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Bushido über Arafat-Beziehung: "Bis in den Tod geschämt"

17.08.2020, Berlin: Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido, setzt sich zu Beginn eines Prozesses gegen den Chef einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie in einem Gerichtssaal  ...
Rapper Bushido tritt in dem Prozess als Nebenkläger und Zeuge auf.Bild: dpa-Zentralbild/Pool / Paul Zinken
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Bushido überrascht mit Aussage: "Bin Scheinehe eingegangen"

09.09.2020, 13:5221.06.2021, 16:28
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Am Mittwoch fand in Berlin der siebte Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder Rommel, Yasser und Nasser statt. Richter Martin Mrosk hatte die vergangene Sitzung mit folgenden Worten beendet: "Am Mittwoch geht es dann mit dem Vorlesen weiter." Damit meinte er die Autobiografie von Bushido, die an mehreren Stellen zitiert wurde – auch diesmal sollte sie wieder zum Gegenstand der Verhandlung werden.

Zu Beginn wurde die Zeugenvernehmung des Rappers Bushido fortgesetzt. Zuletzt sprach er über brisante Details hinsichtlich des Verhältnisses zu Arafat: "Das ist wie bei einer Zwangsheirat." Er habe versucht, sich "die Situation lebenswert zu machen". Bis 2017 sei der Musiker davon ausgegangen, dass er da eh nicht rauskomme.

Zudem gab der 41-Jährige bekannt, dass es angeblich eine Vereinbarung geben solle, die der Clan-Boss "mit sich selber" abgeschlossen habe. "Arafat wollte an mir verdienen bis ans Lebensende – und darüber hinaus", so der Künstler. Sogar über Bushidos (und Arafats) Tod hinaus sollte die angebliche Beteiligung über 30 Prozent der Einnahmen gelten. Nun machten die Verteidiger mit ihrer Befragung von Bushido weiter.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen aufgelöst hatte. Clanchef Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido unberechtigt eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Bushido im Kreuzverhör

Zu Beginn des Prozesses steht die Beziehung zwischen Bushido und Abou-Chaker im Mittelpunkt. Der Vorsitzende Richter fragt, warum sich Bushido ursprünglich überhaupt auf Arafat eingelassen habe, woraufhin Bushido den Ruf von Arafat betont. Es habe zu seinem Gangster-Image gepasst, erklärt Bushido. Die Anwälte Arafats nehmen Bushido daraufhin ins Kreuzverhör, mit dem Versuch, seine Aussagen auf Widersprüchlichkeiten zu prüfen.

Arafat sei auch eine väterliche Figur für ihn gewesen, gesteht Bushido auf Nachfrage des Richters. Das passe zwar nicht zu seinen bisherigen Aussagen, aber aufgrund des Auftretens von Arafat habe er sich zu ihm hingezogen gefühlt. Doch die Anwälte von Arafat wollen es daraufhin genau wissen. Ob der Ruf Arafats ihn nicht auch gepusht hätte, fragen sie. Die Taktik der Anwälte erscheint klar: Sie wollen betonen, dass Arafat nicht nur der "Rücken" von Bushido war, sondern ihm auch wirtschaftlichen Erfolg brachte. Das Image von Arafat habe ihm bei seinem Erfolg genutzt, so die Verteidiger.

Bushido bestreitet die positiven Auswirkungen seines Managers auf seine Karriere nicht. "Sie versuchen zu deuten, als würde ich 15 Jahre lang Arafat verfluchen", entgegnet Bushido. Aber so sei es nicht gewesen. "Es gab Höhen und Tiefen mit Arafat."

Gleichzeitig hebt er hervor, dass der Ruf und die Kontakte von Arafat ihn erst 2006 in der Öffentlichkeit bekannt gemacht hätten. Den Deal mit dem Clan-Chef musste er jedoch schon 2004 abschließen, so der Rapper. Erneut betont er die Unfreiwilligkeit der Zusammenarbeit. Doch die Anwälte haken wieder nach. Der zentrale Punkt, mit dem sie Bushidos Unglaubwürdigkeit beweisen wollen, ist sein persönliches Umfeld. Sie bezweifeln, dass Bushido niemanden von der unfreiwilligen Zusammenarbeit erzählt hat – doch genau das behauptet Bushido.

Rapper wird emotional

An dieser Stelle wird der Rapper persönlich und seine Erzählung klingt fast schon zu traurig, um wahr zu sein. "Ich hatte keine Freunde", bekennt er. Weder in seiner Nachbarschaft noch auf der Schule, die er mehrmals gewechselt hat, habe sich eine feste Freundschaft entwickelt. Zur Zeit von Aggro Berlin war Fler seine einzige Bezugsperson.

"Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn man ein Gegenstand ist?", fragt Bushido. Die Geschäftsbeziehung zu Arafat sei unfreiwillig gewesen, dazu stehe er nach wie vor. "Ich habe mit niemandem über diese Zusammenarbeit geredet."

Dann bekennt er:

"Ich habe mich bis in den Tod dafür geschämt."

Der weitere Verhandlungstag setzt sich mit zähen Zitationen aus Bushidos Biografie fort. Immer wieder fragen ihn die Anwälte über Passagen des Buches aus. Dabei geht es fast immer um Gewalt, die Bushido angewendet haben soll. Doch der Rapper verweist auf die künstlerische Freiheit. Das Buch sei zum Teil Fiktion, betont er erneut. Eine "chirurgische Trennung" sei da nicht möglich. Richtig spannend wird es dann nochmal kurz vor der Mittagspause.

Denn bei der weiteren Befragung von Bushido wird er darauf angesprochen, dass er bereits verheiratet gewesen sei – vor der Ehe mit Anna-Maria. Der Rapper antwortet überraschend: "Zuvor gab es eine Eheschließung. Ich bin eine Scheinehe eingegangen."

Angriff auf Frau Anna-Maria

Weiter geht es mit einem Angriff auf seine momentane Ehefrau Anna-Maria Ferchichi im Jahr 2014, woraufhin sie damals ausgezogen sei und sich trennen wollte. Die Verteidigung fragt: "Kann es sein, dass Sie Ihre Frau geschlagen haben?" Bushido räumt ein: "Ja."

Warum Bushido schließlich Polizeischutz in Anspruch nahm

Einer der Anwälte der Familie Abou-Chaker will dann wissen, wie Bushido 16 Jahre lang seinen Familienkreis über das angebliche wahre Verhältnis zu Arafat täuschen konnte. Der Musiker erklärt: "Viele aus meinem Umfeld konnten sich das denken. Ich habe 16 Jahre lang darüber nicht gesprochen. 2018 wurde mir dann vom LKA Personenschutz empfohlen."

Für ihn sei das eine komische Situation gewesen, habe er in seinen Songs doch immer gegen die Polizei und das LKA gerappt.

Warum er sich letztlich doch für die Hilfe der Polizei entschied, erklärt Bushido so: "Ich wollte kein zweites Mal meiner Frau in den Rücken fallen. Das erste Mal war 2014." Zu diesem Zeitpunkt wollte sie die Beziehung beenden. Und weiter: "2017 gab es eine ähnliche Situation in Kleinmachnow [der gemeinsame Wohnort, Anm. d. Red.]." Für Bushido sei klar gewesen: "Nein, ich werde das nicht noch mal zulassen."

Arafat hätte selbst gesagt, dass er nicht mehr mit ihm arbeiten wolle. "Ich hätte gedacht, bis zum Tod passiert das nicht", so Bushido.

"Hart aber fair" wird von anderem Polit-Talk in der ARD verdrängt

Bei den politischen Talk-Shows der öffentlich-rechtlichen Sender ist derzeit viel Bewegung drin. Die Sendung von Sandra Maischberger beispielsweise pausiert seit dem 26. März. Die Moderatorin verkündete aber schon selbst, dass das Format nach zwei Wochen Oster-Auszeit in die ARD zurückkehren wird.

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