Am 14. Juni startet in München die Fußball-Europameisterschaft. Wenige Tage zuvor, am 11. Juni, zeigte das ZDF um 20.15 Uhr die Dokumentation "Das letzte Tabu" erstmals im deutschen Free-TV. In dem Film von Regisseur Manfred Oldenburg geht es um die wenigen homosexuellen Profifußballer, die trotz der Gefahr sozialer Anfeindungen den Schritt zum Outing wagten.
In der 90-minütigen Doku kommen etwa Thomas Hitzlsperger und Marcus Urban zu Wort. Letzterer konnte aufgrund seines Coming-outs seinen Traum von der Bundesliga nicht mehr realisieren. Noch aktive Profis wie Collin Martin äußerten sich in der Dokumentation ebenfalls. Diese Spieler stehen exemplarisch für schockierende Zahlen: Unter den weltweit 500.000 aktiven männlichen Fußballprofis gebe es nach aktuellen Schätzungen weniger als zehn, die offen homosexuell leben.
Die Geschichte der Sportler stieß beim ZDF allerdings auf geringes Interesse.
Wie der Mediendienst "DWDL" berichtet, schauten am Dienstagabend um 20.15 Uhr nur 1,08 Millionen Menschen zu. 160.000 davon seien zwischen 14 und 49 Jahren gewesen, was leider einem Marktanteil von nur 3,3 Prozent entsprach.
Dem Bericht zufolge ergab sich daraus eine der schwächsten ZDF-Reichweiten während der Primetime seit Langem – bei einem wichtigen Thema wie diesem schmerzt das besonders.
Ebenfalls überraschend war, dass sogar eine zuvor gezeigte Wiederholungsfolge der "Rosenheim Cops" auf einen höheren Marktanteil kam: Es schalteten über drei Millionen Menschen ein. Um 21.45 Uhr, also direkt nach der Doku, gab es das "heute journal" zu sehen, und die Nachrichtensendung lockte ebenfalls mehr Personen vor die Fernseher.
Zu diesem Zeitpunkt schauten 2,36 Millionen zu, wodurch sich die Quote im Vergleich zu "Das letzte Tabu" mehr als verdoppelte, gab das Portal weiter an. Den Tagessieg holte sich im Übrigen die ARD mit der Leichtathletik-EM. Rund 4,9 Millionen sahen sich das Sportereignis an, sodass ein Gesamt-Marktanteil von 22,1 Prozent erzielt wurde.