Über den Doublesieg möchte Lena Oberdorf nicht mehr sprechen, es sei alles gesagt. Das Sportliche wurde analysiert, über die Feierlichkeiten ausführlich berichtet und über die schnellen Brillen gescherzt. Viel lieber möchte sie erklären, warum ihre Fans vergeblich auf eine neue Podcast-Folge von "Popcorn und Panenka" warten müssen.
Aber der Reihe nach: Seit Februar kann man der Stimme von Oberdorf unentwegt lauschen – zumindest überall dort, wo es Podcast gibt. Mit der befreundeten Rena Schwabl, auf Instagram besser bekannt als "Lieblingsspielerfrau", redet Oberdorf in "Popcorn und Panenka" über Dinge, die sie beschäftigen: "Auf wessen Seite der Fußballgott steht, Erlebnisse aus ihrem Privatleben, Trash-TV, Politik und was sich in ihrem DMs tummelt." So steht es jedenfalls auf Spotify.
Die ersten Sekunden der Folge laufen. Statt frischer Anekdoten gibt es zunächst ein "kurzes Update". Und zwar zur Sommerpause. Die beiden kündigen an, die Podcast-Mikros vorerst ruhen zu lassen. Der Grund? "Der Sommer wird turbulent", sagt Oberdorf und ergänzt kryptisch: Sie werde nicht in München sein.
Wohin es sie stattdessen zieht, verrät Deutschlands wohl populärste Fußballerin nicht. Dass sie damit Raum für Spekulationen schafft, ist ihr bewusst. Weil Schwabl nicht auf ihre Andeutung reagiert, kommentiert Oberdorf ihre Ankündigung gleich selbst: "Rumours", sagt sie – und spielt damit auf das an, was wenige Wochen vor der EM der Frauen heiß diskutiert wird: Wird Lena Oberdorf bei der Europameisterschaft dabei sein?
Um die Spielerin schwelt ein Konflikt, der sich zunehmend zuspitzt. Zwischen den beteiligten Streithähnen, namentlich Bundestrainer Christian Wück und Bianca Rech, Direktorin Frauenfußball bei den Bayern, ist ein Tauziehen um Oberdorfs EM-Teilnahme entbrannt. Aber warum?
Zum Kontext: Oberdorf, die im Sommer von Wolfsburg nach München wechselte, arbeitet derzeit an ihrem Comeback. Beim EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich am 16. Juli verletzte sie sich schwer. Die Diagnose: Kreuzbandriss. Seither absolvierte sie kein Pflichtspiel, weder für die Bayern-Frauen noch für den DFB.
Heute, einen Doublesieg später, befindet sich Oberdorf wieder im Mannschaftstraining. Trotzdem steht eine EM-Teilnahme auf der Kippe. Bundestrainer Wück traut Oberdorf trotz wenig Spielpraxis eine EM zu. Er wolle die Tür für Oberdorf offen halten. Alles andere "wäre fahrlässig", sagte Wück zuletzt.
"Wir haben jetzt noch acht Wochen. Die können in einer Rehaphase unheimlich viel ausmachen. Sie ist im Training. Sie muss ein Zeichen geben, dass sie sich fit fühlt. Dann werden wir gemeinsam eine Lösung finden. (...) Wir werden das Beste für Obi entscheiden."
Bianca Rech, Direktorin Frauenfußball bei den Bayern, heißt das nicht gut. Am Rande der Live-Übertragung im ZDF als die Münchnerinnen ihre siebte Meisterschaft klarmachten, sagte sie fast schon beiläufig, dass Lena Oberdorf für die EM in der Schweiz (2. bis 27. Juli) nicht nominiert werden soll. "Sie ist im Mannschaftstraining. Aber sie ist nicht auf dem Stand, dass sie eine Europameisterschaft spielen kann."
Noch ist nichts sicher. Eine Entscheidung soll laut Rech "in den nächsten zwei Wochen" getroffen werden, in welche Richtung auch immer. Eines ist ihr dabei ganz wichtig, wie sie am Dienstag betonte: "dass wir Lena nicht außen vor lassen. Sie wird am Ende entscheiden, ob sie dazu fähig ist, mit zur EM zu fahren – in welcher Rolle auch immer."
Und weiter: "Aber eine unfitte Lena Oberdorf zu einer EM fahren zu lassen, das wird weder dem DFB noch uns guttun. Es wird eine Entscheidung, die wir zusammen mit Lena treffen werden."