Kaum hat man sich an die Rückkehr von Stefan Raab und seine neue Show "Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab" (kurz: "DGHNDMBSR") ein bisschen gewöhnt, gibt es schon wieder eine Änderung. Nicht mehr Elton leitet die Spiele, sondern ein anderer RTL-Moderator.
Aber sein Auftritt im Spielshow-Teil kommt erst später. Die erste halbe Stunde der Show gehört Raabs Stand-up zu aktuellen TV-Themen. Big Brother sei wieder da. "Oder wie wir sagen: Dschungelcamp für ganz Arme", feixt Raab. Dass der öffentlich-rechtliche Kultursender 3Sat abgeschaltet wird, findet er schlimm. "Alle Zuschauer sind entsetzt, alle 2".
Er wendet sich an die 249 deutschen Milliardär:innen – eine neue Rekordzahl. "Grüße gehen raus, wir sehen uns beim nächsten Jahrestreffen". Und er nennt Politikerin Sahra Wagenknecht "Helene Fischer des Kommunismus".
Und dann arbeitet er sich an seinem Kollegen Kai Pflaume ab. Raab hatte in der vergangenen Woche aufgerufen unter Pflaumes letzten Insta-Post, wo er einen Schnurrbart trägt, zu kommentieren. Doch Raab stellt enttäuscht fest:
Spielverderber mag Raab gar nicht. Und so startet er einen neuen Versuch. Kai Pflaume krebse ja dauerhaft unter eine Million Followern auf Insta herum. Er wolle ihm helfen, die Million zu knacken. Darum hat Raab ein Lied geschrieben und performt es auch. "Folgt dem Kai / Er hat nicht mal eine Million Insta-Follower und das ist so traurig. It's never too late to try – also bitte folgt dem Kai."
Nach 35 Minuten geht es dann in den Spielteil. Denn die Raab-Show ist ein seltsamer Hybrid aus TV-Total-Stand-Up, "Wer wird Millionär?" und "Schlag den Star".
Als erster Kandidat ist Mark, 30, Polizist aus Ludwigsfelde dran. Die Frage nach einem TV-Moderator, dessen Gesicht mit Filter verfremdet wurde, kann er bei der Wiederholung des Clips lösen, weil als Quelle der Instagram-Account von Jan Hofer deutlich lesbar angegeben ist. Bei der Frage nach dem Land, dessen Fahne als Union Jack bezeichnet wird, patzt er aber: Es sind nicht die USA, sondern UK. Also stimmt Raab den Loser-Song an: "Du gehst heute leider leer nach Haus."
Zweiter Kandidat ist Louit. Der Backpacking-Reiseverkäufer war als Darsteller schon bei Soko Leipzig und in der Werbung von Dr. Oetker zu sehen. Nebenbei jobbt er auch beim Kindernotdienst. Er tut sich schwer bei einer älteren Dame, die den Text von "Bauch Beine Po" vorliest.
Raab bietet ihm schließlich sogar 50 Euro an, wenn er nicht die falsche Titel-Antwort "Wildberry Lillet" nimmt. Denn den 50:50-Joker gebe es ja nicht. "Da musst Du zur Konkurrenz gehen", verweist er auf "Wer wird Millionär?". Louit schafft es schließlich.
Die Frage danach, wer im Auenland heimisch ist, weiß er hingegen schnell: die Hobbits, nicht Zwerge, Elben oder Könige. Dann kommt das Actionspiel.
Bei den ersten drei Ausgaben von Stefan Raabs neuer Show hat Elton die Spiele geleitet. RTL hatte aber angekündigt, dass die Spielleiterrolle wechselt. In der vierten übernimmt nun Jan Köppen, der sonst zum Beispiel zusammen mit Sonja Zietlow das Dschungelcamp moderiert. "Wenn mich einer der besten Freunde von Kai Pflaume und größter Influencer Deutschlands um einen Gefallen bittet, dann sag ich nicht nein", witzelte Köppen vorab.
Köppen erledigt seine Sache routiniert und gut. Aber unauffällig. Die Zuschauer:innen auf X sind verwirrt, teils auch enttäuscht. "Wo ist Elton?", fragt sich eine:r von ihnen.
Kandidat Louit hat es bis in die Spielrunde geschafft. Es geht zum Bogenschießen auf aufsteigende Luftballons. Überraschenderweise muss Raab dort eine Niederlage einstecken. Dabei hatte Kommentator Cornelius Küpper das Spiel sogar noch "Raabin Hood" genannt.
"Muss ich zugeben, war ich schlecht", sagt Raab zerknirscht. Er habe wohl "einen Knick in der Optik" mutmaßt der Entertainer. Allerdings fliegt Louit dann in der nächsten Runde. Bei der Frage nach dem Fußballnationalspieler, der am meisten Länderspiele für Deutschland absolviert hat. Louit spricht selbst vom "Rekordnationalspieler" Lothar Matthäus und entscheidet sich dann doch für Miroslav Klose, was ihm den Spott und den Song von Raab einträgt.
Als letzter Kandidat schafft es Nima Djavid zu Raab an den Tisch. Er kennt Raab noch von früher: Vor 23 Jahren war er bei "TV Total" für den Spott-Preis "Raab der Woche" nominiert. Weil er als Student und Hobby-Moderator bei TM3 in einem Quiz vor Nervosität sowohl Fragen als auch Antworten vorgelesen hat. Im späteren Leben wurde er Lehrer, mittlerweile ist er DJ. Raab stellt die typische Elternfrage. "Kann man davon leben?" Trockene Antwort: "Nö."
Als DJ legt er hauptsächlich Afro-House auf. Vielleicht erklärt das, warum er sich überraschend schlecht mit dem Mainstream auskennt. Er kommt nur mit Mühe darauf, dass "The Tortured Poets Department" von Taylor Swift und nicht von Katy Perry, Lady Gaga oder Pink ist.
Einfacher tut er sich mit der Frage, was ein Emu ist. Er weiß: ein flugunfähiger Vogel, kein Rind, kein Tintenfisch, kein Erdmännchen. Als dritte Disziplin geht es auch hier von den Fragen in die Spiele.
Diesmal hat die Band bekannte Songs in anderen Genres arrangiert. "Smells like Teen Spirit" und "Highway to hell" beswingt. Oder Beyoncés "Crazy in Love" stark nach Super Mario klingend. Gar nicht so einfach, stellen die beiden Kandidaten fest. Stefan Raab betont:
"Das macht einem einen Knoten in den Kopf", sagt Köppen. Raab gesteht übrigens nebenbei, dass er "Highway to hell" bereits bei der Probe gehört und erkannt hat. Zufällig, weil er zu früh im Studio war. Er habe aber extra darauf bestanden, dass das Stück im Quiz bleibt. Er fand die Version einfach zu gut. Aber er habe beschlossen, nicht aktiv mitzuraten in dieser Runde.
Am Ende gewinnt Raab 4:0, aber vor allem wegen der falschen Antworten seines Gegners.
Nicht nur, weil er gewonnen hat, ist das Musik-Spiel für den Komponisten und Musiker Raab ganz nach seinem Geschmack. Obwohl die Tröte das Ende der Sendung bereits angekündigt hat und der Kandidat die Bühne verlassen hat, will Raab nicht aufhören. "Ich habe eine Idee: Die Sendung ist eigentlich vorbei, aber wir sind ja im Streaming – scheißegal, wir machen weiter." Raabs Sendung läuft – zumindest bisher – ausschließlich im RTL Streaming.
Und so rät er mit Jan Köppen weiter. Und verspricht ihm: "Wenn Du gewinnst, darfst Du nochmal wieder kommen." Raab errät Totos "Rosanna" als Volksmusikversion und "Born in the USA" als esoterisch waberndes Stück. Köppen rät nichts, darf aber nächste Woche wohl trotzdem wieder moderieren.
(Ark)