Am Dienstagabend hatten Joko und Klaas zum dritten Mal in diesem Jahr ihren Haus- und Hofsender ProSieben in ihrer Show besiegt. Und dies bedeutete: 15 Minuten Live-Sendezeit, die die beiden Entertainer frei für sich nutzen konnten. Die letzten beiden Viertelstunden hatten für einen TV-Coup gesorgt: Erst klauten sie ein Nachrichtenmagazin vom Konkurrenten RTL, dann prangerten sie mit der Ausstellung "Männerwelten" sexuelle Gewalt gegen Frauen an.
Am Mittwochabend setzten Joko und Klaas dann zum Live-Hattrick an, ProSieben distanzierte sich in einem Einspieler traditionell von allem, was gleich folgen sollte.
Und vielleicht war das auch ganz gut so. Denn Joko und Klaas hatten sich dazu entschieden, die goldene Ära der Call-In-Shows wieder aufleben zu lassen. In schlecht sitzenden Klamotten standen sie mit noch schlechterer Frisur vor einer billigen Studio-Kulisse. Mit 1000-Watt-Grinsen begrüßten sie ihr Publikum, das sie mit einem Einspieler sogleich in das Thema des Abends einführten: Corona-Verschwörungstheoretiker!
In einem Einspieler zeigten die Entertainer Bilder von aktuellen Corona-Demos, auch ein wütender Attila Hildmann und ein schluchzender Xavier Naidoo waren kurz im Bild zu sehen. Beide hatten in den vergangenen Wochen mit wirren Aussagen zur Pandemie für Aufruhr gesorgt.
Und so kamen Joko und Klaas dann auch zum Punkt: Herzlich willkommen bei "Wer glaubt den sowas? Die Corona-Call-In-Show!"
Klaas erklärte fix die Regeln:
Und Joko ergänzte, wohl nicht ganz ernst gemeint: "Wir diskreditieren Wissenschaftler und entlarven Verschwörungstheoretiker!" Unter einer eingeblendeten Telefonnummer konnten sich Zuschauer dann ins Studio einwählen und mit der richtigen Antwort Geldsummen zwischen 100 und 300 Euro gewinnen. Und das ging Schlag auf Schlag. Kleine Testrunde gefällig?
Bitteschön! "Verschwörungstheoretiker behaupten, dass am 15. Mai eine verborgen agierende Machtelite die Kontrolle übernommen und eine 'Neue Weltordnung' ausgerufen hat. Welche der vier Maßnahmen trat seitdem tatsächlich in Kraft?" Die Antworten waren bis auf Variante D (Zucker in Baby-Tees ist nicht mehr erlaubt) herrlich absurd – und bescherte einem Anrufer mit der richtigen Nennung tatsächlich 150 Euro.
Weiter ging es mit 9-Live-Gedächtniskategorien wie "Die schnellen 5" oder einem Buchstabenrätsel. Dann stellten Joko und Klaas dem Publikum aber eine Falle. Klaas wollte von den Zuschauern wissen:
Der Anrufer nannte die naheliegendste Antwortmöglichkeit: ProSieben. Doch dann erklärte Heufer-Umlauf, dass dies falsch sei und tippte auf ein leeres Blatt (auf anderen waren Sender-Logos zu sehen). Beide Mittelfinger zeigend erklärte er dann:
Nach fast 15 Minuten Call-In-Corona-Spaß wurden Joko und Klaas aber sehr ernst und richteten eine Botschaft an die ProSieben-Zuschauer. Dafür blendeten sie eine letzte Frage ein: "Was ist eine angemessene Reaktion auf die Komplexität einer weltweit neuartigen Virus-Pandemie?"
A: Möglichst schnell einen Sündenbock suchen, der im Hintergrund die Fäden zieht.
B: Wut, Hass und Fake News verbreiten.
C: Versuchen, trotz berechtigter Angst und Sorgen so besonnen wie möglich zu bleiben und hoffen, dass Experten und Politiker aufgrund von wissenschaftlichen Fakten eine Lösung finden.
Die Auflösung und Beantwortung dieser Frage überließen Joko und Klaas ihren Zuschauern. Ihre Blicke sagten genug.
(ab)