Seit fast 25 Jahren gibt es die RTL-Quizshow "Wer wird Millionär?" nun schon. Unzählige Teilnehmende zockten in dieser Zeit mit Günther Jauch um Geld, erzählten verrückte Anekdoten aus ihrem Leben und hatten noch verrücktere Ideen, was sie mit einem möglichen Gewinn anfangen könnten.
Aber den wahrscheinlich kuriosesten Plan der "WWM"-Geschichte präsentierte am Dienstagabend beim "Wer wird Millionär?"-Weihnachts-Special Cedric Polzin.
Denn der 22 Jahre alte Magdeburger erklärte, sich mit seinem erspielten Geld ein eigenes Mausoleum bauen zu wollen. "Das ist dieser überhöhte Geltungsdrang. Ich will nicht, dass die Menschheit mich los wird, selbst wenn ich tot bin", erklärte der Projektmitarbeiter im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.
"Man soll sich ewig mit Hilfe eines steingewordenen Zeugen der Vergangenheit an Sie erinnern. Aber nicht so wie bei Lenin, wo man die nächsten Jahrzehnte vorbeidefilieren muss?", fragte Jauch.
"So eine aufgezwungene Erinnerungskultur, obwohl ich nichts gemacht habe… klar, warum nicht?", erklärte Polzin, was für Heiterkeit im Publikum sorgte.
Und tatsächlich zockte der Magdeburger derart überzeugend, dass der Traum vom monumentalen Grabmal immer realistischer wurde. Mit noch vier Jokern in der Hinterhand schaffte er es bis zur 64.000-Euro-Frage. Und die war richtig fies.
Wie viel Prozent der Mütter von Kindern unter drei Jahren waren 2022 hierzulande berufstätig?
Aber weder der Publikums-Joker noch seine Chefin am Telefon konnten dem Kandidaten weiterhelfen.
Als er dann den Zusatz-Joker einsetzte, erhob sich erst nach quälend langer Zeit ein einziger Mann, der dann lediglich schätzte, dass es knapp 40 Prozent sein könnten. Doch Polzin störte das nicht. "Herr Jauch, wir nehmen jetzt C!", sagte er energisch. Ein Raunen ging durch das Publikum, seiner Freundin stand der Schreck ins Gesicht geschrieben. "Das hätte ich nie, nie, nie riskiert!", wunderte sich Günther Jauch. Doch die Antwort war richtig, der Jubel groß.
Bei der 125.000-Euro-Frage stieg Polzin dann aus. "Mit 64.000 Euro kann man sich ja schon ein kleines Mausoleumchen basteln", erklärte er zum Abschied.
Eine Besonderheit beim Weihnachts-Special war, dass jede Kandidatin und jeder Kandidat sich zu Beginn für eine Christbaum-Kugel entscheiden durfte, in der sich ein zusätzlicher Joker befand. Hannah Reinmoser zog dabei den "Jauch-Joker", was bedeutete, dass sie den Moderator bei einer Frage nach seiner Meinung fragen durfte.
Was sich für die Sonderpädagogin aus Freising bei der 64.000-Euro-Frage als sehr wertvoll erwies.
Von welchem Künstler existieren heute weniger als 20 Gemälde, die zweifelsfrei ihm selbst zugeschrieben werden?
Jauch leitete gekonnt ab, dass es sich dabei nur um Leonardo da Vinci handeln konnte. Reinmoser nahm die 64.000 Euro mit und verließ das mit Christbäumen weihnachtlich geschmückte Studio, in dem Kunstschnee von der Decke rieselte.
Allerdings stellt sich die Frage, wann die fast vierstündige Mammut-Sendung tatsächlich aufgezeichnet wurde. Denn Kandidat Steffen Schumann aus Oldenburg ist nicht nur Lehramtsstudent, sondern auch Vorstandsreferent im Bundestag für die Partei Die Linke.
In seiner Telefon-Joker-Liste tauchte Amira Mohamed Ali auf, die er als Vorsitzende seiner Partei vorstellte. Auch Jauch bezeichnete die Politikerin als Partei-Vorsitzende, allerdings hat Mohamed Ali Die Linke schon am 23. Oktober verlassen, um sich dem Verein BSW – Für Vernunft und Gerechtigkeit anzuschließen, der die Gründung einer neuen Partei um Sahra Wagenknecht anstrebt. Bei Social Media herrschte zeitweise Verwirrung.
Das Weihnachts-Special wurde also offenbar schon vor mehr als zwei Monaten aufgezeichnet. Dass die weihnachtliche Stimmung trotzdem so authentisch rüberkam, muss man allen Beteiligten und dem teilweise in Weihnachtspullovern gekleideten Publikum hoch anrechnen.
Schumann löste nach anfänglichen Problemen die 32.000-Euro-Frage und stieg dann aus, ohne weiter zu zocken. "Ein Linker, der sehr konservativ an Gelddinge herangeht", stellte Jauch fest.
Alle Kandidat:innen räumten am Dienstag ordentlich ab, den erfolgreichsten Auftritt legte aber Jens-Peter Voigt hin. Zunächst erzählte der bei der Deutschen Bahn angestellte Ingenieur aber erstmal, dass seine Schwester in den 1980er Jahren für Jauch geschwärmt und sich sogar Bilder des Moderators aus der Fernsehzeitung ausgeschnitten hatte.
"Was heute Justin Timberlake ist, waren Sie für meine Schwester", berichtete er. Jauch winkte in die Kamera und grüßte die Schwester. "Hätte das etwas mit uns werden können?", fragte er.
Beantwortet wurde die Frage nicht, denn die als Telefon-Joker vorgesehene Schwester kam nicht zum Einsatz. Stattdessen bemühte der Münchner den Jauch-Joker – bei der 500.000-Euro-Frage.
Was kommt typischerweise bei der so genannten Objektmanipulation zum Einsatz?
Jauch erklärte, den Begriff "Objektmanipulation" noch nie gehört zu haben. "Ich habe da eine ziemlich eindeutige Empfehlung, nämlich die Dinge auf sich beruhen zu lassen", sagte er und riet vom Zocken ab.
Voigt hatte aber eine Vermutung und glaubte, Objektmanipulation irgendwie mit Jonglierbällen und Diabolos in Verbindung bringen zu können. "Ach, Herr Jauch, ich sitze nur einmal hier auf dem Stuhl. Ich probiere mal A", sagte er, was angesichts der auf dem Spiel stehenden Summe für ein Raunen im Publikum sorgte.
Tatsächlich waren die Jonglierbälle und Diabolos aber die richtige Lösung. "Sie sind wahnsinnig, Sie sind wahnsinnig", jubelte Jauch, der sichtlich Spaß mit dem risikofreudigen Kandidaten hatte. Bei der Millionen-Frage wollte Voigt sein Glück dann aber nicht überstrapazieren.
Zwar hatte er eine Vermutung, dass das gesuchte Gewässer mit einer durchschnittlichen Tiefe von 50 Metern die Ostsee sein könnte, aber er entschied sich dafür, die 500.000 Euro nicht mehr zu riskieren. Dass die Ostsee tatsächlich die richtige Lösung gewesen wäre, wird er verschmerzen können.