Der Bundestag hat an diesem Mittwoch eine Neuordnung des Infektionsschutzgesetzes beschlossen. Geht es nach Dr. Caterina Reuchsel, kommt dieser Beschluss zu spät. Mit Sorge blickte die Ärztin bei "Markus Lanz" auf das Corona-Infektionsgeschehen und berichtete von ihrem herausfordernden Alltag.
Für den kürzlich beendeten Streit zwischen Armin Laschet und Markus Söder in der dritten Welle der Pandemie hatte die Ärztin kein Verständnis. Fragend richtete sie sich an die Politik: Unsere Versorgung ist eingeschränkt – warum reagiert niemand?
Das waren die Gäste bei "Markus Lanz" am 21. April 2021:
Die Neuordnung des Infektionsschutzgesetzes ist beschlossene Sache. Schon ab kommender Woche könnte es bundesweit eine Ausgangssperre geben und andere, härtere Maßnahmen für die verschiedenen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Im Bundestag wurde das Gesetz an diesem Mittwoch kontrovers diskutiert.
Bei "Markus Lanz" waren sich die Gäste einig: Die Neuordnung des Infektionsschutzgesetzes sei eine wichtige Entscheidung. Selbst Ex-Innenminister Gerhart Baum (FDP) begrüßte den Beschluss. Seine Partei hatte die Entscheidung besonders kritisiert und drohte mit einer Verfassungsklage.
Laut Caterina Reuchsel jedoch sei die Neuordnung längst überfällig. Sie begrüßte die Debatte im Bundestag, merkte aber an: "Was ich nicht verstehen kann, ist, dass wir die jetzt führen." Für die Pflegekräfte und Ärzte auf den Intensivstationen käme der Diskurs "zu spät".
In ihrem Krankenhaus, so berichtete es die Ärztin aus Gera würden, wie auch bundesweit, ein Drittel aller Covid-19-Patienten auf Intensivstationen sterben.
Nicht nur die hohen Infektionszahlen und die relativ hohe Sterberate in Deutschland mache den Medizinern zu schaffen. Auch das deutlich jüngere Alter der Patienten, die intensiv behandelt werden müssen, belaste die Arbeit der Pflegekräfte und Ärzte verstärkt.
"In der ersten Welle waren die Patienten deutlich über 80 Jahre", schilderte Reuchsel. Damit könnte sie als Medizinerin besser umgehen. "Die haben ihr Leben gelebt", so die Ärztin. Wie soll sich jedoch, so fragt sie auch, ein 40-jähriger Mensch damit beschäftigt haben, mit welchen Einschränkungen er nach der Intensivbehandlung weiterleben möchte?
Sie könne den Menschen helfen, ihnen im besten Falle wieder auf die Beine helfen, doch dies sei ein langer Prozess, nicht nur von wenigen Wochen.
Die Ärztin machte auch klar: "Nur weil ich viele Apparate habe, heißt das ja noch lange nicht, dass ich so wieder rauskomme, wie ich reingekommen bin."
Die Gäste in der Talkrunde bei "Markus Lanz" waren sichtlich bewegt von diesen Erzählungen der Intensivmedizinerin. Jurist und Ex-Innenminister (FDP) Gerhart Baum war den Tränen nahe.
Zu den erschreckenden Videoaufnahmen, die in der Talkshow von der Lage der Corona-Pandemie in Brasilien und Chile zu sehen waren, hat Caterina Reuchsel Fragen an die deutsche Politik übrig.
Der Auftritt der Ärztin bei "Markus Lanz" macht an diesem Tag eines Neubeschlusses im Bundestag zum Infektionsschutzgesetz eines deutlich: Die Politik handelt zu langsam und zu schwerfällig. Die Auswirkungen eines erneuten harten Lockdowns sind auf der Intensivstation von Caterina Reuchsel in Gera frühestens in 14 Tagen spürbar - alarmierend ist die Situation doch schon jetzt.