So offen, wie in seinem Buch "Career Suicide" hat man Bill Kaulitz wohl noch nie über sein Liebesleben sprechen gehört. Allerdings dreht sich in der Biografie auch viel um Bills Zwillingsbruder Tom – und auch, wenn es um dessen Beziehungen geht, ist Bill schonungslos ehrlich und offen. Schnell wird klar, dass der Tokio-Hotel-Sänger nicht mit allen Frauen an der Seite seines Bruders zufrieden war.
Im Frühling 2009 lernte Tom eine Frau – es war wohl Ria Sommerfeld – kennen, mit der es erstmals nach etwas Festem aussah. Er schien tatsächlich verliebt zu sein, wie Bill in seinem Buch feststellte. Plötzlich blieb Tom über Nacht weg und Bill und Kumpel Gühne verbrachten plötzlich mehr Zeit ohne Tom in ihrem gemeinsamen Loft. Wie ernst es Tom tatsächlich war, wurde bereits wenige Wochen nach dem Kennenlernen deutlich – auf einmal bekam er Zweifel an der Karriere als Musiker.
Bill schreibt, sein Bruder habe plötzlich alles infrage gestellt. "'Vielleicht sucht ihr euch einfach einen anderen Gitarristen! Es geht doch sowieso vordergründig um dich. Ich hab keinen Bock mehr. Ich mag das doch gar nicht, diesen ganzen Kram – Fotoshootings und der ganze Mist. Ich kann ja immer mal kommen, um live zu spielen, aber ich will den ganzen Zirkus nicht mehr', offenbarte er mir, als wir am Hotel eine Zigarette rauchten", berichtet Bill.
Tom habe einfach keinen Gefallen mehr an ihrem Leben gefunden, der Druck durch die Medien und die Stalker hätten ihn immer mehr belastet.
Zu dieser Zeit wurde das Zuhause der Kaulitz-Zwillinge in der Nähe von Hamburg von Fans massiv belagert. Auch ihre Familie und Freunde konnten kaum einen Schritt vor die Tür machen, ohne bespuckt oder irgendwie anders belästigt zu werden. Deshalb wurden Bill und Tom 24 Stunden am Tag von Securitys bewacht. "Kein Wunder, dass Tom da keinen Bock mehr drauf hatte. Als er sich plötzlich verliebt hat und ihm ein anderes Leben die Tür aufmachte, wirkte unsere Welt hingegen abstoßend, absurd, einsam – kalt!", zeigte sich Bill in seinem Buch verständnisvoll.
Liebe und Erfolg könnten nicht am gleichen Ort existieren, habe ihm mal jemand gesagt, schreibt Bill weiter. Vielleicht sei das der Grund, weshalb er für immer alleine bleibe.
Doch den Plan, sich von der Band abzuwenden, verwarf Tom dann doch. Stattdessen ergriffen die Brüder gemeinsam die Flucht.
Ende 2010, da waren die Zwillinge 21 Jahre alt, zogen sie mit Sack und Pack nach Los Angeles. Neben den Hunden waren auch Bills und Toms Mutter und der Stiefvater dabei – und auch Toms Freundin, wenn man früheren Medienberichten glaubt.
In Bills Biografie heißt es, dass Tom mit seiner Freundin in einem Zimmer im Erdgeschoss der gemeinsamen Villa in L.A. lebte. Direkt nebenan richteten sich die Brüder ein kleines Studio ein und tüftelten fleißig an Musik. Sie waren plötzlich wieder so in ihrem Element, dass die Familie und sämtliche anderen Beziehungen darunter zu leiden hatten, wie Bill weiter beschrieb. "Toms Freundin fühlte sich, so schien es mir, ausgeschlossen und vernachlässigt. Jetzt, wo die erste Verliebtheit verflogen war und sich zu Liebe entwickeln musste, blieb wohl nicht viel übrig außer einem Gefühl der Verantwortung füreinander", ging Bill mit der Liebe seines Bruders hart ins Gericht.
Im Oktober 2014 erschien dann ihr Album "Kings of Suburbia". Für die Jungs ging es erstmals nach langer Zeit wieder nach Deutschland. Nach ihrer absolvierten Promo-Reise und einem Abstecher in ihre alte Heimat Loitsche, fuhren sie zurück nach Los Angeles. Dort stand für Bill und Tom ein Umzug an – der dritte innerhalb der Stadt, wie Bill schreibt. Doch dieses Mal war etwas anders. Die Jungs waren nur noch zu zweit. Keine Frau mehr an Toms Seite. Mit den Worten "Umbruch, Aufbruch, Herzbruch, Verrat", beschreibt Bill die damalige Zeit und offenbart weiter:
Warum die Ehe tatsächlich zerbrochen war, wann die Hochzeit überhaupt stattgefunden hatte – darüber verliert Bill in seinem Buch allerdings kein Wort.
Doch es scheint nicht die letzte gescheiterte Beziehung vor der Ehe mit Heidi Klum gewesen zu sein. Nachdem sich Tokio Hotel musikalisch neu erfunden hatte, zwischendurch in Deutschland an neuer Musik gearbeitet wurde, zogen Bill und Tom irgendwann aus ihrem Appartement in Downtown L.A. in ein möbliertes Haus in den Hills und kümmerten sich mal wieder um ihr Privatleben. Bill schreibt:
Nur Bill wollte nicht hinnehmen, dass Tom in sein Unglück rennt. "Ich versuchte ihn mit schlauen Tipps und Weisheiten vor dem Abgrund zu bewahren. Doch Tom schlidderte mit Vollgas immer tiefer in Richtung Schlucht", beschreibt Bill die damalige Situation.
Je mehr Bill versuchte zu intervenieren, desto mehr entfernten sich die Brüder voneinander. "Zum ersten Mal überhaupt in unserem Leben entzweite uns ein anderer Mensch so sehr, dass wir uns fast für immer verloren hätten", schreibt er weiter.
Sie seien so wütend aufeinander gewesen, dass sie sich fast nicht mehr in die Augen schauen konnten. "Wir sagten brutal grausame Dinge, die zwischen uns früher unaussprechlich gewesen wären", schildert er. Die Lage spitzte sich immer weiter zu, sodass die Brüder ständig gestritten hätten. Tom habe Bill als eifersüchtigen und missgünstigen Narzissten beschimpft, heißt es weiter. Bill hingegen konterte mit ebenfalls harten Worten und setzte seinem Bruder die Pistole auf die Brust:
Er sei völlig davon überzeugt gewesen, Tom aus seinem Leben zu schneiden, sie seien so "zerrüttet und emotional voneinander getrennt" gewesen. Nachdem sie sich also die schlimmsten Beleidigungen und Verfluchungen an den Kopf geworfen hatten, herrschte Stille, wie Bill weiter schreibt. Dann habe er zu einem letzten, eindringlichen Appell angesetzt: Es gebe eine Frau da draußen, die ihn bedingungslos liebt, den Tom, der er wirklich sei. "Das, was du da gerade durchmachst, ist keine Liebe. Das ist Folter", beendete Bill seinen Vortrag. Tom habe darüber nur arrogant gelacht und gegrummelt, dass solch eine Frau erst noch erfunden werden müsste.
Noch in derselben Nacht trat dem Buch zufolge Heidi Klum in Toms Leben – und sorgte damit wohl auch dafür, dass die Brüder sich nicht wegen einer Frau endgültig entzweiten.
(jei)