Unterhaltung
TV

"Illner": Gast schlägt Alarm wegen Energiekrise – "Haben Suizid-Androhungen"

Annabel Oelmann warnt vor den Folgen der Energiekrise für die Bevölkerung.
Annabel Oelmann warnt vor den Folgen der Energiekrise für die Bevölkerung.Bild: ZDF screenshot
TV

"Illner": Gast schlägt Alarm wegen Energiekrise – "Wir haben Suizid-Androhungen"

07.10.2022, 06:2705.01.2023, 11:20
Mehr «Unterhaltung»

Triggerwarnung: Im folgenden Text geht es um das Thema Suizid. Das kann belastend und retraumatisierend sein. Bei der Telefonseelsorge findest du 24 Stunden am Tag Hilfe: 0800 1110111.

Am Donnerstag der vergangenen Woche präsentierte die Bundesregierung ein 200 Milliarden Euro schweres Entlastungspaket, das die Bürger:innen sowie die Betriebe und Industrie vor den hohen Energiepreisen schützen soll. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von einem "Doppel-Wumms"-Paket, Finanzminister Christian Lindner eilte am selben Tag sogar kurzfristig in Maybrit Illners Talkshow, um die Errungenschaft der Ampelregierung einem breiten Publikum zu präsentieren.

Was genau mit den 200 Milliarden Euro passieren soll, ist aber auch eine Woche später noch nicht klar. Wie werden die Bürger:innen entlastet? Wann greifen die Maßnahmen? Und reicht das Geld? "200 Milliarden Euro – bremsen wir so die Krise aus?", fragte Maybrit Illner deshalb am Donnerstag.

Mit folgenden Gästen diskutierte Maybrit Illner am 6. Oktober:

  • Franziska Giffey: Die SPD-Politikerin ist Regierende Bürgermeisterin in Berlin.
  • Thorsten Frei: Der Politiker ist Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
  • Annabel Oelmann: Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin ist Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.
  • Karen Pittel: Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist Leiterin des Ifo-Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen.
  • Gerald Traufetter: Der Journalist ist Wirtschaftsredakteur im Hauptstadtbüro des "Spiegel".

Klartext sprach direkt Annabel Oelmann. "Ich persönlich denke, die Krise wird uns alle eine Menge Geld kosten", sagte die Verbraucherschützerin aus Bremen. Ein Teil unserer Gesellschaft könne dies verkraften, erklärte Oelmann, ein großer Teil der Bevölkerung könne diese Mehrkosten aber nicht bewältigen. Was natürlich zu einer großen Verunsicherung führt.

"Im Moment ist das Hauptproblem, dass die Menschen das Gefühl haben, hin, her, rechts, links, wir wissen nicht, wo es hingeht. Es fehlt die Verlässlichkeit an dieser Stelle", führte Oelmann weiter aus: "Die Menschen stehen mit dem Rücken zur Wand. Wir haben in Beratungen Suizid-Androhungen von Menschen, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht."

CDU-Politiker Frei kritisiert das Entlastungspaket

Während die Regierung unter Zeitdruck nach Lösungen sucht, legt die Opposition den Finger in die Wunde und fordert mehr Tempo. "Die Bundesregierung hat einen Abwehrschirm ins Schaufenster gestellt. 200 Milliarden Euro, das hört sich erstmal gut an. Aber während die Bürger im Regen stehen, probiert die Regierung, diesen Schirm aufzuspannen", beschrieb der CDU-Politiker Thorsten Frei bildgewaltig seine Sicht auf die aktuelle Lage.

Frei fordert mehr Tempo bei den Entlastungen.
Frei fordert mehr Tempo bei den Entlastungen.Bild: ZDF screenshot

Man hätte zunächst ein wirksames Instrument gegen die Krise finden müssen und dann erst die Kosten festlegen sollen, bemängelte Frei und erwähnte auch die 500 Millionen Euro, die die Regierung in diesem Jahr an neuen Schulden machen wird.

Als Verteidigerin der Ampelregierung war Franziska Giffey angetreten. "Die hohen Rechnungen, die jetzt ankommen, müssen ein Stück weit revidiert werden", stellte die Regierende Bürgermeisterin von Berlin klar. Eine von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission für Wärme und Gas soll Vorschläge zur Verwendung der 200 Milliarden Euro vorlegen und erarbeiten, wie eine Gaspreisbremse funktionieren könnte. Erste Ergebnisse werden in den nächsten Tagen erwartet.

"Es ist jetzt einfach wichtig, den Experten diese Zeit zu geben. Wir haben die Erwartungshaltung, dass dieser riesige Betrag sinnvoll eingesetzt wird. Wir haben teilweise den Bezug verloren, was Milliardenbeträge bedeuten", betonte Giffey und sprach dann ganz bewusst von 200.000 Millionen Euro, was nicht nur Maybrit Illner für einen Moment zu verwirren schien.

Giffey sprach bei "Illner" über das Entlastungspaket.
Giffey sprach bei "Illner" über das Entlastungspaket.Bild: ZDF screenshot

Expertin stellt klar: Gaspreis kann nicht auf altes Niveau zurückgedreht werden

Teil der Expertenkommission Wärme und Gas ist Karen Pittel, die sich nicht in die Karten schauen ließ, was mögliche Zwischenstände angeht. "Da kann man an verschiedenen Parametern drehen. Wie hoch ist der Referenzpreis, den ich ansetze? Welchen Prozentsatz würde ich verbilligen?", verdeutlichte die Ökonomin die Komplexität der Aufgabe, mit der sich die Kommission derzeit herumschlagen muss. Klar sei aber, dass der Gaspreis nicht einfach für alle auf das alte Niveau zurückgedreht werden könne.

Laut Karen Pittel kann der Gaspreis nicht pauschal auf das alte Niveau zurückgedreht werden.
Laut Karen Pittel kann der Gaspreis nicht pauschal auf das alte Niveau zurückgedreht werden.bild: zdf screenshot

Der Journalist Gerald Traufetter schaltete sich an dieser Stelle ein. Da er nicht Mitglied der Expertenkommission sei, könne er etwas freier sprechen, erklärte er. Das Hauptproblem der Kommission sei der Zeitdruck, denn schon im November solle die Gaspreisbremse wirksam werden. "Deshalb kommt im Prinzip nur ein Modell infrage, bei dem man einen Rabatt gewährt", erklärte Traufetter.

Wie ein solcher Rabatt konkret aussehen könnte, blieb unklar. Wie so vieles an diesem Donnerstagabend. Für den Montag, 10. Oktober, ist eine Pressekonferenz angekündigt, bei der die Expertenkommission Gas und Wärme erste Ergebnisse vorstellen will. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sich Maybrit Illner und ihre Talkrunde erst nach diesem Termin getroffen hätten. Denn wirklich Neues erfuhren die Zuschauer:innen am Donnerstagabend nicht.

König Charles verpasst wichtiges Event und sendet trotzdem klare Botschaft

Seit König Charles III. vor wenigen Wochen seine Krebserkrankung öffentlich machte, nimmt der Monarch wesentlich weniger Termine wahr. Zwar hält er weiterhin Audienzen, doch in der Öffentlichkeit sieht man den König wesentlich seltener als zuvor. Aktuell übernehmen vor allem Königin Camilla, Prinzessin Anne und Prinz Edward Termine im Namen der Königsfamilie.

Zur Story