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"Lanz": Müntefering mit klaren Worten zu Kimmich – und interessantem Vergleich

Franz Müntefering spricht bei "Lanz" über die Äußerungen des Fußballstars Joshua Kimmich.
Franz Müntefering spricht bei "Lanz" über die Äußerungen des Fußballstars Joshua Kimmich. Bild: screenshot zdf
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Müntefering findet bei "Lanz" deutliche Worte zu Kimmich-Aussage

29.10.2021, 08:06
Andrea Zschocher
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Ein Kessel Buntes, das war dieser Abend bei Markus Lanz. Von Booster-Impfung zu mRNA-Impfstoff, von Koalitionsverhandlungen bis Erinnerungen eines Alt-Politikers wurden viele Themen angerissen, die wirklich wenig miteinander zu tun hatten. Das verbindende Element: Lanz' enervierendes Nachfragen und die Kommentare von Journalistin Anja Maier, die in der Sendung als eine Art Stichwortgeberin funktionierte.

Das allerdings hat sie sehr gut gemacht, denn zu wirklich jedem Thema wollte Lanz Maier ins Boot holen, um Unterstützung, Legitimation und Faktencheck in Personalunion zu erhalten. Warum sie eigentlich in der Sendung war, blieb allerdings schleierhaft.

Hier spricht Markus Lanz mit seinen Gästen von Donnerstag.
Hier spricht Markus Lanz mit seinen Gästen von Donnerstag.Bild: screenshot zdf

Corona ist auch bei "Lanz" wieder Themenschwerpunkt

Dass Corona nun doch wieder vermehrt ein Thema ist, nachdem es in den letzten Wochen ja vor allem um Bundestagswahl, Koalitionsverhandlungen und gar die Ausrufung eines Freedom-Days ging, liegt am nahenden Winter. Während Lanz nicht mit einer Silbe die steigenden Infektionszahlen erwähnte, interessierte ihn brennend die Tatsache, dass aktuell nicht ermittelt werden kann, wie viele Menschen in Deutschland wirklich geimpft sind und wie die Booster-Impfung, die insbesondere für ältere Menschen und jene mit Immunschwäche vorgesehen sind, unters Volk kommen.

Franz Müntefering, immerhin auch eher betagt, bestätigte, dass bei seiner Booster-Impfung Anfang Oktober alles gut und "normal" verlaufen ist. Er warb eindringlich dafür, sich impfen zu lassen. "Menschen haben eine Mitverpflichtung", sagte Müntefering und erklärte, dass Impfen für ihn ein "großer Fortschritt" sei. Markus Lanz versuchte irgendwie onkelhaft- unelegant für Verständnis zu werben. Viele Leute hätte ja nicht mitbekommen, dass eine Auffrischung Not tun würde, das erkläre doch sicherlich die mangelnde Impfquote.

Anja Meier ist Redakteurin des "Weser-Kurier".
Anja Meier ist Redakteurin des "Weser-Kurier".Bild: screenshot zdf

Auftritt Anja Maier: Die Journalistin pflichtete sofort bei, dass diese Information leider, leider durch den Wahlkampf wohl ein wenig in Vergessenheit geraten sei. "Ja, blöd eigentlich" sei das. Dies fand Prof. Carsten Watzl übrigens gar nicht.

Impfauffrischung oder Infektion?

Grundsätzlich sei es selbstverständlich wichtig, erklärte der Immunologe, dass insbesondere die über 60-Jährigen und solche, die ein hohes Risiko haben, schwer zu erkranken, eine Auffrischungsimpfung durchführen ließen. Aber bei allen anderen, die sich fit und gesund fühlen und eher jung sind, sei das nicht zwingend in diesem Winter nötig. Generell ist es wichtig, sich gegen Corona impfen zu lassen, die Impfkurve stagniere zur Zeit, was Prof. Watzl "erschreckend" findet.

Immunologe Prof. Carsten Watzl erklärt die Funktion von Booster-Impfungen.
Immunologe Prof. Carsten Watzl erklärt die Funktion von Booster-Impfungen.Bild: screenshot zdf

Aber ob junge, gesunde Menschen nach der Zweifachimpfung eine Immunisierung durch Impfauffrischung oder durch eine Infektion erhalten, das sei eine private Entscheidung. Für alle, die nun glauben, sie müssten sich gleich gar nicht impfen lassen, wenn doch irgendwann eine Auffrischung notwendig ist: Die Corona-Impfung schützt vor schweren Verläufen. "Ich lasse mich nicht impfen, um einen Schnupfen zu verhindern, sondern um nicht im Krankenhaus zu landen", erklärte der Immunologe.

Kimmich und das Impfen

Natürlich war auch Fußballer Joshua Kimmich und seine Aussage, dass er dem mRNA-Impfstoff gegenüber Vorbehalte hat, ein Thema. Prof. Watzl wollte Aufklärungsarbeit leisten und verwies darauf, dass auch die Coronaimpfstoffe Todimpfstoffe wären. Der Grünen-Politiker Michael Kellner war Kimmich dankbar für seine Äußerung, weil ihm selbst und vielen anderen dadurch bewusst geworden wäre, dass der Impfstoff eben nur kurze Zeit im Körper verweile. Kellner hofft, dass viele Leute sich nun nochmal neu mit der Impfung auseinandersetzen und einen Termin vereinbaren.

An dieser Stelle sprechen die Anwesenden in der Talk-Runde über Joshua Kimmich.
An dieser Stelle sprechen die Anwesenden in der Talk-Runde über Joshua Kimmich.Bild: screenshot zdf

Anders sah das Franz Müntefering. Der fand es "irritierend", was Kimmich da von sich gab und wählte den perfekten Vergleich für die Aussage des Bayern-Spielers. Kimmich würde sich von Müntefering keine Tipps darüber geben lassen, wie er ein Tor zu schießen habe, deswegen sollten Fußballspieler auch Impfdebatten eher Wissenschaftlern überlassen. "Eigentlich sollte gelten: Schuster bleib bei denen Leisten", sagte Müntefering und gab Kimmich den Rat, einfach weiter "Tore schießen".

Blick in die Kristallkugel

Was denn da noch kommen wird, wird Corona schlimmer oder besser, wollte Lanz vom Immunologen wissen. "Ich hole grade mal meine Kristallkugel raus", scherzte der, denn im Moment ist einfach vollkommen unklar, wohin die Reise gehen wird. Man müsse die Lage weiter beobachten, eine andere Antwort gibt es momentan einfach nicht.

Die Impfdebatte bot Markus Lanz die perfekte Überleitung zum Thema Koalitionsverhandlungen. Ob denn da nicht vielleicht doch eine Impfpflicht geplant sei, immerhin habe Dr. Janosch Dahmen vor der Wahl ja gesagt, er könne sich eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen im Bereich Gesundheit, Pflege oder Bildung vorstellen. Diese Aussage "bleibt auch heute noch richtig", so Kellner und der Grünen-Politiker erklärte mehrfach geduldig, dass es sich dabei ja um keine allgemeine Impfpflicht handeln würde. Allein Lanz wollte es nicht verstehen und setzte mehrfach mit Nachfragen an, die aber alle schon beantwortet waren.

Politiker Michael Kellner äußert sich zum Kurs in der Coronakrise.
Politiker Michael Kellner äußert sich zum Kurs in der Coronakrise.Bild: screenshot zdf

Ja, die "pandemische Lage" sei Teil der Koalitionsverhandlungen, nein, ein Freedom-Day allein helfe nicht weiter, nein, es würden nicht alle Maßnahmen aufgehoben, ja, die Entscheidung in der Coronapolitik ginge wieder auf die Länder über. So lässt sich das, was Michael Kellner sich bei Lanz entlocken ließ, zusammenfassen. Die Test- und Maskenpflicht bleibt weiterhin bestehen, es sei nur kein "präventives Schließen" mehr möglich, weil es dafür "keine rechtliche Grundlage" gibt.

Kellner sprach irritierenderweise den ganzen Abend über von "der Virus", aber jedenfalls soll sich erstmal eigentlich wenig ändern. Der Immunologe ging diesen Gedanken mit, warf aber ein, dass die Impfquoten ja regional sehr unterschiedlich seien und es deswegen gut sei, wenn eben auch regionale Maßnahmen gelten würden.

Mäuschen sein bei den Koalitionsverhandlungen

Die Frage, die dieser Tage vor allem die Politik-Talkshows beschäftigt, ist die nach der Ministeriumsverteilung. Kellner verwies darauf, wie gut das diesmal mit dem Schweigen und Dichthalten klappen würde und ließ dazu keinerlei Informationen durchsickern. Wozu auch, wir alle werden das irgendwann erleben und niemand, außer den Koalitionspartnern, hat da im Moment Entscheidungsgewalt.

Franz Müntefering äußert sich auch zum Rententhema.
Franz Müntefering äußert sich auch zum Rententhema.Bild: screenshot zdf

Apropos Entscheidungsgewalt, Franz Müntefering, der sich wünscht, dass die sich jetzt bildende Koalition bitte die nächsten zehn Jahre bestimmen möge, forderte auch, dass das (junge) Parlament mehr auf die großen Themen der Gesellschaft eingeht und auch mal eine Woche lang zu einer Frage debattiert. Zum Sendungsende ging es dann noch um eine Frage, die große gesellschaftliche Sprengkraft besitzt: Die (un)sicheren Renten. Während Münte da lapidar behauptete, in 50 Jahren seien ja alle tot, die demnächst die Rentenkasse belasten und dann hätte sich das Problem sowieso erledigt, liegt das Problem ja doch etwas tiefer. Aber wie so oft wurde dieses Thema dann doch nur angeschnitten, auch, weil natürlich niemand echte Lösungen hat.

Der Altpolitiker versank abschließend noch kurz in Erinnerungen und erzählte, wie er Angela Merkel zur Bundeskanzlerin gemacht hatte. "Die hat einen ganz guten Job gemacht", lobte er sie. Während der 81-Jährige also eher in die Vergangenheit schaut, blickte der Rest in die Zukunft. Michael Kellner freut sich darauf, bald nur noch Parlamentarier zu sein und nicht mehr Bundesgeschäftsführer der Grünen, Prof. Carsten Watzl hofft auf Impf-Booster und mehr Impfwillige und Anja Maier vielleicht auf eine weitere Sendung, in der sie mehr sein darf, als bloße Kommentatorin männlicher Gedanken.

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