Am Freitag startete der 106. Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder. Im November wird mit einem Urteil gerechnet. Zuletzt wurde nach einer Erklärung der Verteidigung zu verschiedenen Zeugenaussagen ein Gutachten präsentiert. Dabei ging es um die Tagessatzermittlung. Davon bekam das Publikum allerdings nichts mit. Verteidiger Hansgeorg Birkhoff sagte zunächst: "Ich beantrage die Öffentlichkeit in der Sache auszuschließen."
Als Grund wurde angeführt, dass es hier um steuerliche Bestände gehen würde. "Das Grundstück in Kleinmachnow, sonstige Immobilien wurden hier schon erörtert. Das ist eine sinnvolle Schätzung auf tatsächlichen Grundlagen", sagte hingegen Oberstaatsanwältin Petra Leister. Schließlich folgte ein Beschluss. Die sachverständige Wirtschaftsreferentin stellte somit unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihre Ergebnisse vor. Nun ging es mit einer Erklärung weiter.
Der heutige Prozesstag sollte wie so oft nicht pünktlich beginnen. Schnell herrschte Unruhe darüber, ob dieser überhaupt stattfindet. Nachdem es dann doch nach rund zwei Stunden warten losging, erklärte der Vorsitzende Richter Martin Mrosk die Verzögerung. Es sei schlichtweg "kein ausreichendes Personal" vor Ort gewesen, um die Sicherheit im Saal zu gewährleisten. Es war klar, dass verhandelt werden musste, weil sonst das Platzen des Prozesses drohte. Zu Beginn kam es gleich zu Unstimmigkeiten bezüglich eines Vermerks. Dabei ging es um Unterlagen für das Gutachten zur Tagessatzbestimmung.
Verteidiger Hansgeorg Birkhoff polterte: "Kraut und Rüben, was alles durcheinandergeworfen wird. Das Ausforschen finde ich befremdlich." Und weiter: "Hier werden dauernd Nebenschauplätze aufgemacht, die hochspekulativ sind."
Schon beim vorherigen Prozesstag sagte Rechtsanwalt Michael Martens: "Es ist sehr umfassend das persönliche Leben der Angeklagten ausgeforscht worden." Darüber hinaus würden hypothetische Haushaltsausgaben geschätzt werden. Dies sei irrelevant für die Tagessatzbestimmung.
Birkhoff meinte nun sogar, dass er mit Blick auf das geplante Ende des Prozesses im November befürchte, dass dies nicht haltbar sei. Im Anschluss gab es von der Verteidigung eine weitere Erklärung. Dabei ging es unter anderem um die Aussagen zu einem Polizeieinsatz im Dezember 2014. Zur Erinnerung: Dieser soll sich damals im Hause Ferchichi abgespielt haben. Der Vorwurf der häuslichen Gewalt stand im Raum. Der Rapper und seine Frau Anna-Maria sagten dazu bereits im Prozess aus.
Unter Polizeischutz habe Anna-Maria damals ihre Sachen gepackt, erklärte Bushido. Arafat sei ebenfalls anwesend gewesen. Bushido habe ihn angerufen, daraufhin sei es vor Ort zu einer hitzigen Auseinandersetzung gekommen. Laut der Aussage des Rappers soll Arafat Anna-Maria beleidigt haben und auch auf sie zugestürmt sein. So sagte es auch die heute 41-Jährige aus. Beamte des LKA hätten ihn zurückhalten müssen. Danach habe sie sofort die Scheidung haben wollen. Im Prozess äußerten sich auch drei Polizeibeamte dazu, die 2014 den Einsatz bei den Ferchichis begleiteten.
Am 49. Prozesstag sagte Oberstaatsanwältin Petra Leister, dass Bushido angegeben habe, dass zwei Beamte auf dem Weg nach oben gewesen wären. Arafat soll einen LKA-Beamten gegen die Brust gestoßen haben.
Ein Polizeibeamter meinte allerdings damals dazu: "Wenn es ein gezielter Schlag gewesen wäre, hätten wir eine Maßnahme ergriffen." Auch der zweite Zeuge sagte auf die Frage des Richters, ob es eine Situation gab, wo Arafat zugeschlagen habe: "Wenn wir das wahrgenommen hätten, hätte es polizeiliche Maßnahmen gegeben." Der dritte Beamte schilderte die Ereignisse noch einmal.
Es sei nicht davon auszugehen, dass die Polizeibeamten zugunsten von Arafat Abou-Chaker ausgesagt hätten, sagte jetzt die Verteidigung. Durch einen "freierfundenen Sachverhalt" sei hier Arafat belastet worden.
Die Verteidigung stellte schon am 16. Prozesstag im Jahr 2020 die Glaubwürdigkeit der Aussagen infrage. Sie legte zu diesem Zeitpunkt nahe, dass es zu diesem Vorfall auf der Treppe gar nicht gekommen sei und es auch dementsprechend keine Ermittlungen gegeben habe. Nach weiterem Vorlesen aus der Erklärung hieß es schließlich: "Nach Auffassung der Verteidigung sind die Zeugen Anis und Anna-Maria Ferchichi unglaubwürdig." Erst in rund drei Wochen geht es mit dem nächsten Prozesstag weiter.
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