Prinz Andrew, der wegen Missbrauchsvorwürfen mit einer Zivilklage konfrontiert worden war, hatte sich im Februar mit der Klägerin Virginia Giuffre auf einen Vergleich geeinigt: 12 Millionen Pfund (rund 14,4 Millionen Euro) soll der zweitälteste Sohn von Queen Elizabeth II. an die Klägerin zahlen, zudem weitere erhebliche Geldzahlungen an Giuffres Wohltätigkeitsorganisation leisten.
Woher das Geld kommen solle, darüber wurde bislang eifrig spekuliert. Denn eins ist klar: Prinz Andrew kann die Summe im Moment nicht persönlich aufbringen. Nun berichtete unter anderem "The Sun", dass Prinz Charles einen Großteil der außergerichtlichen Einigung zahlt.
Wie die britische Zeitung "Time" vorab berichtete, verfüge Andrew über kein nennenswertes Vermögen. Er erhalte seit einiger Zeit keine öffentlichen Gelder mehr, hieß es.
Spekuliert wurde, ob die Queen bei der Vergleichszahlung ihrem Sohn finanziell unter die Arme greifen könne. Diese verfüge nicht nur über ein beträchtliches Privatvermögen, sondern beziehe neben ihren privaten Einkünften als Staatsoberhaupt auch Zuwendungen der öffentlichen Hand.
In der britischen Bevölkerung wurden deshalb Forderungen laut, transparent zu machen, wie Prinz Andrew die Summe an Giuffre zahlen wolle. Man wolle sichergehen, dass keine Steuergelder für die Zahlungen verwendet werden.
"Es gibt ein Risiko, dass dies zulasten der Öffentlichkeit gehen wird", sagte der Labour-Abgeordnete Andy McDonald der BBC. "Wir müssen genau wissen, woher das Geld kommt."
In dem Bericht der "Sun" hieß es, dass Prinz Charles seinem Bruder die Millionensumme geliehen haben soll. Dafür habe er sogar einen Kredit aufgenommen. Und das, obwohl sich Andrews 11 Jahre älterer Bruder vorab von ihm distanziert habe. Schuld am Sinneswandel könnte laut der "Sun" das äußerst knappe Zahlungsziel von 10 Tagen sein.
Auch Queen Elizabeth II. soll aus eigener Tasche einen Teil der Entschädigung gezahlt haben. Zwei Millionen Pfund soll die 95-Jährige an den Wohltätigkeitsfond von Roberts Giuffre überwiesen haben. Der britische Steuerzahler soll nichts davon bezahlen müssen. Medien vermuteten bereits, dass die Queen ihrem Sohn zuletzt bei den Anwaltskosten finanziell geholfen habe.
Das Geld soll Andrew seiner Familie nach dem Verkauf seines Ski-Chalets, welches einen Wert von 18 Millionen Pfund habe, zurückzahlen.
Das britische Königshaus könne angesichts der Einigung einer Expertin zufolge aufatmen: Autorin Penny Junor bezeichnete den Deal als "riesige Erleichterung" für die Royal-Family. "Vor Gericht zu ziehen, hätte sehr, sehr hässlich werden können", sagte Junor der Nachrichtenagentur PA.
Giuffre hatte dem zweitältesten Sohn von Queen Elizabeth II. vorgeworfen, sie vor gut 20 Jahren als Minderjährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Sie sei vom US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein und dessen Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell dazu gezwungen worden. Andrew wies die Vorwürfe strikt zurück.
Die Einigung sei allerdings "im Wesentlichen ein Eingeständnis, dass etwas passiert ist", beurteilte der Rechtsexperte und ehemalige US-Bundesanwalt Neama Rahmani den Fall. Es wirke nun so, als sei der Royal über Jahre nicht aufrichtig gewesen, als er kategorisch geleugnet hatte, Virginia Giuffre überhaupt zu kennen.
(abd)