"Was darf die Satire? Alles." So stand es am 27. Januar 1919 im "Berliner Tageblatt". Geschrieben hat diese berühmten Worte damals der Schriftsteller Kurt Tucholsky.
Hundert Jahre und ein paar Monate später gelten diese Worte immer noch: Satire darf alles. Die Frage ist: Wie gut kommt dieses ominöse "Alles" beim Publikum an?
Comedian Dieter Nuhr jedenfalls erregte mit seiner Satire am Donnerstag in der ARD-Sendung "Nuhr im Ersten" bei einem Großteil der Zuschauer Ärgernis: Er machte auf der Bühne Witze über die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und deren Rede beim Weltklimagipfel. Viele befanden daraufhin in den Sozialen Medien: Hier hört die Satire auf, und lustig ist es auch nicht.
"Ich bin gespannt, was Greta macht, wenn es kalt wird. Heizen kann es ja wohl nicht sein", sagte Nuhr in seiner Show unter anderem. Und weiter: "Ich werde, weil meine Tochter zu den Freitagsdemos geht, im Kinderzimmer nicht mehr heizen. Wenn unsere Kinder meinen, wir könnten diese Welt mit ein bisschen Sonne und Wind antreiben, dann sollten wir Eltern ihnen ein Hamsterrad mit Dynamo ins Kinderzimmer stellen. Da können sie dann ihre Handys aufladen."
Man müsse die Kritik von Greta Thunberg ernst nehmen, so Nuhr: "Wir haben eine Welt geschaffen, in der siebeneinhalb Milliarden Menschen bei wachsendem Wohlstand und wachsender Gesundheit immer älter werden. Das ist beschämend", sagte der Kabarettist höhnisch.
Das Publikum im Saal brachte er zum Lachen. Viele User auf Twitter finden diese Art von Humor allerdings gar nicht lustig.
Um an dieser Stelle nochmal den über Hundert Jahre alten Beitrag Tucholskys zu zitieren: "Satire ist eine durchaus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, einer, der heute den angreift und morgen den." Lassen wir einfach mal so stehen.
(as)