"Maybrit Illner" startet ins neue Jahr – und das gleich mit einer hochkarätigen Besetzung. Nicht nur der populäre SPD-Politiker Karl Lauterbach ist da, der seit Monaten Dauergast in den deutschen Talkshows ist, auch Gesundheitsminister Jens Spahn gibt sich die Ehre.
Außerdem zu Gast:
Karl Lauterbach war im Jahr 2020 der Talkshow-Gast mit den meisten Auftritten. Und wo er 2020 aufgehört hat, fängt er 2021 wieder an – er warnt.
Was er meint, sind die Coronavirus-Mutationen, die beispielsweise in Großbritannien für stark steigende Infektionszahlen sorgten und mittlerweile auch in Deutschland angekommen sind. Wenn sich diese in Deutschland weiter ausbreiten, drohen noch deutlich höhere Zahlen als zurzeit sowieso schon.
Wie man dem Virus beikommen kann, scheint seit Monaten klar – der Impfstoff soll es richten. Doch Deutschland hat davon bislang nicht so besonders viel. Und so ist es für die Impf-Teams nicht die Frage nach dem ob, sondern die Frage nach dem wann – wann kann endlich umfangreich geimpft werden?
Eva Hummers ist Mitglied der Ständigen Impfkommission. "Ich würde mir wünschen, dass es schneller geht", sagt sie. Doch ihr mobiles Impf-Team in Göttingen hat innerhalb einer Woche bereits alle Dosen, die sie bekommen haben, verimpft. Nun wartet Hummers auf die nächsten.
Illner fragt Hummers, ob eine Impfung für viele dann zu spät komme, wenn wir so weitermachen würden wie bisher. Denn: "Die Zahlen zeigen, Corona ist eben überwiegend eine Krankheit und eine todbringende Krankheit der Alten", sagt die Moderatorin. Hummers beginnt ihre Antwort mit einer Korrektur:
Diese würden nur in der Regel nicht so schwer erkranken. Illner korrigiert sich dann auch nochmal, dass Corona überwiegend „todbringend“ für alte Menschen sei.
Doch zurück zum Impfstoff. Der Gesundheitsminister ist zwar nur für ein paar Minuten zugeschaltet, Illner nutzt das aber gleich für einen Rundumschlag auf alle derzeit brennenden Themen. Das brennendste ist wohl die Impfstoffbeschaffung der EU, die von mehreren deutschen Parteien hart kritisiert wurde. Zu spät, zu wenig – und zu langsam.
Doch Spahn hat dazu eine etwas andere Meinung – und die ist ebenfalls plausibel.
Es sei also keine Frage der Bestellmenge, sondern eine Frage des überhaupt verfügbaren Impfstoffs seitens der Hersteller. Denn die können nicht unendlich produzieren und auch unter anderen Umständen und größeren Bestellungen seitens der Europäischen Union wäre zu Beginn der deutschen Impfkampagne keine größere Zahl an Impfdosen vorhanden gewesen.
Karl Lauterbach sieht dennoch eine Verfehlung bei der EU. "Die Einkaufsstrategie der EU war nicht gut", sagt er. Doch nicht alles ist schlecht. "Trotzdem haben wir mehr Impfstoff als viele andere Länder dieser Welt", führt Lauterbach aus. Die afrikanischen und südamerikanischen Staaten beispielsweise sind diesbezüglich deutlich im Hintertreffen. Darüber will Illner aber offenkundig nicht reden und wendet sich an einen anderen Gast.
Worüber sie aber sehr wohl reden will, ist die möglicherweise bevorstehende, weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen. Die Journalistin Claudia Kade ist nah an der Bundespolitik dran und orakelt: "Verschärfungen werden wahrscheinlich sein." Im Kanzleramt denkt man dem Vernehmen nach bereits über einen noch härteren Shutdown nach, um die jetzige Corona-Welle in den Griff zu bekommen, bevor die Corona-Mutationen zuschlagen. Karl Lauterbach sieht darin auch die große Aufgabe.
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer plädiert für verschärfte Maßnahmen – kein Wunder bei der dramatischen Lage, in der sich Sachsen befindet. Hohe Fallzahlen, hohe Todeszahlen, mangelhafte Infrastruktur. Kretschmer muss sich an diesem Abend nicht nur damit, sondern auch mit den Sticheleien von Moderatorin Illner auseinandersetzen.
Die will Sachsen merklich als Krisen-Buhmann darstellen, was Kretschmer aber nicht mitmachen will und immer wieder betont, dass Sachsen gute Arbeit leiste. Der Chef des Freistaats wirkt dabei aber sehr müde – genau wie einem Großteil der Bevölkerung scheint die Pandemie auch ihm zuzusetzen.