TV-Zuschauer wandern ab: ARD zahlt hohen Preis für Änderung des Programms
Jahrelang lief es am Sonntagmittag im Ersten nach dem immer gleichen, aber bewährten Muster: Erst der "Presseclub", dann entspannte Naturaufnahmen. Doch Mitte Juli hat die ARD das geändert und die Folgen sind für den Sender unerwartet.
Gesellschaftliche Dokumentationen ersetzen nunmehr Tierdokus und das Publikum macht deutlich, was es auf dem Sendeplatz lieber sieht. Der Sender muss seit der Umstellung Verluste bei den Quoten hinnehmen.
ARD wirft Tierfilme aus dem TV-Programm
Seit dem 13. Juli 2025 setzt Das Erste auf Inhalte, die zuvor bereits im Abendprogramm liefen. Teils handelt es sich um investigative Formate, teils um wissenschaftliche Dokus. Der Sendeplatz um 13.15 Uhr sollte durch hochwertige Produktionen aufgewertet werden.
Die Rechnung war vermeintlich einfach: Warum Tierfilme wiederholen, wenn auch anspruchsvolle Inhalte aus dem Archiv verfügbar sind? Doch das Publikum denkt offenbar anders.
Früher schalteten konstant rund 0,63 Millionen Menschen ein, mit Marktanteilen um 6,3 Prozent. Manchmal waren es sogar 800.000, etwa bei Dokus über Raubtiere oder spektakuläre Landschaften. Auch bei Jüngeren war das Interesse solide. Im Frühjahr lag der Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen bei bis zu sechs Prozent.
ARD kämpft mit sinkenden Quoten
Nach dem Wechsel folgte der Absturz. Der Start der neuen Reihe unter dem Titel "Mein Körper. Meine Konzentration" erreichte gerade einmal 360.000 Menschen, der Marktanteil fiel auf vier Prozent.
Ähnlich schwach lief es in den Wochen danach. Dokus wie "Kampf ums Klima" oder "Im Visier der grauen Wölfe" kamen nicht über einen Zulauf von 420.000 Personen hinaus, rekapituliert "Quotenmeter". Die einzige Ausnahme war eine Verbraucher-Doku über Waschmittel-Tricks, die mit 810.000 Menschen vor den TV-Geräten fast an alte Zeiten erinnerte.
Im Schnitt erreichte das neue Format zuletzt nur noch rund 510.000 Personen, das ist etwa ein Fünftel weniger als zuvor. Besonders schwach schnitten die neuen Inhalte beim jungen Publikum ab. Die Marktanteile lagen oft nur zwischen 1,7 und 3,4 Prozent.
Warum die Zuschauer Tierdokus mögen
Der Unterschied liegt nicht nur im Thema, sondern im Gefühl. Tierdokus bringen Entspannung und laden zum Durchatmen ein – genau das, was viele am Sonntagmittag suchen.
Politische oder wissenschaftliche Inhalte dagegen fordern Aufmerksamkeit, die zu dieser Tageszeit kaum jemand aufbringen will. Manchmal befeuern sie auch Zukunftsängste. Viele der neuen Formate liefen zudem erst kurz zuvor am Abend. Die Wiederholungen könnten damit zu früh kommen.
Die Umstellung mitten im Sommer erschwert zwar eine genaue Bewertung, bestätigt aber den Trend. Das Publikum hat ein Bedürfnis nach weniger aufwühlenden Themen und Tierfilme befriedigen das besser als jede Doku über Umweltskandale.
Die Idee hinter der Programmänderung war nachvollziehbar, der Sendeplatz dafür jedoch nicht ideal. Vielleicht liegt die Lösung hier also doch im Bewährten: Tiere, Natur, ein bisschen Wildnis. Und die Gewissheit, dass man sich sonntags einfach mal berieseln lassen darf.