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Rammstein: Katja Krasavice teilt bei "Stern TV" gegen Sänger Till Lindemann aus

ARCHIV - 18.06.2022, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Till Lindemann, Frontsänger von Rammstein, steht während des Deutschland-Konzerts auf der Bühne. (zu dpa «Misanthrop und Minnesänger - Rammstein-S ...
Gegen Rammstein-Sängerin Till Lindemann stehen aktuell Vorwürfe im Raum.Bild: dpa / Malte Krudewig
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Rundumschlag gegen Rammstein bei "Stern TV": Katja Krasavice teilt aus

08.06.2023, 17:5901.09.2023, 05:42
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Während feministische Proteste vor dem Münchener Olympiastadion gegen das Rammstein-Konzert am Mittwochabend stattfinden, kritisiert Reyhan Şahin die Band, die Branche und Till Lindemann. "Es ist der Gesamthabitus", sagt Şahin alias Lady Bitch Ray über Lindemanns Gewaltästhetik. Bei "Stern TV" diskutiert sie mit Katja Krasavice über patriarchale Machtstrukturen und sexualisierte Gewalt im Show-Geschäft.

"Das passiert immer wieder, vor allem im Showbusiness", sagt Ex-"DSDS"-Jurorin und Rapperin Krasavice. Auch YouTuberin Kayla Shyx schildert, was sie in Bezug auf die derzeit kursierenden Vorwürfe in Bezug auf Lindemann beobachtet hat. Die "Stern TV"-Redaktion unterstreicht ihre Geschichte mit Musikvideos und alten Konzertaufnahmen.

Volle Solidarität mit Betroffenen

Auch Krasavice und Şahin schildern, was Backstage auf Konzerten passiert. Es sei "kein Einzelfall", sagt Şahin über Männer im Musikgeschäft, "ich habe da ein Déjà-vu, weil es einfach ein bekanntes Phänomen ist, dass junge Frauen auf Konzerten rekrutiert werden und dann irgendwann aufwachen und nicht mehr wissen, was passiert ist". Krasavice und Şahin glauben den Betroffenen zu "Hundert Prozent".

Kayla Shyx, die selbst auf Rammstein-Konzerten war, erklärt, sie habe sich währenddessen als "Sexobjekt" gefühlt. Die Youtuberin war in die Sendung eingeladen, hat sich aber aufgrund der für sie fordernden Zeit laut Moderator Steffen Hallaschka "ein paar ruhige Tage" verordnet. Dafür räumt "Stern TV" ihr im Beitrag Platz ein. Und beweist auch, dass Straßenumfragen nicht zu jedem Thema eine gute Idee sind.

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Was ist Kunst, was Künstler?

Aufgrund der eingangs gezeigten Musikvideos, den Aussagen Betroffener und Lindemanns Gedichten behauptet Krasavice in Bezug auf Lindemann: "Er möchte nicht das Freiwillige, er will das Gezwungene und das ist krank." Hallaschka zitiert zuvor einige Zeilen aus einem Gedicht, in dem Lindemann beschreibt, wie eine Frau betäubt und vergewaltigt wird.

Inwieweit lyrisches Ich und Autor unterscheidbar sind, dazu hat Şahin eine klare Haltung, die auch auf Rapper mit misogynen und gewaltvollen Texten zielt: "Einerseits wollen sie authentisch sein, andererseits ist es das lyrische Ich." Das gehe für sie nicht zusammen.

Auch für den Verlag Kiepenheuer & Witsch in dem besagter Gedichtband erschienen ist, hat sie wenig übrig. Bereits 2020, als das Gedicht erschienen ist, war es für sie "sexistischer, Vergewaltigungsfantasien verherrlichender Dreck". Damals verteidigte der Verlag sich noch mit der Trennung zwischen Werk und Künstler. Vor einigen Tagen endete die Zusammenarbeit mit dem Sänger.

Grenzen der Provokation

Und ganz abgesehen von den Vorwürfen, fragt Şahin sich "was so eine Kunst außer der Verherrlichung von toxischer Männlichkeit und sexualisierter Gewalt für eine Wirkung haben soll?" Die Texte seien gewaltverherrlichend und nicht provokant, vor einigen Jahren sei diskutiert worden, ob Rammstein den Faschismus verherrliche. Der "Gesamthabitus" eben.

Hallaschka fragt, was legitime Provokation ist. Krasavice zieht die Grenze dort, wo man jemanden "damit angreift, psychisch oder körperlich". Şahin fügt an, "es ist ein ganz großer Unterschied, ob Frauen das aus einer Protesthaltung heraus machen" oder, ob es ein "alter, weißer" Till Lindemann mache. "Bitch" nennen sich beide aus einem antipatriarchalen "Umdeutungsgestus" heraus, so die promovierte Linguistin Şahin.

Konzert, "als wäre nichts gewesen"

Gefragt, was dieser #metoo-Aufschrei für den Schutz von Frauen vor Gewalt bringen werde, ist sie vorsichtig optimistisch: Zumindest, dass es "langfristig eine Veränderung geben wird. Sei es auch, dass diese Männer Schiss kriegen, weil das Konsequenzen hat, weil auch Medien ganz anders berichten, sich nicht mehr so trauen, so etwas zu machen." Kurzfristig allerdings zeichnet "Stern TV"-Reporterin Angelika Schneider in der Schalte aus München ein anderes Bild: "Man hat nichts gemerkt davon, dass hier schwerste Vorwürfe im Raum stehen. Es war, als wäre nichts gewesen."

Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.

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