Vergangenen Mittwoch erschien auf Amazon Prime Joko Winterscheidts Mini-Dokuserie "Joko Winterscheidt Presents: The World's Most Dangerous Show". Darin widmet sich der Moderator intensiv dem Klimawandel und versucht, gemeinsam mit Expert:innen aus aller Welt Möglichkeiten zu finden, um diesem entgegenzuwirken – und muss sich im Zuge dessen immer wieder an die eigene Nase fassen.
So geht es in der dritten Folge "Imagewandel durch Klimawandel?" um Greenwashing. Der Begriff bezeichnet die Praxis, Produkte als nachhaltiger zu verkaufen, als sie tatsächlich sind. Beim Gespräch darüber konfrontiert die Journalistin Kathrin Hartmann Joko damit, dass auch sein Auftraggeber Amazon alles andere als klimafreundlich agiert.
"Gerade Amazon gehört zu den Unternehmen, die ganz schön viel Klimaschaden anrichten und CO2 in die Luft blasen", sagt sie. "60 Millionen Tonnen pro Jahr, das ist jetzt nochmal gestiegen. Weltretter sind sie wirklich nicht – sie sind Teil des Problems", erklärt Hartmann weiter. Joko verschlägt es zunächst die Sprache. "Das heißt, wir betreiben hier auch sowas wie Greenwashing?", fragt er schließlich, und bekommt als Reaktion ein entschuldigendes Lächeln.
Anschließend wird in einem satirischen Auftritt des Comedians Oliver Kalkofe Bezug auf Jokos Vergangenheit genommen. Denn dieser arbeitete selbst mit Unternehmen zusammen, die nicht gerade als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz gelten. "Ich habe gehört, du hast dein ökologisches Gewissen wiedergefunden?", steigt Kalkofe ein.
"Obwohl ich gar nicht wusste, dass du früher mal eins hattest!" Schließlich habe Joko bereits Werbung für "diese Schnellfresskette" gemacht, die "kontinentgroße Mengen an Verpackungsmüll, Fleisch und CO2" produziere und "Millionen von Menschen in die Fettleibigkeit" füttere.
Die Rede ist eindeutig von McDonald's: Joko nahm 2013 an einer Werbekampagne für den Fast-Food-Riesen teil, gemeinsam mit anderen Prominenten wie dem Schauspieler Moritz Bleibtreu und der Moderatorin Palina Rojinski. Dafür habe es bereits damals einen Shitstorm gegeben.
Etwa im selben Zeitraum wurde eine Folge von "Joko und Klaas: Das Duell um die Welt" veröffentlicht, in der Joko auf Wasserskiern hinter dem Kreuzfahrtschiff Aida herfuhr. Auch damit wird er in seiner Doku konfrontiert. "War auch ein ganz kleines bisschen Werbung für eine Art von Reisen, bei der ein einziges Schiff pro Tag so viel Öl verbraucht wie vergleichsweise 84.000 Autos", kritisiert Kalkofe.
"Wie soll ich hier ruhigen Gewissens weitermachen?", fragt sich Joko nach diesen Szenen, doch zieht das Projekt letzten Endes durch. Zwar stellt sich natürlich die Frage, wie ernst es Joko mit dem Klimaschutz ist, und ob er jetzt nicht nur auf den Nachhaltigkeitstrend aufspringt.
Auf der anderen Seite liegen die kritisierten Verhaltensweisen rund zehn Jahre zurück, und der Moderator porträtiert sich in seiner Doku nicht gerade als Klimaretter, sondern zeigt sich selbstkritisch. Außerdem zeigte er sich hinsichtlich Kreuzfahrten schon in der Vergangenheit mehr als kritisch. Sagte beispielsweise in einer früheren Podcast-Folge von "Alle Wege führen nach Ruhm", dass er nicht mehr wieder für das "Traumschiff" vor der Kamera stehen würde, wenn er dafür erneut das Kreuzfahrtschiff betreten müsse.
Hinzu kommt: Es dürfte wenige Menschen geben, die es in unserer aktuellen Gesellschaftsform tatsächlich schaffen, einen einwandfrei klimafreundlichen Lebensstil zu führen. Für Klimaschutz einsetzen darf man sich trotzdem.