Das Staffelfinale von "Joko und Klaas gegen ProSieben" konnte das TV-Duo für sich entscheiden. Damit setzten sie sich gegen ihren Haussender durch und erspielten sich wieder 15 Minuten Sendezeit. Am 15. Mai hatten sie folglich für dieses Zeitfenster ihr ganz eigenes Programm. Nachdem auch immer mal wieder lustige Themen umgesetzt werden, war dieses Mal sofort klar, dass das Duo eine wichtige Botschaft zu vermitteln hat.
Die beiden warben nämlich dafür, an der Europawahl teilzunehmen und somit die wichtige Stimme für das Europäische Parlament abzugeben. Dabei stellten sie sich folgende Frage: "Was wäre, wenn es die EU morgen nicht mehr gäbe?" Die weiteren Szenen der Ausgabe zeigten mithilfe von Künstlicher Intelligenz ein düsteres Horrorszenario. Wichtige Stimmen malten sich den Untergang der EU aus.
Die ganze Aktion lief unter dem Hashtag "was wäre wenn". Klaas Heufer-Umlauf betonte zu Beginn: "Wir sprechen heute über die Europäische Union. Diese europäische Gemeinschaft wurde gegründet, um nach den Weltkriegen, dem Kalten Krieg und einer zunehmend globalisierten Wirtschaft vergleichsweise kleinen Staaten etwas zu verleihen, was sie dringend brauchen: eine gemeinschaftliche Stärke."
Joko Winterscheidt fügte hinzu: "Die Idee von Europa wird gerade viel infrage gestellt. Einige wünschen sich autarke Staaten zurück, eine eigene Währung, geschlossene Grenzen oder eine Abschottung von der globalisierten Weltwirtschaft." Und weiter: "Die Frage, die wir uns eigentlich stellen müssen, ist: Was ist denn, wenn die EU, so wie wir sie kennen, zerfallen würde?"
Diese Frage stellten sie schließlich Menschen, die sich damit auskennen. Klaas wies darauf hin, dass nicht alles, was die kommenden Bilder visualisiert zeigen würden, eintreten müsse. "Aber die wichtige und alarmierende Information ist, es könnte so eintreten, wenn wir uns nicht darum kümmern", betonte er.
Zu Beginn des möglichen Untergangsszenarios der EU war eine fiktive Nachrichtenstimme zu hören, die am 10. Juni, also einen Tag, nachdem in Deutschland gewählt wurde, verkündete: "Völlig überraschend haben sich in sämtlichen europäischen Nationen die EU-Gegner durchgesetzt. Alle 27 Mitgliedsländer haben sich für die sofortige Auflösung des Staatenbundes entschieden. Die EU als Bündnis ist damit 31 Jahre nach ihrer Gründung Geschichte."
Jede Nation sei nun in der Einzelverantwortung, mit den unvorhersehbaren Folgen und Auswirkungen umzugehen. "Fassungslos und mit großer Sorge blicken Experten in die Zukunft", hieß es. Linn Selle, Präsidentin der Europäischen Bewegung Deutschland e. V., meinte: "An Tag eins werden erst einmal die Grenzen dicht sein. Es wird eine große Unsicherheit herrschen. 25 Millionen Menschen in Europa leben in Grenzregionen."
Mit Blick auf die Währung merkte Selle an: "Die Wiedereinführung der D-Mark oder die Abschaffung des Euros hätte ganz fatale Konsequenzen, gerade für den deutschen Wirtschaftsstandort." Die D-Mark wäre folglich eine sehr starke Währung, was heißen würde, dass es sehr teuer wäre, Sachen zu exportieren. Sie betonte: "Das bedeutet langfristig natürlich weniger Wohlstand für uns als Gesellschaft, weniger Haushaltseinnahmen, weniger Arbeitsplätze."
Auch würde es schwierig sein, frische Lebensmittel in die Supermärkte zu transportieren. "In dem Moment, wo es keine gemeinsamen Regeln mehr gibt, muss alles an der Grenze inspiziert werden", gab sie zu verstehen. Ihr Appell lautete: "Wir haben jetzt so lange in Frieden gelebt, aber das ist auch nicht unveränderbar." Andrew Lee (Professor für Volkswirtschaftslehre) mahnte derweil: "Wenn sich die EU von heute auf morgen auflösen würde, würde es sehr schnell innerhalb von Minuten zu Chaos auf den Finanzmärkten kommen."
Und weiter: "Spekulanten würden sofort ihr Geld aus instabileren Ländern wie Zypern, Griechenland und Portugal abziehen." Es wäre zudem denkbar, dass sich die Arbeitslosenquote in wenigen Jahren relativ schnell von sechs auf zwölf Prozent erhöhen würde. "Durch die wirtschaftliche Unsicherheit verschlechtert sich die Lebenssituation immer. Das zeigt die Geschichte der Wirtschaftskrisen", erklärte er.
Daniel Dettling (Politikwissenschaftler und Leiter des Instituts für Zukunftsforschung Berlin) wies darauf hin, dass die europäische Außengrenze zur Binnengrenze werde. Jedes Land würde versuchen, seine eigenen Grenzen zu schützen. "Es gibt Lieferengpässe bis hin zu Lieferausfällen", sagte er. Das Gesundheitssystem sei ohnehin abhängig von Zuwanderung, die es dann nicht mehr gebe. Dadurch würde die Sterblichkeit unter den Älteren zunehmen.
Am meisten Sorge mache Dettling die Verunsicherung. "Wenn die Menschen unsicher sind, das haben wir zu Beginn der Corona-Pandemie gesehen, dann sind sie anfällig für Populismus, für einfache Antworten, für Nationalismus, für Misstrauen", betonte er.
Zum Schluss meldeten sich die ProSieben-Stars noch einmal zu Wort. Klaas meinte, es brauche Menschen in diesem Parlament, die an Europa glauben, die Demokratie lieben und die mit Engagement und Leidenschaft dafür sorgen, dass Schritt für Schritt dieses riesengroße Mosaikbild zusammengesetzt wird.
Deutlich gab er zu verstehen: "Wir brauchen keine Menschen, die eigentlich nur in das Europäische Parlament gewählt werden wollen, um es von innen heraus zu zerstören und unsere gemeinsame Vision kaputt zu machen." Joko fügte hinzu: "Das muss so nicht eintreten und es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass es so nicht eintritt. Am 9. Juni ist Europawahl und wir sollten alle dahingehen."