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Nach WDR-Show-Eklat: Janine Kunze entschuldigt sich, Statement wird nicht akzeptiert

Janine Kunze rudert nach fragwürdigen Äußerungen nun zurück.
Janine Kunze rudert nach fragwürdigen Äußerungen nun zurück. Bild: screenshot wdr
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Rassistische Aussagen im TV: Janine Kunze entschuldigt sich – doch der Ärger geht weiter

01.02.2021, 16:1603.02.2021, 12:51
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Schauspielerin und Moderatorin Janine Kunze ("Hausmeister Krause") hat sich für ihre Worte in der WDR-Sendung "Die letzte Instanz" entschuldigt. "Mir ist klar geworden, dass ich Menschen, insbesondere die der Sinti und Roma Community, mit meinen unbedachten Äußerungen zutiefst verletzt, als auch diskriminiert habe", schrieb die 46-Jährige am Sonntag bei Instagram. Gerade als Mutter von drei Kindern solle sie aufgeklärter sein, "wenn es um unser vorurteilsbehaftetes Sprachsystem geht, für dessen Mitgestaltung wir alle verantwortlich sind", schrieb sie weiter. Sie werde künftig ihre Wortwahl überdenken. "Mein Wunsch ist es, dass wir voneinander lernen". Ihr Statement versah sie mit dem skizzenhaften Bild eines Herzens.

In der Talkrunde bei Moderator Steffen Hallaschka hatten am Freitagabend die Gäste Micky Beisenherz, Thomas Gottschalk, Janine Kunze und Jürgen Milski aktuelle gesellschaftliche Themen diskutiert, darunter auch die Frage: "Das Ende der Zigeunersauce: Ist das ein notwendiger Schritt?"

Prominente Kritik an Janine Kunzes Entschuldigung

Die Entschuldigung von Kunze wurde auf Instagram aber unter anderem von der Schwarzen Deutschrap-Szene nicht akzeptiert. Als eine der Ersten meldete sich Nura, die Rapperin hat selbst eritreische Wurzeln: "Gestern hast du dich noch total davon überzeugt angehört... nicht, dass das jetzt eine Ansage vom Management war und du es eigentlich nicht so meinst und nur wegen dem Shitstorm so was postest... also ich hoffe doch, dass du alles da oben wirklich ernst meinst, liebe Janine...", wundert sie sich unter Janines Post über den offenbar plötzlichen Sinneswandel der Moderatorin.

Die Entschuldigung ist ebenfalls für die Musikjournalistin und Podcasterin Miriam Davoudvandi alias Cashmiri nicht ganz nachvollziehbar. Sie kommentiert: "Was waren die Gedankengänge? Was genau war falsch? Was hat zum Umdenken angeregt? Was hat dabei geholfen, hast du irgendwas dazu gelesen, falls ja: was? So klingt das alles doch nur nach: Ich steh unter Druck der Öffentlichkeit und muss meinen Arsch retten. Schade."

Auch der Rapper und Produzent Alan Julian Asare-Tawiah alias Ahzumjot kommentierte den Entschuldigungsversuch und vermutet dahinter ebenfalls ein Motiv: "Braucht es erst einen öffentlichen Shitstorm, um zum Nachdenken über die extrem respektlose und herablassende Wortwahl anzuregen oder welcher Medien-/Werbepartner ist da in den letzten 24 Stunden abgesprungen?" Ein berechtigter Einwand, immerhin handelte es sich bei der "Die letzte Instanz"-Folge um eine Wiederholung vom 30. November. Nach der ersten Ausstrahlung entschuldigte sich Kunze noch nicht für ihre Aussagen.

Shirin David: "Wie viele weiße, alte Männer...?"

Dass es sich bei der Talkshow-Episode um eine Wiederholung handelte, adressierte auch die Influencerin Farina Opoku: "Ich bin froh, dass diese Folge der Sendung nicht nochmal mehr oder weniger unbemerkt ausgestrahlt wurde und die Problematik jetzt die nötige Aufmerksamkeit bekommt!" Tatsächlich schlug die erste Ausstrahlung der Show nicht annähernd so hohe Wellen, wie jetzt.

Schließlich fragte sich Shirin David: "Wie viele weiße, alte Männer aus der Redaktion haben diese Sendung und diese Konstellation der Gesprächsrunde wohl abgesegnet?" Ihre Reichweite von 5,4 Millionen Abonnenten nutzte Shirin im Anschluss auch dazu, um rassistische Erfahrungen zu teilen, die Menschen aus ihrer Community sammeln mussten. Unter anderem meldete sich eine Sinteza zu Wort.

Shirin David kommentiert den Eklat um die WDR-Sendung "Die letzte Instanz".
Shirin David kommentiert den Eklat um die WDR-Sendung "Die letzte Instanz".Bild: Screenshot / Instagram / shirindavid

Aber auch aus anderen Bereichen antworteten prominente Stimmen auf Janines Auftritt. Toni Dreher, die 2018 Heidi Klums Castingshow "Germany's next Topmodel" gewonnen hatte, äußerte sich zu der Talkshow-Runde und hatte einige Fragen dazu: "Wieso reden fünf Weiße über Rassismus ohne die Meinung eines von Rassismus Betroffenen? 'Was darf man sagen?', versuchst du uns gerade als anstrengend zu bezeichnen, weil wir politisch korrekt adressiert werden wollen? Bin sprachlos mittlerweile, nicht mal sauer oder so, nee, einfach nur müde und sprachlos."

Nicht-Betroffene sprechen über Rassismus

Auf Twitter kritisierten im Anschluss zusätzlich viele Zuschauer, dass die Gäste empathielos, unkritisch und naiv mit dem Thema Rassismus umgegangen waren und rassistische Begriffe verteidigt hatten. Auch der Umstand, dass zu einer Diskussion über Rassismus ausschließlich weiße Gäste in die Talkrunde eingeladen waren, wurde heftig kritisiert. Besonders im Fokus stand eine Aussage von Kunze, die sagte, sie habe sich "über viele Worte nie Gedanken gemacht". "Haltet mich für naiv, nein, sie gehören dazu", führte sie weiter aus. Scharfe Kritik gab es auch an Thomas Gottschalk (70), der angab, bei einer Kostümparty in Los Angeles mit Jimi-Hendrix-Verkleidung das erste Mal erfahren zu haben, "wie sich ein Schwarzer fühlt".

Micky Beisenherz meldet sich zu Wort

Ein weiterer Gast aus der Eklat-Folge von "Die letzte Instanz", Micky Beisenherz, hat sich mittlerweile ebenfalls zu Wort gemeldet. Der Autor und Moderator verfolge die Kritik an der Show und finde sie berechtigt: "Eine Sendung, in der vier Kartoffeln sitzen und mittels Karten über Rassismus abstimmen hat ein Problem. Und auch meine Rolle in der Show war keine gute", schreibt er auf Twitter.

Auch der Sender entschuldigt sich

Am Sonntag hatte der Sender Fehler eingeräumt: Die Sendung sei nicht so gelaufen, "wie wir es geplant und uns vorgestellt hatten". In der "letzten Instanz" sollten kontroverse Themen auf unterhaltsame Weise diskutiert werden, und dabei dürfe natürlich jeder Gast seine Meinung äußern. "Aber rückblickend ist uns klar: Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mitdiskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt betroffen sind", hieß es in der Stellungnahme. "Daraus haben wir in jedem Fall gelernt", sagte eine WDR-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Warum dies erst nach öffentlicher Kritik geschah, erklärte sie nicht.

(om/cfl)

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