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BR: Mirjam Kottmann ist die erste deutsche Nachrichtensprecherin im Rollstuhl

Mirjam Kottmann moderierte am Montag die BR24-Nachrichten im Rollstuhl.
Mirjam Kottmann moderierte am Montag die BR24-Nachrichten im Rollstuhl.Bild: BR / Vera Johannsen
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Nachrichtensprecherin moderiert erstmals im Rollstuhl – und kritisiert ARD und ZDF

14.02.2024, 12:23
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Am Montag hat Mirjam Kottmann die Nachrichten in der BR-Sendung "BR24" moderiert. Sie saß dabei in dem Rollstuhl, den sie seit ihrer Multiple Sklerose-Erkrankung (MS) nutzt. Die Journalistin ist damit seit dieser Woche eine Pionierin, denn noch nie zuvor moderierte hierzulande eine Rollstuhlfahrerin im Fernsehen eine Nachrichtensendung.

Der Weg dorthin war allerdings – wie erwartet – steinig. Tatsächlich musste Kottmann in ihrem Sender erst das Bewusstsein schaffen, dass eine Rollstuhlfahrerin durchaus Nachrichten präsentieren kann.

Große Hindernisse für neue BR-Nachrichtensprecherin

Die 49-jährige Kottmann ist seit 1997 beim BR tätig, arbeitete vor allem als Reporterin im In- und Ausland. Seit zwölf Jahren ist sie mit dem Rollstuhl mobil, Auslöser war MS. Bei MS handelt es sich um eine chronisch-entzündliche neurologische Autoimmunerkrankung, die häufig in Gehunfähigkeit mündet.

Für ihre erste Nachrichtenpräsentation erhielt Mirjam Kottmann sehr gutes Feedback.
Für ihre erste Nachrichtenpräsentation erhielt Mirjam Kottmann sehr gutes Feedback.Bild: BR / Vera Johannsen

Gegenüber "BR.de" beschrieb Mirjam Kottmann verschiedene Herausforderungen, die sie allerdings gemeinsam mit ihrem Arbeitgeber meisterte – bis zur ersten Nachrichtenpräsentation am Montag. Über die Versuche, ihr Vorhaben durchzusetzen, sagt Kottmann:

"Es war noch nicht in den Köpfen drin, dass auch jemand im Rollstuhl die Nachrichten präsentieren kann. Stattdessen kamen Fragen wie: 'Wie willst du sitzend hinter dem Tisch hervorschauen?'"

Dieses Problem wurde technisch gelöst, wie Kottmann erklärt:

"Ich nutze einen Spezialrollstuhl, dessen Sitzfläche nach oben fahren kann, sodass ich ungefähr auf 1,75 Meter Augenhöhe komme."
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Die Moderation im Rollstuhl war für die Journalistin aber vor allem eine psychische Herausforderung, sagt sie:

"Anfangs hatte ich da schon Hemmungen. Ich weiß noch, dass ich bei einer Schalte für die 'Tagesschau' mit dem Team überlegte, wie man mich am besten positioniert und filmt, damit ja nicht zu sehen ist, dass ich im Rollstuhl sitze. Ich wollte nicht, dass man meine Einschränkung sieht. Aber irgendwann dachte ich: Ist doch egal. Dann sieht man den Rollstuhl halt."

Kritik an TV-Sendern: Wo Mirjam Kottmann noch Nachholbedarf sieht

Die Diversitätsverhältnisse im deutschen Fernsehen betrachtet Kottmann eindeutig kritisch. Sie "sehe im Fernsehen inzwischen sehr viele Menschen mit anderer Hautfarbe oder Migrationshintergrund. Und das ist auch gut so". Sie kritisiert: "Aber wo sind bitte die rund acht Millionen Menschen mit einer Einschränkung repräsentiert?" Dabei spart sie auch die öffentlich-rechtlichen Sender um ARD und ZDF nicht aus, die eingeschränkte Personen, wenn überhaupt, lediglich in fiktiven Stoffen repräsentieren würden.

Dennoch befinde sich Deutschland auf einem guten Weg, nicht zuletzt durch Mirjam Kottmanns Engagement als Nachrichtensprecherin: "Dass ich jetzt eine Nachrichtensendung moderieren darf, ist ein Riesenschritt für mehr Sichtbarkeit und Normalität."

Kottmann fiel zudem auf: "Für die allermeisten Zuschauer spielt es keine Rolle, dass ich im Rollstuhl sitze. Für sie zählt nur, dass sie gut informiert werden. Der Rollstuhl ist da, aber nicht das Thema."

Seit dem 12. Februar ist Mirjam Kottmann für die BR24-Nachrichten um 16.00 Uhr und um 18.30 Uhr zuständig.

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