"Knapp daneben ist auch vorbei." Diese Erkenntnis gewannen 17 der noch 22 Model-Anwärterinnen im griechischen Model-Bootcamp von Heidi Klum. Denn sie alle gingen in der "Casting-Woche" leer aus. Nur fünf angehende Topmodels konnten sich einen Job unter den manikürten Nagel reißen: Sophie (18) wird ihren Freundinnen in Harsewinkel noch in 20 Jahren erzählen können, dass sie den allerersten Job in der 17. "GNTM"-Staffel abräumte – ein Shooting für die griechische Mode-Marke "Themis Z"!
Amaya (18) schnappte sich das Cover-Shooting für die deutsche Ausgabe des Fitness- und Lifestyle-Magazins "Shape", die Österreicherin Lou-Anne (18) stach alle Konkurrentinnen aus, als es um ein achtseitiges Editorial (und Cover-Shooting) für das stylische Schweizer Magazin "Faces" ging. Juliana (25) schnappte sich den Job für die deutsche Bademoden-Marke "Delicatelove". Weil Senior Model Barbara (68) die Marken-Chefinnen Annekatrin und Wiebke aber ganz außerordentlich begeisterte, änderten die kurzerhand ihre ganze Kampagne und kauften Barbara auch noch mit ein.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. "Warum haben die mich nicht gewollt?", haderte Viola. "Ich war doch so von mir überzeugt", schniefte Paulina. Und Vivien weinte: "Also mit mindestens einem Job hatte ich schon gerechnet." Die "Feuertaufe im echten Model-Leben" (Heidi Klum) bot (erwartungsgemäß und businessbedingt) mehrheitlich Enttäuschungen und Zurückweisungen.
"Wir müssen lernen, mit Ablehnung umzugehen und ein 'Nein' zu akzeptieren", erkannte Anita. Und Amaya urteilte: "Das ist Modelling: Du läufst rein zum Kunden und du läufst wieder raus." Und nur, wenn alles passt, mit dem Job. Das steigerte den Konkurrenzdruck. "Jetzt wird's Ernst", ahnte Sophie, und Vivien konnte "die Ellbogen spüren". Vor allem bei der Klamottenwahl für die "Delicatelove"-Bikinis wurde wenig delikat gedrängelt. Sophie: "Wir sind da reingestürmt wie beim Sommerschlussverkauf."
Nach dem verpassten Job ist vor der Heidenangst vor dem Rauswurf. Heidis Mantra "Ein Model ohne Job ist kein Model" verfolgte die Gescheiterten im Schlaf. Logische Folgerung: "Jetzt ist der Walk natürlich ganz besonders wichtig." Aber auch der Elimination-Walk ist halt ganz selten ein Spaziergang.
Die Location passte: ein stillgelegter Flughafen. Das hatte – was die angehenden Models da noch nicht wussten – Symbolcharakter. Denn die nächste Runde führt die Crew der Hübschen endlich wieder nach Los Angeles. Die fünf erfolgreichen Job-Jägerinnen hatten ihr Ticket sicher, alle anderen trippelten aufgeregt in den Outfit-Bereich, wo etlichen umgehend und wenig modellike die Kinnlade herunterplumpste.
"Es wird heiß", freute sich Heidi. Aber einigen ihrer Models wurde es zu heiß. Denn mehrere der Schönheiten fühlten sich zu zartbesaitet für die zarten Stöffchen, die da im Airport-Backstage auf den Stangen baumelten – Lingerie-Look! Um "Frauenpower" zu signalisieren, suchte Heidi ausgerechnet im Reizwäsche-Genre. Das fanden viele wenig reizend. Von dem, was Heidi sich erträumte ("Geballte Ladung Weiblichkeit und jede Menge Selbstbewusstsein"), war erst mal nichts zu spüren.
"Da ist ja nix dran!", "Wo gehört das denn hin?", "Oh Gott, wir kriegen Halsbänder, das sieht aus wie ein Geschirr beim Pferd!" – Martina, die 50-Jährige, spielte mit dem Gedanken, die Aufgabe zu verweigern. Anita auch. "Da ist ja mein A... offen", stellt sie fest, mit Recht. "Das ist ein Outfit, das sollte nur ein Mann in meinem Leben sehen." Und nicht das ganze Heimatdorf. Gut, das hat nur 80 Einwohner, für Anita trotzdem zu viel: "Das Dorf wird sich freuen." Und: "Meine Oma wird diese Folge nicht sehen."
"Ihr Fazit, als sie widerwillig in eines der Outfits aus Korsetts in Lederoptik, glänzenden Metallringen, Ketten um die Hüften, Long-Line BH verziert mit Nieten an den Cups und Bodys aus feinstem Mesh, die Brust und Bikinizone notdürftig umhüllten, schlüpfte: "An diesem Look stört mich einfach alles."
Dass es zum multiplen Happy-End kam, lag am Ehrengast, der die Outfits mitgebracht hatte. Es war einer der wirklich raren, aber echten Gänsehautmomente, als sich kein Geringerer als Mode-Ikone und Designer-Legende Jean Paul Gaultier sympathisch und gut gelaunt den Model-Ladys vorstellte. Heidi freute sich diebisch über die Überraschung – und über den Coup, denn Gaultier ist erstmals in 17 Jahren bei "GNTM" dabei. Heidi: "Endlich habe ich ihn!" Angesichts der Tatsache, dass von Madonna über Bella Hadid bis Lady Gaga alle berühmtesten der Schönen schon in und für Gaultier liefen, dachte auch Martina um: "Diese Gelegenheit kann ich mir nicht entgehen lassen. Vor ihm zu laufen, das gibt's nur einmal."
Und so stöckelten alle 17 über die Flughafentreppe in einem extravaganten Hauch von Nichts über den Catwalk zu Heidi und Jean Paul. Irgendwie witzig: Ausgerechnet Martina und Anita, die die größten Bedenken gegenüber dem Lingerie-Look gehabt hatten, lösten die Aufgabe am überzeugendsten.
Das andere Extrem erlebte Laura W. Die hatte sich über die Outfits gefreut ("Ich liebe es, meinen Körper zu zeigen!") und wollte sexy und selbstbewusst laufen, stolperte dann aber gleich an der Treppe und stakste fortan unsicher und gar nicht reizend drein. Ende vom Lied: Sie bekam leider kein Ticket. Sie flog raus, nicht nach Los Angeles.