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"ZDF Magazin Royale": Böhmermann knöpft sich Liechtenstein vor

Jan Böhmermann im Studio.
Jan Böhmermann schaut sich dieses Mal Liechtenstein genauer an.Bild: ZDF/Jens Koch
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"ZDF Magazin Royale": Böhmermann knöpft sich Liechtenstein vor – Nazi-Vergangenheit und Steueroase?

16.09.2023, 08:44
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Eine Familie, ein Land und "ein kleiner Hauch von Hitler" – das versprach Jan Böhmermann direkt zu Beginn der aktuellen Ausgabe von "ZDF Magazin Royale". Das Teufelskostüm der vergangenen Woche tauschte der Moderator gegen eine Bohrmaschine der Firma Hilti ein. Zusammen mit dem Hashtag der Woche #Ribelmais war die Fährte zum Thema der Sendung schnell gelegt: Sie führte vom Kölner TV-Studio den Rhein hinauf ins kleine Fürstentum Liechtenstein.

Dazu hat Böhmermann direkt eine Reihe von Fun Facts parat: Liechtenstein liegt unweit der deutschen Grenze zwischen Österreich und der Schweiz und ist der sechstkleinste Staat der Erde. Das Fürstentum ist gerade mal so groß wie Aachen und hat etwas mehr als 39.000 Einwohner:innen. Die Nationalgerichte seien Käsknöpfle und Ribelmais (ein traditionelles Maisgericht).

Einen Flughafen oder eine eigene Autobahn suche man dort vergeblich. Dafür finde man in Liechtenstein aber überdurchschnittlich viele reiche Menschen; jede:r Zwölfte sei Millionär:in, erklärt Böhmermann. Und der Reichste von allen sei Fürst Hans-Adam II., dessen Privatvermögen sich auf schätzungsweise acht Milliarden Euro belaufe. Selbst die britische Queen hätte da nicht mithalten können.

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Eine Scheindemokratie mitten in Europa?

Doch wenn es um Demokratie geht, hat Großbritannien wohl die Nase vorne. Im Jahr 2004 – übrigens nur zwanzig Jahre nachdem das Frauenwahlrecht in Liechtenstein eingeführt wurde – übernahm nämlich Erbprinz Alois die Rolle seines Vaters Hans-Adam II. als Staatsoberhaupt. Der habe seitdem die Macht, Gesetze abzulehnen, die Regierung auszutauschen und Richter zu ernennen, zitiert Böhmermann aus einem "Spiegel"-Artikel. Hundertprozentig demokratisch klingt das nicht.

Offiziell werde in Liechtenstein von einer "konstitutionellen Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage" gesprochen. Böhmermann spricht von einer "echten Oldschool Monarchie", in der das Fürstenhaus nach eigenem Gusto ein Veto gegen die Gesetzesvorhaben der gewählten Regierung einlegen kann. Das ist nicht ganz unumstritten.

Denn Fürst Hans-Adam II. hält beispielsweise nicht viel davon, dass Homosexuelle Kinder adoptieren dürfen. Und was die Selbstbestimmung der Frau angeht – Stichwort Abtreibungsrecht – hat er offenbar auch seine Bedenken, wie Böhmermann anhand von Interviewausschnitten illustriert.

Von Hilti zu Hitler: "ZDF Magazin Royale" hakt bei Konzern nach

Die Einblicke in die liechtensteinische Politik ergänzt Böhmermann mit einem Schwenk in die Unternehmensgeschichte von Hilti, einem weltweit agierenden Werkzeughersteller und wichtigen Arbeitgeber im Land. Und da kommt der "kleine Hauch von Hitler ins Spiel": Die Firma wurde im Jahr 1941 von den Brüdern Martin und Eugen Hilti gegründet.

Im Zweiten Weltkrieg arbeiteten sie als Zulieferer für die deutsche Rüstungsindustrie und Martin Hilti war allem Anschein nach ein waschechter Nationalsozialist, was Böhmermann mit einer Studie belegt. Davon ist auf der Firmenwebsite aber nichts zu lesen. Unter dem Reiter "Unsere Geschichte" klafft zwischen 1941 und 1957 eine große Lücke.

Dazu hakt die Redaktion des "ZDF Magazin Royale" bei der Firma nach und bekommt eine knappe Antwort: "Die persönliche politische Orientierung von Martin Hilti in seinen Jugendjahren steht nicht im Zusammenhang mit der Geschichte der Hilti Aktiengesellschaft."

Das klingt allein deshalb fragwürdig, weil Martin Hilti zu Beginn des Zweiten Weltkrieges schon Mitte 20 war. Aber er soll sich laut der Firma zu Lebzeiten noch von seiner nationalsozialistischen Vergangenheit distanziert haben. Seiner Karriere hat es jedenfalls keinen Abbruch getan: Den Hilti-Chefposten gab er erst 1990 an seinen Sohn ab.

Böhmermann mit Rundumschlag gegen Steuerparadies

Der letzte Punkt in Böhmermanns Rundumschlag gegen das kleine Fürstentum betrifft dann den Ruf des Landes als Steueroase. Liechtenstein sei voll mit Banken, Finanzberater:innen und Treuhändler:innen, erklärt Böhmermann. Der Fürst sei nicht nur Staatsoberhaupt, sondern gleichzeitig auch Besitzer der größten Bank Liechtensteins. Ein Schelm, wer da Interessenskonflikte vermutet.

Lange Zeit lockte der Zwergstaat Wohlhabende aus der ganzen Welt mit einem strengen Bankgeheimnis und niedrigen Steuersätzen. Doch nach einem prominenten Fall von Steuerhinterziehung und internationalem Druck habe Liechtenstein sein Image aufpolieren wollen und das Bankgeheimnis gelockert. Im Jahr 2021 lagen trotzdem noch über 20 Milliarden Euro aus deutschen Vermögen in Liechtenstein.

Den Ruf als Steueroase ist der Zwergstaat immer noch nicht losgeworden. Die Folge wirft ein Schlaglicht auf das oft vergessene deutschsprachige Fürstentum, große Überraschungen fördert Böhmermann dabei allerdings nicht zutage. Insgesamt gab es wohl auch schon kurzweiligere Folgen. Die aufregendste Neuigkeit war für manch eine:n Zuschauer:in dann vielleicht doch, dass nächste Woche eine neue Ausgabe der von Böhmermann moderierten "Lass dich überwachen"-Show läuft.

"Let's Dance"-Star Detlef Soost bekommt von Daniel Hartwich eine Lektion erteilt

In der achten Live-Show von "Let's Dance" schied Ann-Kathrin Bendixen aus. Neben ihr musste zum Schluss Detlef Soost ums Weiterkommen zittern. Er tanzte gemeinsam mit Ekaterina Leonova einen Quickstep zu "Friend Like Me". Die beiden bekamen 21 Punkte für ihre Performance. Im Einspieler betonte der 53-Jährige: "Das ist für mich ein Horrortanz." Er fühlte sich mit Blick auf seine Körpergröße und seines Gewichts "wie ein Presslufthammer, der durch die Gegend hüpfen muss".

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