiner Davidstern-Kette nicht einchecken zu lassen. Sichtlich aufgebracht und entsetzt berichtete Ofarim, der israelische Wurzeln hat, über den ihm angeblich entgegengebrachten Antisemitismus. Es folgte er große Welle der Solidarität, Hunderte protestierten vor dem Hotel.
Doch dann nahm der Fall eine Wendung – und Ofarim wurde vom Opfer zum Täter. Der beschuldigte Hotelmitarbeiter zeigte den Sänger aufgrund von Verleumdung an, woraufhin die Überwachungskameras überprüft wurden. Auf denen ist kein Davidstern zu sehen. Im September 2022 wurde die Anklage gegen Ofarim wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung zugelassen, am 24. Oktober soll der Hauptprozess beginnen.
Zeitgleich steht der Sänger nun nach langer Zeit wieder auf der Bühne. Nicht nur ein Auftritt, sondern eine ganze Tour findet aktuell statt. Bei seinen ersten Shows ist jedoch spürbar, wie die Vorwürfe seine Karriere beeinflusst haben.
Für 30 Euro ist Gil Ofarim nun wieder live zu hören und zu sehen. Am 6. Oktober startete seine "Alles auf Hoffnung"-Tour in Aachen und wird am 12. November in Essen enden. Seinen zweiten Auftritt hatte Ofarim im Kubana in Siegburg nahe Bonn. Wie die "Welt" berichtete, waren in dem kleinen Club, der auch als Sportcenter fungiert, etwa 100 Menschen anwesend – womit die Location nicht einmal zur Hälfte gefüllt war.
Dennoch zeigte der Künstler, dass auch das für ihn besonders ist. Kurz vor 21 Uhr habe er sich daher bei Veranstalter Jürgen bedankt, der so mutig gewesen sei, Ofarim auftreten zu lassen. Egal sei es ihm gewesen, was die Leute über Ofarim schrieben oder sagten. Das sei nicht selbstverständlich, weshalb er sehr dankbar sei, habe der Sänger betont. Direkt darauf habe er das Lied "Der Held in unserem Film" angestimmt und eingeworfen, dass Jürgen dieser Held sei.
Auch in Trier spielte Gil Ofarim am 9. Oktober in einem kleinen Klub, wo er einen Instagram-Livestream startete. Darin sagte er, er habe "ein großartiges Publikum hier am Start", das "echt Bock" habe und hart feiere. Alle seien "dankbar und stolz"
Gemeinsam mit seinen Fans habe er eine "riesen Zeit auf Tour", schwärmte er und ermutigte die Fans bei Instagram daraufhin, noch Tickets zu kaufen. Sie sollten "keine Angst" haben, die Tour finde statt.
Dann sang er und das recht kleine Publikum sang mit, lachte, jubelte und hielt Smartphone-Taschenlampen in die Luft. In den Kommentaren des im Nachhinein veröffentlichten Livestreams sammelte sich daraufhin großes Lob. Er habe die Bühne "abgerissen" und "die pure Freude" ausgestrahlt. Für einige hätte es "noch Stunden weitergehen können" – von Kritik weit und breit keine Spur. Seine Davidstern-Kette trug er an diesem Abend um den Hals.
Doch inmitten seiner Tour wird sich Gil Ofarim allerdings auch dem Prozess gegen ihn widmen müssen. Am 24. Oktober beginnt der Hauptprozess am Landgericht Leipzig laut dem "Tagesspiegel", zwei Tage vorher spielt er noch in Stuttgart, drei Tage später in Regensburg. Womöglich setzt er auch dort "Alles auf Hoffnung".
(crl)