Wird es Fleisch bald nur noch für Besservierdienende geben? Diese und andere Fragen diskutierte Moderator Markus Lanz am Mittwochabend mit dem neuen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.
Der Grünen-Politiker sprach über die Notwendigkeit von höheren Preisen und seine Pläne, die Landwirtschaft stärker auf Bio umzustellen. Investigativ-Journalistin Anne Kunz jedoch räumte auf mit der Legende, dass Bio immer gleich besser ist.
Das waren die Gäste bei "Markus Lanz" am 2. Februar:
"Immer höher, immer schneller, immer weiter" – mit diesen Worten beschrieb Cem Özdemir den bisherigen Kurs in der Landwirtschafspolitik. "Das ist ein pervertiertes System", kritisierte der 56-Jährige. Sowohl für die Tiere als auch für Mensch und Umwelt sei die Landwirtschaft zum jetzigen Zeitpunkt nicht zumutbar.
Deshalb forderte der Grünen-Politiker bei "Markus Lanz": "Die gesamte Landwirtschaft muss sich ändern." Und dazu gehören demnach auch Preissteigerungen bei den Lebensmitteln, an erster Stelle wohl beim Fleisch.
Auch wenn Cem Özdemir sich über die gesamte Sendung hinweg weigerte, das Wort "teurer" auszusprechen, so deutete er Preissteigerungen beim Fleisch in vielerlei Hinsicht an: Etwa mit den Worten "Es wird nicht gehen, ohne, dass man beim Preis was macht" oder "Mit mir gibt's keine Ramschpreise".
"Wird es Fleisch also bald nur noch für Besserverdienende geben?", hakte Moderator Markus Lanz wiederholt nach. Laut Özdemir gebe es verschiedene Möglichkeiten, einen Weg zu schaffen, dass mehr Geld beim Bauern ankomme, eine erhöhte Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte beispielsweise oder aber über finanzielle Abgaben.
Fakt ist: Bei allen von Özdemir genannten Vorschlägen werden die Verbraucher in die Verantwortung für mehr Tierwohl und mehr Bio-Produkte in den Regalen genommen.
Die Annahme, Fleisch sei bald zu teuer für Menschen mit geringerem Einkommen, setze laut Özdemir jedoch voraus, dass alles so bleibe, wie es ist. Zusätzlich zur Preissteigerung bei Lebensmitteln müsse es auch sozialpolitische Veränderungen geben.
Journalistin Anne Kunz schloss sich dieser Forderung an. Hartz-IV-Sätze seien derzeit noch an die Billigpreise für Lebensmittel gekoppelt. "Das steht alles in einem unguten Zusammenhang", kritisierte Kunz.
Auch sei eine vollständige Umstellung auf Bio-Produkte in der Landwirtschaft nicht die sauberste Lösung. "Bio folgt längst den Prinzipien der industriellen Landwirtschaft", erklärte Kunz. Dies bedeute auch, dass große Bio-Unternehmen, die für Discounter für niedrige Preise produzieren, kleine Bauern vom Markt drängen.
Denn, was viele sicher nicht wussten, auch auf Bio-Bauernhöfen findet Massentierhaltung statt sowie der Einsatz von Hormonen.
Das Bild von Bio-Landwirtschaft und die Realität in den Ställen passe oft nicht zusammen. Auch sei das Bild von Bio-Produkten moralisch stark aufgeladen. So wie Bio nicht gleich immer besser sei, sei konventionelle Landwirtschaft nicht per se schlecht.
Ob das Ziel Cem Özdemirs, die Bio-Landwirtschaft in Deutschland bis 2030 von 10 auf 30 Prozent zu erhöhen sinnvoll und machbar ist? Kunz zeigte sich zuversichtlich – mit einer Einschränkung: "Es ist machbar, wenn man sehr viel Geld reinpumpt. Das wird aber dazu führen, dass große Betriebe das übernehmen."