In der letzten Staffel wurde die Castingshow "Germany's next Topmodel" von einer nie dagewesenen Hasswelle überrollt. Die ProSieben-Sendung hatte zum ersten Mal in ihrer Geschichte auch männliche Models im großen Stil zugelassen. Wohl speziell diese Änderung führte auf Social-Media zu etlichen Kommentaren, die sogar strafrechtliche Relevanz erfüllen.
In einem neuen Bericht ist von homophoben Kommentaren und Schmähungen, teilweise mit NS-Bezug, die Rede. ProSieben habe deshalb drastische Maßnahmen einleiten müssen.
In den blanken Zahlen zeigt sich zunächst nur ein grundsätzlich hoher Anstieg der Interaktionsraten im Zusammenhang mit Heidi Klums Castingshow. Heißt: Die Anzahl der Kommentare schoss im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent in die Höhe – insgesamt gab es 285.000 Beiträge in Social-Media-Kanälen.
Wie "DWDL" von ProSieben erfuhr, war jedoch ein "großer Teil" dieser Kommentare "problematisch". Die Zahlen, die der Bericht daraufhin nennt, lesen sich in der Tat erschreckend.
Das Social-Media-Team von ProSieben musste 40.000 Kommentare ausblenden oder löschen. Alleine bei der finalen Ausgaben seien von 22.000 Beiträgen 3000 entfernt worden. Personen, die in der Show auftreten, seien mit Sätzen wie "Um Gottes Willen, sowas gehört nach Buchenwald [ein ehemaliges Konzentrationslager]" kommentiert worden.
Beiträge wie dieser lassen sich als Mordaufruf verstehen und sind deshalb womöglich strafrechtlich relevant. 40 der gesammelten Kommentare seien deshalb bei der Staatsanwaltschaft München angezeigt worden, erklärte ProSiebens Unternehmenssprecherin Stefanie Rupp-Menedetter gegenüber "DWDL".
Auch hier ließ sich ein erheblicher Anstieg beobachten: Im Jahr zuvor sei nur ein Kommentar angezeigt worden. 2022 wiederum musste ProSieben hier gar nicht aktiv werden.
Das Social-Media-Team des Senders hat grundsätzlich eine "krasse" Veränderung des Tons rund um TV-Shows wahrgenommen. Unternehmenssprecherin Rupp-Menedetter sagt dazu:
Der Kampf gegen die Hasskommentare unter anderem um "GNTM" frisst große personelle Ressourcen: Fünf Menschen im sogenannten Audience Relations Team beobachten und prüfen die Aktivitäten auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen. Und ein Ende der Hasswelle ist wohl eher nicht in Sicht.