Moderator Dieter Könnes begrüßt bei "Stern TV" am Sonntag zu gleich drei brisanten Themen Gäste in seiner Sendung. Insbesondere der ehemalige Gameshow-Moderator Jürgen Milski irritiert während der gesamten Ausstrahlung mit seinen Aussagen. Zu Beginn der Talkshow geht es um das "Raser-Paradies Deutschland". Immer mehr junge Menschen filmen sich bei illegalen Autorennen, bei denen auch unbeteiligte Personen verletzt werden.
In der ersten Talk-Runde der Sendung sind ausschließlich Männer. Hobby-Rennfahrer Ricardo Rüting hat seinen 620 PS-Boliden gleich mal im Studio geparkt, alle Männer finden das hochmotorisierte Auto attraktiv. Doch der Berliner Oberamtsanwalt Andreas Winkelmann verfolgt die Täter hinter illegalen Autorennen in Berlin und warnt davor, dass sich vor allem junge Männer solche Autos leicht mieten können und Unfälle mit schweren Folgen verursachen, wenn sie einmal zu viel Gas geben.
Auch zu Gast ist mit Lukas Lorenz ein Kölner Stadtrat, der sich als Anwohner in den Abendstunden von den lauten Motorengeräuschen gestört fühlt. Vor allem Rennen mitten in Wohngebieten stören ihn. Nico Klassen, ein Aussteiger aus der illegalen Rennszene, stellt klar, dass viele Fahrer einfach egoistisch ihren Adrenalin-Kick bekommen wollen, regelrecht süchtig danach sind.
Schlagersänger Jürgen Milski sieht eine einfache, aber in der Runde sehr belächelte Lösung. Er würde für Fahranfänger hochmotorisierte Autos verbieten, maximal 50 PS sollte ein PKW für 18-Jährige haben, zwei Jahre später sollte dann das Doppelte erlaubt sein.
Hobby-Fahrer Ricardo kann den Vorschlag nicht ernst nehmen und lacht in die Runde hinein. Er sagt, dass es solche schwachen Autos doch gar nicht mehr gäbe. Bei Social Media zeigen sich einige Personen ebenfalls irritiert:
Der Berliner Oberamtsanwalt Winkelmann hält den Vorschlag erstmal nicht für grundverkehrt, er präzisiert aber das Vorhaben von Milski. Ähnlich wie bei Motorrädern plädiert der Jurist für einen Stufenführerschein. Das Alter beim Motorradführerschein ist ab bestimmten PS-Größen höher angesetzt. So soll das "Bungeejumping auf der Straße", wie es der Berliner ausdrückt, zumindest verringert werden.
Nico Klassen erzählt noch von seinem Schlüsselerlebnis. Ein Freund ist tödlich bei einem Rennen verunglückt, seitdem hat er den illegalen Rennen abgeschworen und veranstaltet legale Rennfahrten auf abgesperrten Strecken.
Er möchte den meist jungen Männern eine Plattform geben, ihre Sucht nach Adrenalin zu befriedigen. Zum Schluss der ersten Diskussion ist noch das Verbot von Autovermietung an junge Menschen im Gespräch, gesetzliche Vorschläge dazu sind aber bisher laut Winkelmann gescheitert.
Das nächste Gesprächsthema sind die immer wieder schockierenden Fälle von Jugendgewalt, wie zuletzt ein Fall aus München, bei dem zwei Jugendliche eine Gewalttat filmen und ins Netz stellen, zeigte. Auch der Fall Luise in Heide entsetze die Öffentlichkeit. Woher kommt diese rohe Gewalt bei teilweise noch nicht strafmündigen Jugendlichen?, fragt Moderator Dieter Könnes in die Runde.
Oberschuldirektorin Silke Müller spricht vor allem das Problem von Gewaltvideos auf den Handys der Jugendlichen an, generell beobachtet die Pädagogin eine Verrohung. Jens Mollenhauer, ehemaliger Polizeioberkommissar, spricht von fehlenden Vorbildern in den Familien, auch Gewalt von den Eltern ausgehend sei ein großes Thema. Wichtig sei auch, nach Gewalttaten zeitnah das Gespräch mit den Tätern zu suchen und die Opfer zu stärken.
Bei der Münchner Gewalttat kamen die Täter in Untersuchungshaft. Mollenhauer sieht diese Haft im Einzelfall begründet. Die Gesellschaft soll vor weiteren Straftaten geschützt werden, während für die Oberschuldirektorin die kurze Haft nicht nachhaltig genug ist. Schließlich verbreitet sich das gefilmte Gewaltvideo weiterhin. Die Lehrerin fordert hier auch eine bessere Strafverfolgung.
Mit Alex Hartmann ist auch ein Opfer von Jugendgewalt in der Talkshow zu Gast. Der junge Mann wurde von mehreren Tätern verprügelt, verlor drei Zähne. Die noch jugendlichen Täter bekamen eine Bewährungsstrafe von 18 Monaten. Alex trifft die Angreifer weiterhin in seinem Umfeld und fühlt sich von der Justiz im Stich gelassen.
Das Thema Jugendgewalt emotionalisiert die Talkshow-Gäste. Insbesondere Jürgen Milski sieht auch die Eltern in der Pflicht und vergreift sich mit drastischen Worten im Ton: "Kinder darf jeder Asoziale in die Welt setzen, jeder Penner darf Kinder haben." Moderator Könnes versucht den Schlagersänger noch abzufangen, doch vergeblich.
Die anderen Gäste können auch viel besser differenzieren als Milski. Strafverteidiger Adam Ahmed gibt zu, dass es viele Eltern mit Problemen gibt, sieht aber auch darin ein großes Ärgernis, dass Hilfsangebote oft fehlen. Ähnliches schildert Oberschuldirektorin Müller, die auf einen fatalen Verteilungsschlüssel bei Sozialarbeitern hinweist. So hat sie 900 Schüler:innen und nur eine Sozialarbeiterin an ihrer Schule.
Auch Mollenhauer beklagt, dass wichtige Fördermittel für soziale Bereiche gestrichen werden sollen und kritisiert die Streichungen für die Bundeszentrale für politische Bildung. Von Moderator Könnes darauf angesprochen, wie Schlagersänger Milski diese Nachrichten findet, greift der ehemalige "Big Brother"-Teilnehmer zum endgültigen Polit-Hammer und fordert eine andere Regierung, damit nicht alles noch mehr den Bach runtergeht. Erneut fallen die Reaktionen deutlich aus.
Zum Abschluss der Sendung geht es noch um Tropenkrankheiten, die durch Mücken übertragen werden können. Die asiatische Tigermücke fühlt sich beispielsweise aufgrund der Erwärmung in Europa wesentlich wohler. Virologe Hendrick Streeck und auch Parasitologe Heinz Mehlhorn wollen das Thema aber nicht ganz so dramatisch sehen.
Mehlhorn klärt hingegen auf, wie wichtig der Schutz vor den Stichen selbst mit Mückenspray ist, wie bei einheimischen Mücken. Moderator Könnes kann es sich kurz vor Ende nicht verkneifen, Streeck auch zur neuen Corona-Variante EG.5 alias Eris zu befragen, hier gibt der Virolog eaber Entwarnung.