Der ZDF-"Fernsehgarten" mit Moderatorin Andrea Kiewel kommt eigentlich ohne Aufreger aus. Eigentlich. Doch im "Fernsehgarten" vom vergangenen Sonntag hat Luke Mockridge für Aufsehen gesorgt – jedoch nicht etwa mit guten Witzen oder einem peinlichen Fauxpas.
Nach Mockridges Auftritt empörte sich ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel: "Ich mache diese Sendung seit 19 Jahren. Das, was Luke Mockridge da abgezogen hat, ist an Unkollegialität nicht zu überbieten."
Kiewel sagte in der Sendung weiter: "Ich denke, er wollte gar nicht, dass wir wissen, was er vorhat. Dass dann ein Künstler wagt, auf meiner Bühne vor meinem Publikum wie ein Affe rumzuspringen, halte ich für das mieseste Verhalten, das es unter Kollegen geben kann. Und weil wir im Festivalmodus sind: Shame on you, Luke Mockridge. Never ever again."
Tagelang war Luke Mockridge wie von der Bildfläche verschwunden. Keine Beiträge in sozialen Netzwerken, keine Interviews, nichts. Jetzt tauchte Mockridge bei einem neuen Auftritt in Bonn wieder auf. Wie "Der Westen" berichtet, schwang Mockridge öffentlich in Miley-Cyrus-Manier auf einer Abrissbirne – fast nackt.
Dem Bericht zufolge äußerte sich Mockridge in Bonn auch erstmals über den Eklat im "Fernsehgarten". Wenn auch nur kurz, aber er bezog immerhin Stellung. Ganz anders als in den vergangenen Tagen. Gegenüber watson wollte sich die zuständige Produktionsfirma auch nicht äußern.
In Bonn tat es Luke Mockridge nun. Den Passanten, die ihn bei seiner neuen Aktion beobachteten, sagte er demnach, dass das ZDF gewusst habe, dass er etwas geplant habe. Nur Moderatorin Andrea Kiewel sei völlig ahnungslos gewesen.
Die "Bild" hatte schon am Montagabend berichtet, dass mehrere verantwortliche ZDF-Mitarbeiter vor Mockridges Auftritt über dessen Pläne eingeweiht gewesen. Die Zeitung zitiert den Mitarbeiter mit den Worten über die Mitarbeiter, die Bescheid wussten: "Sehr viele sogar. Außer eben Andrea Kiewel… Upps."
Wusste das ZDF also wirklich, was Mockridge bei seinem Auftritt plante? ZDF-Showchef Oliver Heidemann hat sich dazu am Dienstag nun geäußert. Demnach wusste der Sender zumindest, dass Mockridge nicht alleine zu seinem Auftritt im "Fernsehgarten" anreisen würde.
Heidemann weiter: "Sein Auftritt im 'Fernsehgarten' war aber so nicht abgestimmt und hat sowohl die Redaktion als auch Andrea Kiewel völlig überrascht." Heißt also: Der Eklat war nicht abgesprochen. Und nicht nur Kiewel war überrascht.
Doch zurück zum "Fernsehgarten"-Auftritt. Watson fragte beim ZDF nach, inwiefern der Sender vorab kontrolliert, was ein Künstler bei seinen Auftritten plant – insbesondere, wenn es sich um einen Live-Auftritt handelt. Das ZDF teilt mit, dass die Kontrolle beim Fernsehgarten durch eine Probe erfolge. Mehr Kontrollinstanzen gibt es offenbar nicht. Das ZDF weiter: "Herr Mockridge ist bekannterweise zu dieser (Probe) nicht erschienen."
Mockridge sagte demnach ab, weil er verschlafen habe. Hat das ZDF hier einen Fehler gemacht, weil es nicht weiter nachhakte? Medien-Anwalt Christian Solmecke sagt zu watson: "Möglicherweise hätte die Produktionsleitung hier Verdacht schöpfen und ihm den Live-Auftritt verweigern können. Dann hätten sie das Programm jedoch anderweitig füllen müssen. Das ist zumindest bei so kurzer Vorbereitungszeit kaum zu bewerkstelligen." Auch eine vertragliche Absicherung für das ZDF wäre laut Rechtsanwalt schwierig durchzusetzen gewesen: "Es besteht zwar die Möglichkeit, Vertragsstrafen zu vereinbaren. Vertragstrafen für Abweichungen vom künstlerischen Programm sind unserer Erfahrung nach aber eher selten."
Laut Medienanwalt hätte es neben dem Probenzwang nur eine Möglichkeit gegeben, den Mockridge-Eklat zu verhindern: "Die Sendung vor Ausstrahlung aufzuzeichnen oder sie zeitversetzt zu senden, sodass unerwünschte Auftritte herausgeschnitten werden können."
Schon während des Auftritts vermuteten einige Zuschauer indes, dass es sich bei Mockridges auffällig schlechtem Auftritt um einen Stunt für eine andere TV-Sendung handeln könnte. Manche vermuteten etwa das Entertainer-Duo Joko und Klaas hinter der Aktion.
Joko und Klaas also? Auf Instagram postete Joko Winterscheidt nach dem Vorfall ein Bild, das einem versteckten Hinweis gleicht. Zumindest befeuert es Spekulationen, wonach er und Klaas etwas mit dem Mockridge-Auftritt zu tun haben. Joko zeigt sich auf dem Bild im Englischen Garten in München – oberkörperfrei und mit einer Luftmatratze im Bananen-Look. Zur Erinnerung: Mockridge benutzte bei seinem Auftritt eine Banane als Telefon und machte einen (echt schlechten) Bananen-Witz.
"Ist die Banane Zufall? Ich denke nicht!", lautet einer der vielen Kommentare unter dem Post. Denken wir auch nicht. Denn Joko hat Mockridge tatsächlich auf dem Foto verlinkt. Jokos Fans feiern die Aktion: "Guck mal, wer auf der Banane markiert ist 👆 Ich sag doch, der hat ne Wette verloren oder irgendwie so'n Quatsch."
So hat das ZDF mittlerweile auf den Eklat reagiert.
Ob Joko tatsächlich hinter der Aktion steckt? Das werden wir wohl erst noch erfahren. Ein Produktionsmitarbeiter jedenfalls widerspracht dieser Vermutung nach der Sendung. "Es war seine eigene Idee und wurde lange geplant. Es steckt keine weitere Person mit drin, es gab also keinen Auftrag von Joko und Klaas oder so", sagte der nicht näher benannte Mitarbeiter zur "Bild"-Zeitung. Und weiter:
Es scheint klar: Alles nur Promo. Luke Mockridge startet in wenigen Wochen mit seiner neuen Sendung auf Sat.1. Diese heißt "The Greatnightshow", läuft ab dem 13. September zur umkämpften Primetime um 20.15 Uhr. In der Sendung muss Mockridge Aufgaben von Kindern erfüllen – diesmal offenbar die Aufgabe: Kinderwitze im Fernsehgarten erzählen. Die Produktionsfirma hinter Mockridges Sendung wollte den Auftritt im ZDF auf Anfrage von watson nicht weiter kommentieren.
Bei einer Fernseh-Institution wie dem "Fernsehgarten" gibt es natürlich sehr loyale Fans. Und die sind nun richtig wütend. Der Vorsitzende des Fanclubs, Bernd Zirzlmeier, sagte der "Bild"-Zeitung:
Bis auf viel Aufmerksamkeit und einen großen Shitstorm wird der Auftritt für Luke Mockridge jedoch für ihn keine Konsequenzen haben. Das teilte ein ZDF-Sprecher am Montag auf Anfrage mit.
Dazu, ob mit Mockridge für den Auftritt eine Gage vereinbart war und ob es dabei bleibe, machte er keinen Angaben – zu vertraglichen Angelegenheiten äußere sich der Sender nicht.
Laut des ZDF-Sprechers plant der Sender keine strengeren Kontrollen für die geplanten Auftritte von Künstlern. Das ZDF habe bisher keinen Kontakt zu Mockridge aufgenommen, er habe sich seinerseits auch nicht beim Sender gemeldet.
Wie die "Bild" weiter berichtet, fiel schon vor der Sendung hinter den Kulissen auf, dass Mockridge etwas im Schilde führte. Ein Künstlermanager sagte der Zeitung: "Luke hat sich hinter den Kulissen und vorm Auftritt schon so verdächtig benommen. Er war ständig mit dem Telefon am rumhantieren, lachte sich ein paar Mal halb tot. Es war klar, dass da irgendwas im Busch war."
Der Kölner Comedian habe sich auffällig oft mit seinem Team besprochen. "Da waren drei oder vier Leute um ihn rum, die bemüht locker waren", zitiert die "Bild" den namentlich nicht genannten Manager. Die Mitarbeiter seien angespannt gewesen, und hätten genau jeden Schritt von Mockridge auf dem Gelände dokumentiert.
Der Manager meint: "Das war eine geplante Verarsche für alle und jetzt profitiert er halt davon. That‘s Showbusiness."
Karsten Walter, Sänger der Band "Feuerherz", die ebenfalls in der Show auftrat, meinte gegenüber der Zeitung: "Wir glauben, dass dahinter eine verlorene Wette steckt. Denn hinter der Bühne war Luke ganz normal und freundlich. Er hatte auch sein eigenes Kamera-Team dabei und hat Mitarbeiter der Sendung interviewt. Wahrscheinlich für seine eigene Show."
Am Sonntag steht der nächste "Fernsehgarten" an. Als Gäste angekündigt sind unter anderem: Guildo Horn,die Kastelruther Spatzen, Voxxclub und Stefanie Hertel. Klingt nicht nach einem weiteren Skandal-Auftritt.
(pb)