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Jan Böhmermann rechnet im "ZDF Magazin Royale" mit Ehe-Modell in Deutschland ab

Jan Böhmermann im Studio.
Im "ZDF Magazin Royale" nimmt Moderator Jan Böhmermann kein Blatt vor den Mund.Bild: ZDF/Jens Koch
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"ZDF Magazin Royale": Jan Böhmermann kritisiert Ehe-Modell in Deutschland scharf

02.12.2023, 08:23
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Jan Böhmermann und sein Team haben sich in der neuesten Ausgabe des "ZDF Magazin Royale" mit dem Thema Ehe auseinandergesetzt. Zu Sendungsbeginn gibt es noch ein lustiges Musical zu Dating-Shows bei Privatsendern, in dem Jan Böhmermann viele neue Sendungen kennenlernt und am Ende fragt: "Und in welcher Show sehe ich nun Ralf Schmitz nackt?"

Danach dreht sich die Stimmung etwas, Böhmermann moderiert, zurück am Tisch, mit zerzausten Haaren, er sei etwas durch den Wind, denn er hat eine neue Freundin. Die 21-jährige Influencerin Selina. Böhmermann möchte sie heiraten und einen Podcast mit ihr machen, neben dem Podcast haben die beiden als Ehepaar natürlich auch noch Kinder.

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Die Ehe – ein Erfolgsmodell, aber nur für heterosexuelle Männer

Böhmermann zeigt, wie sich selbst das Bundesjustizministerium für die Ehe einsetzt, wenn auch in einer etwas trockenen Art. Auch andere politische Stimmen, wie CSU-Politikerin Dorothee Bär werden zitiert, die Ehe ist besonders geschützt in Deutschland, Ehepartner springen ja auch füreinander ein. Böhmermann will das für "seine" Selina auch, wie er in der Sendung unter dem Hashtag #liebdichschatz immer wieder betont.

Doch was steckt hinter der Institution Ehe, ein von der Redaktion eingesprochener ZDF-History-Clip nimmt die Geschichte der Ehe satirisch unter die Lupe. Ein Erfolgsmodell für Männer sei die Ehe und das geht ja schon Jahrtausende so, im 12. Jahrhundert fing die Kirche damit an, über die Ehe zu bestimmen: "Frauen unterdrücken ist immer noch die USP der katholischen Kirche", so die Sprecherin des Beitrags.

Seit 1875 mischt auch der deutsche Staat mit, indem er die Zivilehe einführte. Benachteiligt wird bei Eheschließung vor allem die Frau, so wird ein Gesetz zitiert, was immerhin im BGB bis 1977 geführt wurde: "Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist."

Böhmermann macht Bundespolitik Vorwürfe

Böhmermann ist sich dabei sicher, dass das doch alles nicht mehr zeitgemäß ist, wir haben doch Gleichberechtigung, wir hatten sogar 16 Jahre lang eine deutsche Kanzlerin. Und ohnehin lohnt sich doch die Ehe für beide Partner, solange seine Freundin Selina nur wenig Geld verdient. Es geht um das sogenannte Ehe-Gatten-Splitting, das steuerliche Vorteile für den Besserverdiener in einer Partnerschaft bringt. Weltweit gibt es nur noch wenige Staaten, in denen das Finanzamt den Bund der Ehe in vergleichbarer Weise belohnt, betont Böhmermann.

Auch die OECD und die Europäische Kommission kritisierten diesen Mechanismus seit längerem, da er viele Frauen von der Vollzeitarbeit abhält. Ebenso kritisiert Professor Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin, dass das Ehegattensplitting die Rollenstereotype aufrechterhält.

Die Politik muss die Ehe so unterstützen, da Frauen als Erziehende einfach gebraucht werden, so auch der Vorwurf des ZDF-Anchorman. Kita-Plätze fehlen im sechsstelligen Bereich, dafür hat der Staat aber kein Geld. Alles soll so bleiben wie früher und Böhmermann zeigt erneut das Gesetz von 1977, das doch noch nicht so wirklich außer Kraft getreten ist.

Ungleichbehandlung bei Ehe für homosexuelle Paare

Vor allem, wenn eine Ehe nicht läuft, betont ZDF-Moderator Böhmermann, kann es ja auch für seine Selina böse enden, und damit ist sie als Frau nicht allein. Oft kommt es zu Altersarmut bei Frauen, die Sendung zeigt nochmal auf, mit welchen Problemen Frauen auch im Alter zu kämpfen haben, beispielsweise bei der Rente, wenn sie nur in Teilzeit gearbeitet und den Großteil der Erziehungsarbeit geleistet haben. Böhmermann resümiert: "Die Ehe in Deutschland ist gemacht für Menschen mit Rollenverständnis aus einem anderen Jahrtausend."

Ein weiteres Problem ist die Ungleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen Ehen, hier werden mehrere Diskriminierungen in der Sendung aufgezeigt, beispielsweise, dass in einer lesbischen Beziehung die zweite Partnerin sich einem Adoptionsprozess unterziehen muss, um wirklich zu einem anerkannten Elternteil zu werden.

"Familie ja, aber nicht für gleichgeschlechtliche Eltern", so der trockene Kommentar von Böhmermann dazu. Das Fazit der Sendung lautet: "Liebe Focus-Leser, liebe Welt-Kommentarspalten-Intellektuelle, von der Ehe, wie sie in Deutschland geregelt ist, profitieren hauptsächlich gutverdienende Cis-Männer." Mit seiner fiktiven Freundin Selina macht er am Ende auch noch Schluss, um ihr das Leid der Ehe zu ersparen.

Nach Ankündigung von Charles' Plänen: Das bedeutet das neue Bild mit Camilla

Anfang Februar wurde öffentlich, dass König Charles an Krebs erkrankt ist. Um welche Krebsform es sich handelt, wurde nicht mitgeteilt. Der Palast betonte aber, dass es sich dabei nicht um Prostatakrebs handeln würde.

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