Doch, es gibt sie, die "einzelnen Momente, die Mut machen", wie es "heute-show"-Moderator Oliver Welke nannte. Den Protest der "unfassbar mutigen" Marina Owsjannikowa etwa, die im russischen TV ihre Protestschild emporhielt. Oder die Reise der Staatschefs Mateusz Morawiecki (Polen), Janez Janša (Slowenien) und Petr Fiala (Tschechien), die per Zug (Welke: "In der Ukaine fahren im Krieg noch Züge. Bei uns fallen sie schon aus, wenn drei Blätter auf den Gleisen liegen.") nach Kiew fuhren, um Präsident Wolodymyr Selenskyj zu besuchen.
Oder Selenskyjs Rede im deutschen Bundestag. Sowie, so Welke, "das klare Signal der Deutschen: Wir stehen an eurer Seite." Dann ergänzte Welke sarkastisch: "Gut, an eurer Rückseite kaufen wir immer noch Öl und Gas aus Russland, aber nur unter Protest."
Derweil sei der Mann, der die Ukraine in Brand steckte, "völlig isoliert". "Bei Putin liegen die Nerven blank", meinte Welke und konstatierte: "Die Abstände zwischen seinen Wutanfällen werden immer kürzer." Der Mann keile wie Rumpelstilzchen nach allen Seiten, habe zuletzt Schweden und Finnland mit militärischen Konsequenzen gedroht für den Fall, dass sie "irgendwann" der NATO beitreten wollten. "Väterchen Frust", so Welke, sei wohl wegen "der militärischen Vollblamage", die er gerade in der Ukraine erlebe, sauer. Er terrorisiere die ukrainische Bevölkerung und drangsaliere die eigene.
Das sah Welke als gutes Lehrstück: "Ja, liebe Querdenker, da erleben sie eine richtige Diktatur. Bei uns kann man mit Lauterbach als Hitler demonstrieren, in Russland nicht einmal mit einem leeren Plakat."
Für Deutschland stelle sich vor allem die Aufgabe, so rasch wie möglich aus der Abhängigkeit von Russlands Gas und Öl rauszukommen. "Entscheidend ist an der Zapfsäule", wandelte Welke eine alte Fußballweisheit ab. Er wunderte sich kurz (wie so mancher Verbraucher), warum die Spritpreise immer weiter stiegen, obwohl doch der Rohölpreis an den Börsen sinke, und wandte sich dann dem "Retter am Horizont" zu:
Der Finanzminister will einen "Tankrabatt" in Höhe von "30 bis 40 Cent" pro Liter gewähren. "Uiuiui", meinte Welke, "und wo will der Christian das Geld dafür nehmen?" Denn das werde zwei Milliarden Euro kosten - jeden Monat. Lindner meinte, er wolle an der Schuldenbremse festhalten. Wie also zahlen? "Wir leihen uns das Geld von der Zukunft", wurde Lindner zitiert. Schulden machen, ohne es Schulden zu nennen – Welke fand das toll.
In der Diskussion darüber, wie man den Ölverbrauch drosseln können, werde sogar die 70er-Jahre-Idee der "autofreien Sonntage" wieder hervorgekramt. Allerdings, so Welke, würden die Importe von Russlandöl nur um 1,4 Prozent sinken, selbst wenn man jeden zweiten Sonntag zum autofreien erklärte.
Größeres Ölsparpotenzial hätte eine andere Maßnahme: ein Tempolimit. "Tempo 100 auf der Autobahn würde acht Prozent des Öls aus Russland einsparen können." Wie man die Bürger dazu bringen könne, die Idee gutzuheißen? "Gebt Hanf frei. Legalisiert Cannabis", empfahl Welke. Denn bekifft habe man zwar den Eindruck, man rase in Lichtgeschwindigkeit, fahre aber automatisch langsamer, weil vom Gemüt auch viel entschleunigter. Klingt wie eine dufte Idee ...
Autofreie Tage, Tempolimit. Ideen, über die sich Klimaschützer vor zwei Jahren noch richtig gefreut hätten. Jetzt seien sie höchstens Nebenprodukte einer anderen Krise. "Vom Klima will doch jetzt echt keiner was wissen", zeterte Welke. Und:
Eine andere Krise hält zwar an, wird aber plötzlich für weniger relevant erachtet: Die Regierung will – "mitten in die Omikron-Welle hinein!" – die Corona-Maßnahmen lockern, zum Beispiel die generelle Maskenpflicht in der Öffentlichkeit abschaffen. Welke drückte sein Unverständnis aus: "Warum? Warum jetzt, wo die Zahlen wieder dramatisch steigen? Warum macht der Lauterbach das mit?"
Zumal Karl, der Gesundheitsminister, durchaus noch gerne den Miesepeter gebe und darauf hinwies, dass er Schätzungen, wonach das Virus innerhalb eines Jahrzehnts verschwinden könnte, als (zu) optimistisch ansehe. Die Schuld sah Welke bei der FDP:
SPD und Grüne wüssten zwar, dass "es falsch ist, die Maskenpflicht abzuschaffen", aber sie beugten sich dem Koalitionspartner. Welke: "Wie, verdammt noch mal, schaffen die es als kleinste Partei, so viel durchzusetzen?" Auch hier gab Welke die Antwort: "Ganz einfach. Durch permanentes Nerven."