Sobald Boris Becker seine Zeit im Gefängnis abgesessen hat, ist er nach Ablauf der Bewährung wieder ein freier Mann. Das könnte man zumindest meinen. Doch wird sich für ihn danach möglicherweise einiges ändern. Nach dem Urteil für den Tennis-Star folgt nun der nächste Dämpfer.
Dem inhaftierten Boris Becker könnte nach Verbüßung seiner Haftstrafe nämlich die Ausweisung aus dem Vereinigten Königreich drohen, wie "Daily Mail" am Donnerstag berichtete.
Der dreimalige Wimbledon-Champion sitzt derzeit im Gefängnis HMP Wandsworth, nur 3,8 Kilometer vom Centre Court – dem Haupttennisplatz der Wimbledon Championships in London – entfernt. Wegen Insolvenzverschleppung wurde er zu 2,5 Jahren verurteilt, die Hälfte der Zeit darf er in Bewährung auf freiem Fuß abbüßen. Ob er danach in seine Wohnung in London zurückkehren kann, ist allerdings fraglich.
In die Quere könnte ihm die rechtliche Lage in Großbritannien kommen: Ausländische Staatsangehörige, die eine Haftstrafe von mehr als 12 Monaten verbüßen müssen, werden dort nach Angaben des Innenministeriums nämlich häufig "zum frühestmöglichen Zeitpunkt" abgeschoben. Der Grund: Es diene "dem öffentlichen Wohl". Becker muss mindestens die Hälfte seiner Haftstrafe im Gefängnis absitzen, ehe er einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen darf. Die Mindestinhaftierungsdauer von zwölf Monaten würde damit also überschritten.
Sollte Becker tatsächlich abgeschoben werden, dürfte das ein tiefer Schlag in die Magengrube für den Star sein. Er lebt bereits seit 2012 im Westen Londons. Dass er bisher nie einen Antrag auf Einbürgerung gestellt hat, dürfte er nun bereuen. Besonders bitter: In der Vergangenheit hatte die Tennis-Legende bereits mehrfach angekündigt, den Antrag stellen zu wollen. Das erste Mal bereits vor sieben Jahren.
Beckers Rechtsbeistand besitzt noch die Möglichkeit, Berufung gegen das Strafmaß einzulegen. Bis dies geschieht und ein Gericht über einen solchen möglichen Antrag entscheidet, müsste Becker weiter in Haft verbleiben.
Derzeit dürfte sein größtes Problem jedoch sein, die Zeit im Gefängnis zu überstehen. Neue Insassen, die in das Wandsworth-Gefängnis eingeliefert werden, müssen bei ihrer Ankunft aufgrund der anhaltenden Covid-Beschränkungen sieben bis zehn Tage im "Einweisungstrakt" des Gefängnisses bleiben. Danach kann Becker in den normalen Trakt verlegt werden.
Bis Becker im Gefängnis wenigstens sinnvollen Tätigkeiten nachgehen kann, werden noch mindestens sechs Wochen vergehen, wie "Daily Mail" berichtet. Neue Insassen müssen sich in dieser Zeit gut benehmen, bevor sie etwa für eine Arbeitstätigkeit in Frage kommen.
Wandsworth ist auch ein Untersuchungsgefängnis, in dem Straftäter nur vorübergehend inhaftiert werden. Die meisten werden später an einen anderen Ort verlegt. Es ist also unwahrscheinlich, dass Becker seine gesamte Haftzeit dort absitzen muss. Da er keine Gewalttaten begangen hat, wird die Tennis-Legende in den kommenden Monaten wahrscheinlich in ein "weicheres" Gefängnis mit weniger Sicherheitsvorkehrungen verlegt werden.
(ast)