Um die spanische Nationalmannschaft herrscht eigentlich gute Stimmung. Die Iberer gelten seit der teilweise berauschenden Gruppenphase der EM 2024 als Turnier-Favorit. Auch gegen Georgien im Achtelfinale konnte das spielstarke Team überzeugen. Gegen Gastgeber Deutschland zeigte sich Spanien dann unter enormem Druck abgezockt. Kurz vor Schluss gelang das Siegtor.
Vor dem Halbfinale am Dienstagabend gegen die schwächelnden Franzosen müsste also Euphorie überwiegen. Allerdings hat sich um den spanischen Kapitän ein störender Nebenschauplatz gebildet.
Álvaro Morata steht als Stürmer derzeit bei einem Turniertor, das er direkt im ersten Spiel beim 3:0 gegen Kroatien erzielte. In allen fünf Partien stand er auf dem Platz und spielte mindestens 67 Minuten, nur im bedeutungslosen Gruppenabschluss gegen Georgien wurde er spät eingewechselt.
Die Ausbeute könnte in einem derart offensiv ausgerichteten Team besser sein. In Teilen Spaniens wird die Leistung des Kapitäns schon länger eher negativ betrachtet. Morata hatte zuletzt schließlich angedeutet, nach der EM aus dem Nationalteam zurücktreten zu wollen – auch wegen "Unsinns-Kritik". Aufgrund der negativen Stimmung gegen ihn wolle er Spanien verlassen, drohte er.
Der Journalist Ulises Sánchez-Flor von der spanischen Onlinezeitung "El Confidencial" schrieb daraufhin einen weiteren, in der Wortwahl durchaus deftigen Text, der am Montag veröffentlicht wurde. Und auf den wurde Álvaro Moratas Ehefrau aufmerksam.
Sánchez-Flor hatte Morata als "Heulsuse" bezeichnet und ihm "unreifes und verwerfliches Verhalten" vorgeworfen. Der wahrscheinlich am härtesten formulierte Abschnitt:
Eine Analyse, die offenbar vor allem Moratas Ehefrau Alice Campello aufrüttelte.
Bei Instagram zitierte Alice Campello verschiedene Textstellen und schrieb in einer Story:
Sie bezeichnete den Autor als "Journalist von schlechter Qualität" und wirft ihm negative Stimmungsmache vor: "Es erstaunt mich, dass Sie, anstatt einen Spieler zu ermutigen, versuchen, ihn zu erdrücken. Wie kann ein Mensch das Maximum für sein Land geben, wenn er das Gefühl hat, dass niemand an ihn glaubt?"
Es ist natürlich nicht die Aufgabe von Medien, gute Stimmung zu verbreiten und Spieler zu motivieren. Auch bei Turnieren von nationaler Tragweite nicht. Campello übt in anderen Abschnitten aber auch nuanciertere Kritik, in denen sie etwa auf den Stil des Textes eingeht. Natürlich könne jede:r seine Meinung frei äußern. Aber es gebe auch andere Wege, Kritik zu üben.