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Es ist die wohl unterhaltsamste und irrste Sendung im deutschenFernsehen: Joko Winterscheidts "Wer stiehlt mir die Show?". In der ersten Folge der aktuellen Staffel hatte die nicht prominente Wildcard-Kandidatin Helena die Moderation der zweiten Folge gewonnen. Dort hatte sie sich Joko wieder zurück geholt. In der aktuellen Folge trat Joko wieder gegen Musiker Bill Kaulitz, Rapper Sido, Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer und einen neuen Nicht-Promi an.
Als Wildcard-Kandidat ist Vertriebsmitarbeiter Svenrik, 37, aus München gesetzt, den Joko anpreist mit "seinen Namen gibt es nur einmal". Svenrik erzählt, er sei das vierte von vier Kindern, seine Mutter habe damals von einer Freundin ein schwedisches Namensbuch bekommen, und im Doppelnamen Svenerik einfach das zweite "e" gestrichen. Er wirkt nett, brav. Auch, wenn er versucht, mit einer wilden Geschichte gegenzusteuern. "Im Zustand erhöhter Lebensfreude" sei er vor langer Zeit mal nachts nackt Rolltreppe in Köln gefahren.
Dass sind Geschichten, bei denen Sido vermutlich nur müde grinsen kann. Der Rapper beichtet, dass er keinen Führerschein hat:
Wer beim Fahren ohne Führerschein erwischt wird, dem droht eine saftige Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe. Zusätzlich kann eine Sperre verhängt werden, während der die Fahrerlaubnis nicht wieder beantragt oder erworben werden kann. Die Geldstrafe beträgt zwischen fünf und satten 360 Tagessätzen.
Sido hat für ein Interview mal Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (Sido: "Stonemeier") getroffen, erzählt er auch. Bill Kaulitz hingegen würde gern Angela Merkel treffen und hat einen überraschenden Wunsch: "Ich würde so gern mit ihr Kartoffelsuppe essen. Ich glaube, die kann richtig gut kochen, die Maus. Ich glaube, wir würden uns super gut verstehen. Einladung ist raus, ich lade mich selber ein in ihr Haus auf Sylt."
Vermutlich hat der Sänger von Tokio Hotel da etwas durcheinander gebracht: Dass Angela Merkel ein Haus auf Sylt hätte, ist nicht bekannt, aber sie hat sich noch zu DDR-Zeiten in Hohenwalde in der Uckermark, nördlich von Berlin, ein Ferienhaus gekauft. Außerdem macht sie gern Urlaub an der Ostsee.
Aber Bill Kaulitz hat auch bei anderen Themen eine ganz eigene Sicht auf die Dinge: Zum Beispiel ist er der Überzeugung, dass das Studio von "WSMDS" verhext ist. Genau dort fand nämlich auch 2003 bei die Sat.1-Sendung "Star Search" statt, er hatte im Casting die Weather Girls gecovert. Bill ist als erster rausgeflogen. Heute sagt er in einer Mischung aus Ironie und Selbstbewusstsein. "Die Leute waren immer noch nicht bereit für einen 13-Jährigen, der 'It's Raining Men' singt."
Aber Musik ist sein wirklich sein Ding. Noch immer. Man merkt es auch bei "Der Song-Song Song", wo die Studio-Band alias The Mighty Winterscheids die Musik von einem Song nimmt und mit dem Text eines anderen kombiniert. Bill errät rasend schnell "Stand By Me" mit dem Text von "Hit Me Baby, One More Time" sowie "Yellow" und den Text von "1000 und 1 Nacht". Beim bizarren Mash-up von "The Winner Takes It All" mit Haftbefehls Lyrics von "Chabos wissen, wer der Babo ist", ist Sido schneller. Jasna Fritzi Bauer erkennt "When We Were Young" mit "Für mich soll's rote Rosen regnen".
Bill gibt sich dramatisch. "Ich habe noch nie etwas gewonnen – wirklich noch nie." Auf Jokos Nachfrage, wonach er mit Tokio Hotel doch bestimmt den einen oder anderen Award gewonnen habe, erinnert er sich dann wieder. "Ach ja, stimmt, 110 Awards. Ich habe meine Band vergessen", sagt er nicht übermäßig bedauernd. "Heute geht es ja nur um mich."
Daneben beichtet Bill Kaulitz, dass er mittlerweile "im Alter" (er ist 33) seine eigenen Texte ergooglen müsse, weil er sie vergessen habe. Und da kann auch Sido etwas beitragen: Sein lgendärer Texthänger bei "Schlag den Star" hatte Gründe. "Ich war seit halb eins da und um halb eins nachts war ich dann erst dran. Irgendwann habe ich die Flasche halt aufgemacht."
Als es beim Spiel "Wie sie sehen, sehen sie nichts" darum geht, auf tausendfach gesehene Postkartenansichten das fehlende Element zu identifizieren, entwickelt Sido einen Trick: Er drückt, sobald es geht, den Buzzer. Das Bild erscheint erst danach. Aber es erscheint. Und Sido rät gemächlich und erstaunlich erfolgreich. Joko fassungslos:
Als die Wiese vorm Reichstag ohne das Gebäude erscheint und Sido sie wieder in altbewährter Früh-Buzzer-Technik errät, lässt sich Joko auch zu einem anti-sozialen Tipp hinreißen: Wenn man die Reichstagskuppel besuchen will, einfach einen Tisch im Restaurant bestellen. Dann darf man rein, an der Schlange vorbei, den Tisch kann man dann ja noch absagen.
Doch das ist nicht das Einzige, was wir lernen: Sido und Bill waren beide schon unabhängig voneinander in Hugh Hefners Playboy-Mansion. Sido in Unterhose ("hatte keine Badehose bei") sogar in der berüchtigten Grotte. Wie er denn da reingekommen sei, will Joko wissen. Sido stellt sich dumm und deutet einen Sprung ins Wasser an.
Bill hat dort Britney Spears getroffen. "Ihr ging's wohl nicht gut", sagt er nachdenklich. Trotzdem sei er noch immer großer Fan. Was er beweist, als er in einem Spiel mehr als die geforderten 19 Songs von ihr aufzählen kann.
Sido tut sich mit Eurodance-Acts schwerer, schafft es aber schließlich. Allerdings wandert er dabei, wie so oft in der Sendung, durchs Studio, um Druck abzulassen.
Das macht Jasna Fritzi Bauer lieber verbal. "Scheiße" hört man oft von ihr. Beim Spiel "Bei Fragen einfach fragen" hat Jasna gleich einige Ausraster. Es geht darum, Siri so zu befragen, dass die Computerstimme bestimmte Worte als Antwort nennt. Doch das System scheint die Schauspielerin akustisch falsch zu verstehen. Und Jasna schimpft.
Davor hat sie sich schon mit Joko angelegt, weil sie nicht glauben wollte, dass der Superlativ von "nah" "am nächsten" heißt. Sie zückt ihr Handy, googlet, will sogar ihre Mutter anrufen. Es hilft alles nichts. Sie fliegt später als Erste raus.
Danach wird Sido von Bill Kaulitz im Stechen rausgehauen. Wildcard-Kandidat Svenrik hat sich über die Zeit immer weiter nach vorn gearbeitet. Schließlich zieht er an Bill vorbei ins Finale ein gegen Gastgeber Joko – als zweiter Wildcard-Kandidat in drei Folgen.
"Auf der einen Seite gönne ich es dir von Herzen – aber ich will gewinnen", beschreibt der Moderator seinen Zwiespalt. Ein Wildcard-Kandidat sei schwierig, "weil ich ihn nicht einschätzen kann". Nach einem zähen und taktischen Kampf gewinnt Svenrik schließlich bei der Frage, woher der meiste Kaffee der Welt kommt (Brasilien) gegen Joko, dessen Antwort, wie so oft, unleserlich bleibt.
Der stammelt erst leicht: "Was ist das denn für eine Staffel?", besinnt sich dann aber schnell. "Entschuldige, ich ärgere mich noch ein bisschen, dass ich verloren habe aber ich freue mich für dich."
Am nächsten Sonntag wird also Svenrik die Show moderieren und alle anderen werden versuchen, sie ihm zu stehlen.
(Ark)
