Kurz vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin seiner Memoiren legt Prinz Harry eine beeindrucke Medien-Offensive hin. So zeigte der britische Sender ITV am Sonntagabend gegen 22 Uhr deutscher Zeit zunächst ein aufgezeichnetes Gespräch mit dem Royal, bevor gegen ein Uhr nachts der US-Kanal CBS mit "60 Minutes" nachlegte.
Bei dem US-Sender knüpfte Harry an einige explosive Aussagen aus seinem Buch an, dass aufgrund einer Panne bereits vorab in Spanien erschienen war. Thema bei "60 Minutes" war unter anderem Camilla, für die er nicht unbedingt positive Worte fand.
In seiner Autobiografie "Spare" schreibt Harry, sein Bruder William und er hätten Charles damals von der Hochzeit mit Camilla abgeraten, nun legt er noch einmal nach. "Wir dachten nicht, dass es notwendig war", erinnert er sich jetzt gegenüber Anderson Cooper mit Blick auf die Heirat. Und weiter:
Camilla hatte in Großbritannien lange einen schweren Stand, galt als Rivalin von Diana. Bereits in den 80er Jahren hatten Charles und sie eine Affäre. Harry erklärt nun, Camilla sei sehr darauf bedacht gewesen, ihr damaliges Image als "Schurkin" wieder reinzuwaschen – und dies wiederum habe sie "gefährlich" gemacht, da sie zu diesem Zweck Verbindungen zu Boulevardblättern knüpfte.
"Es bestand auf beiden Seiten eine offene Bereitschaft zum Informationsaustausch", hält Harry im Interview fest, bevor er zu einer besonders drastischen Aussage ansetzt: "Mit einer Familie, die auf einer Hierarchie aufgebaut war, und mit ihr auf dem Weg zur Königsgemahlin, war klar, dass deswegen Menschen oder Leichen auf der Straße zurückgelassen werden würden."
Eine dieser Leichen sei schließlich er selbst gewesen: "Camilla opferte mich ihrem persönlichen PR-Altar."
Auch über seine verstorbene Mutter äußert sich Harry im Gespräch. Diana war 1997 auf tragische Weise im Zuge eines Autounfalls verstorben. "Lange habe ich mich geweigert zu akzeptieren, dass sie weg war", gesteht der 38-Jährige. Er sei davon ausgegangen, dass sie irgendwann einfach anrufen und ihre Kinder wieder zu sich nehmen würde. William habe "ähnliche Gedanken" gehabt.
Mit 20 Jahren habe Harry dann den Polizeireport angefordert, um "Beweise" rund um den Unfall einzusehen: "Beweise, dass sie im Auto war. Beweise, dass sie verletzt wurde. Und der Beweis, dass genau die Paparazzi, die sie in den Tunnel gejagt haben, auch Fotos gemacht haben – Fotos von ihr, die halb tot auf dem Rücksitz des Autos lag".
Tatsächlich aber hat Harry noch heute nicht das Gefühl, alle Antworten zu Dianas Tod zu haben. Auf die entsprechende Nachfrage von Cooper antwortet er: "Ehrlich gesagt, nein. Ich glaube nicht. Und ich glaube auch nicht, dass mein Bruder glaubt, die Antworten zu kennen."
Nach dem Tod seiner Mutter habe sich Harry auch den Drogen zugewandt: "Ich griff in hohem Maße auf Alkohol zurück. Weil ich das Gefühl betäuben wollte, oder mich davon ablenken wollte, ... was auch immer ich dachte. Und ich griff auch zu Drogen."