Die Skibrille ist sein Markenzeichen – und Teil seines Namens: Ski Aggu in Berlin auf der Bühne.Bild: dpa / Annette Riedl
Rap
17.06.2023, 10:4330.06.2023, 12:30
Michael Ebenger
Der Berliner Rapper Ski Aggu sorgt im Moment mit dem Rap-Remake von Otto Waalkes' Song "Friesenjung" für einen der größten Hits des bisherigen Jahres und erklomm vergangene Woche die Chartspitze. Skis Aggus markanter Look aus Vokuhila, Skibrille und Sportklamotten wie Fußball- oder Fahrradtrikots sorgen für einen direkten Wiedererkennungswert. Doch wer ist der Berliner eigentlich?
Wer ist Ski Aggu?
Ski Aggu, mit bürgerlichem Namen August Jean Diederich, veröffentlicht seit 2018 Musik. Angefangen hat der Rapper damals bei der Plattform SoundCloud. Aggus erste Single über Spotify, "Weißwein und Pappbecher", erschien jedoch erst Ende 2020, zur Hochzeit der Corona-Pandemie. Sowohl in seinen ersten Songs, als auch heute, dreht sich bei dem Berlin-Wilmersdorfer viel um Party, Drogenkonsum und Vergleichen mit berühmten Sportlern wie Robert Lewandowski.
Mit "Party Sahne" sorgte Ski Aggu für einen der bekannteren Party-Hits des Jahres 2022. Das bekannte Sample des 2000er-Hits "Jerk It Out" der schwedischen Band Caesars sorgt natürlich für einen großen Teil des Erfolgs von "Party Sahne" – der inzwischen 43 Millionen Streams auf Spotify vorweisen kann.
Über Ski Aggu persönlich ist außer seinem Namen sehr wenig bekannt. Das "Berliner Kindl" selbst behauptet, 19 Jahre alt zu sein. An dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage darf aber gezweifelt werden. So rappt Ski Aggu in mehreren seiner Songs über ein angefangenes und abgebrochenes Studium. Einer seiner besten Freunde ist der Berliner Schauspieler und Musiker Adrian Julius Tillmann aka Ritter Lean, bekannt aus der Netflix-Serie "Biohackers". Da dieser 26 Jahre alt ist, wird sich sein Kumpel Ski Aggu wohl auch irgendwo in diesem Alterssegment befinden.
Weiter lebte Ski Aggu laut eigenen Angaben zwischenzeitlich in Irland und habe dort Brazilian Jiu-Jitsu praktiziert, wo er auch irischer White-Belt-Meister geworden sei (ein White Belt ist der erste Rang im Brazilian Jiu-Jitsu). Ob das wirklich in Irland gewesen ist, bleibt unklar, jedoch gibt Ski Aggu in dem Podcast "Edeltalk" einiges an Wissen über die brasilianische Kampfkunst preis.
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Aber es ist auch Ski Aggus am Anfang genannter Atzen-Look und Prolligkeit, die seine Fans faszinieren. Ob es einen weiteren Grund für die auffallende Skibrille gibt, außer sein Gesicht zu verdecken, ist unbekannt. Klar ist: Ski Aggu zeigt im Internet nie sein ganzes Gesicht. Wenn er mal ohne Brille zu sehen ist, dann nur verpixelt. Zu der Brille sagt der Rapper im "1LIVE Fragenhagel", dass sie nicht nervig sei, weil er es ja nicht anders kenne. Auf Social Media gibt Ski Aggu zudem regelmäßig Tipps, wie man "kostenlos" auf Konzerte kommt (also sich einschleicht), Bierflaschen an fahrenden Straßenbahnen aufmacht oder in Supermärkten klaut. Da hilft es natürlich, unerkannt zu bleiben.
Von Crazy Frog zu Otto Waalkes: Ski Aggus musikalische Einflüsse
In seiner Musik vermischt Ski Aggu Themen und Elemente der Berliner Rave- und Technoszene mit Hiphop und einem Touch von jugendlichem Leichtsinn. Nicht umsonst nennt der Berliner die italienische Eurodance-Legende Gigi D'Agostino und den fiktiven Techno-Frosch Crazy Frog als Inspiration. Eine Formel, mit der man in Zeiten von TikTok absolut durchstartet: Knapp über 200.000 Follower schauen sich die viralen Clips des Rappers dort an. Zum Vergleich: Auf Instagram bewegt sich Ski Aggu bei 142.000 Followern. Aber der "Friesenjung"-Rapper ist nicht nur Party: Auf seinem im März 2023 erschienenen Song "Mandala" beweist Ski Aggu beispielsweise seine Lovesong-Fähigkeiten.
Textlich setzt Ski Aggu auf viel Wortwitz und 2000er-Nostalgie. Im Interview mit dem "Tagesspiegel" sagt der Wilmersdorfer, er könne nicht singen, weswegen er sich mit "coolen Punchlines" abheben müsse. Dabei bleibt der Rapper aber auch nicht unkritisch: In "Ski Aggu Type Beat" rappt er beispielsweise: "Habe meistens was dabei, schrei': 'FDP' / aber mein' nicht die Partei" und auf "Partyticker" erkennt Aggu sein eigenes Privileg: "Grün-grüne Augen, blonde glatte Haare / Ich schwör' ich bin zu privilegiert (Warum?) / Weil ein weißer, deutscher Hetero die Bullen in Berlin nicht interessiert (H*rensöhne)."
Im selben "Tagesspiegel"-Interview nimmt Ski Aggu auch zu politischen Themen Stellung und spricht sich für einen "sozialeren Kapitalismus" und bedingungsloses Grundeinkommen aus. Kein Wunder, denn der Rapper möchte auch (mehr oder weniger ironisch) in die Politik gehen und Bundeskanzler werden. Seine Tour gab er den Namen "Wahlkampftour 2023" und präsentiert regelmäßig den Hashtag #SkiAggu2025.
Ein großer Teil der erfolgreichen Tiktok-Musik-Formel ist das Sampling, welches in der Hiphop-Kultur eine lange Tradition hat. Einige der größten Deutschrap-Hits der letzten Jahre bestehen zum Teil aus Samples von bekannten Pop-, Rock- und Dance-Songs der letzten 20 bis 30 Jahre. Einige Beispiele aus 2022 sind unter anderem BHZ, die auf "Powerade" den Song "Kids" von MGMT samplen. Luciano bediente sich für seinen Hit "Beautiful Girl" bei dem gleichnamigen Song von Sean Kingston. RAF Camora und Bonez MC rappen auf "Taxi" zu der Melodie von "Axel F.". Und auch Ski Aggu setzt bei "Party Sahne" und "Friesenjung" – zwei seiner erfolgreichsten Songs – auf Samples.
Im November des letzten Jahres sprach sich Ski Aggu aber auch etwas gegen den neuen Sample-Hype aus. Es "mache keinen Bock mehr", sagte er im Interview mit Aria Nejati. Dennoch erschien mehrere Monate später "Friesenjung", der auf dem gleichnamigen Song von Otto Waalkes basiert, welcher sich wiederum bei Stings "Englishman in New York" bedient. Mehrere Wochen "bettelten" Ski Aggu und Feature-Partner Joost in den sozialen Medien um die Freigabe des Samples und sorgten somit schon vor Release für einen großen Hype rund um "Friesenjung". Ganz plötzlich sagte Otto schließlich "Ja", ließ sich mit den beiden Rappern in mehreren viralen Clips und dem Musikvideo ablichten und der Spruch "Danke, Otto, danke" landete auf Merch von Ski Aggu.
Die ganze "Friesenjung"-Aktion könnte man vielleicht schon als Kommentar auf den "Sample-Hype" interpretieren: Ein Sample einer mehr oder weniger bekannten Persiflage auf einen Sting-Song steht nun auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Mit knapp 20 Millionen Streams, Platz eins der Spotify-Charts und knapp drei Millionen Klicks auf Youtube verbringen Ski Aggu, Joost und Otto sicherlich noch einige weitere Wochen in den deutschen Top-Ten.
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