Scharfes Essen gilt seit Jahren als perfektes Material für Mutproben. Tränende Augen, Herzrasen und brennender Stuhlgang im Austausch für Anerkennung. "Wow, das war sehr beeindruckend!" Es folgen Schulterklopfer, vielleicht ein Knuff in die Wange und Ende. Ja, für das sind viele Menschen bereit, sich einem möglichen Kreislaufkollaps zu stellen.
Natürlich eignen sich derlei Ego-Spielereien für Formate, die es mit Anspruch nicht allzu streng nehmen. Auf Tiktok und Twitch pfeifen sich junge Menschen Chilis oder lächerlich scharfe Hot Chips rein, bis kurz vor Bewusstlosigkeit. Auch Rapperin Shirin David hat sich daran versucht, allerdings im Fernsehen.
Sie hatte sich trotz der Gefahren ebenfalls an einer Challenge versucht – bei der aktuellen Folge "Joko & Klaas gegen Prosieben". Sie probierte eine Sauce mit neun Millionen Scoville, was dem höchsten verfügbaren Schärfewert entspricht.
Für einen Moment verlor Shirin David nach der Kostprobe die Beherrschung. Es handelte sich um längst bekannte Bilder: Ihr Gesicht lief rot an, die Augen waren feucht, sie kämpfte um Fassung, hatte Konzentrationsprobleme. Ihr mussten Brot und Milch gereicht werden. Doch ihr Zustand hielt nur wenige Sekunden, danach wirkte sie wieder gefasst.
Es ist wenig überraschend, dass es für die Rapperin so unangenehm war. Scoville ist die Maßeinheit für den Schärfegrad eines Lebensmittels, der über den Gehalt des Alkaloids Capsaicin bestimmt wird. Dabei handelt es sich um einen natürlichen Bestandteil von Paprikaschoten. Eine Paprika hat einen Scovillewert von zehn, eine durchschnittliche Chili-Schote von 500. Letztere ist vielleicht unangenehm, aber für die meisten ertragbar.
Jalapeños haben einen Schärfegrad von 5000, selbst die sind noch halbwegs verkraftbar. Richtig kritisch wird es in den höheren Stufen. So hat Cayenne-Pfeffer einen ungefähren Wert von 50.000 Scoville. Hier beginnt der Bereich, an dem es schmerzhaft wird.
Shirin David probierte die "Mad Dog"-Plutonium Chili-Sauce. Ein absolut ungenießbares Produkt, das maximal zum Gimmick taugt oder eben als Spannungstreiber in einer Fernsehshow. Die Soße kostet mehr als 120 Euro und hier dürfte sich auch die Frage stellen, ob sie ihr Geld wert ist. Denn mehr als Schmerzen und ein paar armselige Lacher dürfte sie nicht wert sein.
Übrigens: Alles über neun Millionen Scoville sollte nicht gegessen werden. Wobei auch Produkte mit hohen Scoville-Werten nicht nur dem Kreislauf, sondern auch der Magenschleimhaut schaden können.