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Lewandowski & van Dijk: Die Fälle zeigen: Ballon d'Or steht zu Recht in der Kritik

Robert Lewandowski schaffte es bei der Wahl zum Ballon d'Or unter die besten zehn Spieler der Welt.
Robert Lewandowski schaffte es bei der Wahl zum Ballon d'Or unter die besten zehn Spieler der Welt. Bild: imago images / ActionPictures
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Die Fälle van Dijk und Lewandowski beweisen: Der Ballon d'Or steht zu Recht in der Kritik

04.12.2019, 20:18
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Für die meisten Fußballfans fühlt es sich wie ein Déjà-vu an: Lionel Messi gewinnt den Ballon d'Or und darf sich damit weltbester Fußballspieler nennen. Auf den Plätzen dahinter landen Virgil van Dijk und Cristiano Ronaldo. Für Messi ist es der sechste Gewinn des goldenen Balls seit 2009. Unter den Fans herrscht jedoch Unmut, denn die Auszeichnung des französischen Fachmagazins "France Football" hat in den vergangenen Jahren Kredit verspielt. Das zeigen die Beispiele von Virgil van Dijk und Robert Lewandowski.

Zunächst zum Niederländer van Dijk.

Dass Lionel Messi ein Jahrhundert-Fußballer ist, steht außer Frage. Er und Dauerrivale Cristiano Ronaldo sind die einzigen Spieler, der seit Jahren auf Weltklasse-Niveau spielen und uns mit absurden Tor-Statistiken verzücken. Besonders Messi hat sich unter Experten, Fans und anderen Profifußballern den Ruf erarbeitet, dass er nicht von dieser Welt ist. Er ist sicherlich der beste Einzelspieler der Welt. Doch in diesem Jahr hätte Virgil van Dijk den Titel gewinnen müssen.

Van Dijk ist leider nur Abwehrspieler

Der Niederländer wurde von den stimmberechtigten, internationalen Journalisten nur auf Platz zwei gewählt – zum Missfallen vieler Fans in den sozialen Netzwerken. Dabei gewann er mit dem FC Liverpool die Champions League, den wohl wichtigsten Vereinspokal der Welt, und verpasste mit unglaublichen 97 Punkten nur um Haaresbreite den ersten Liverpooler Titel in der Premier League. In dieser Saison läuft es noch besser und die Reds sind in der Tabelle um die englische Meisterschaft schon weit einteilt. In der Nations League scheiterten die Niederlande mit Kapitän van Dijk erst im Finale an Portugal – vorher hatten sie unter anderem Deutschland und Weltmeister Frankreich in der Gruppenphase hinter sich gelassen. Van Dijk hatte im Kampf um den Ballon d'Or jedoch ein Problem: Er ist Abwehrspieler und kommt an die astronomischen Torquoten von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo natürlich nicht heran.

Dabei sollten sich die Juroren nicht nur nach Toren und individuellen Leistungen orientieren. Die drei Kriterien, nach denen jeder Juror seinen Weltfußballer auswählen soll, lauten wie folgt: Wichtigstes Kriterium ist das sportliche Abschneiden des Spielers im Kalenderjahr. Zweitwichtigster Faktor ist die Qualität des Spielers, auch hinsichtlich Fairplay. Als drittwichtigstes Kriterium soll die Gesamtkarriere berücksichtigt werden. Der mittlerweile 28-jährige van Dijk, der vor einigen Jahren noch für Celtic Glasgow und den FC Southamptom spielte und sich in den vergangenen zwei Spielzeiten zum besten Abwehrspieler der Welt verteidigte, muss sich da keineswegs verstecken. Auch deswegen wurde er Europas Fußballer des Jahres 2019.

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Gewohntes Bild im Kalenderjahr 2019: Van Dijk jubelt auch in dieser Saison ziemlich häufig.Bild: CARL RECINE / reuters / CARL RECINE

Doch den Ballon d'Or gewann mal wieder Lionel Messi: Der Argentinier und Rivale Ronaldo machen die Auszeichnung seit 2008 fast ausschließlich unter sich aus. Lediglich im vergangenen Jahr nahm der kroatische Vize-Weltmeister Luka Modric den Preis mit. Ronaldo gewann die prestigeträchtige Trophäe bereits fünf Mal. Natürlich gibt es gute Gründe die beiden Ausnahmespieler zu wählen – doch die Auszeichnung verliert an Zauber und an Wert. Beispiel Nummer zwei: Robert Lewandowski.

Lewandowski ist zufrieden mit Platz 8

Denn wenn es nach Toren gehen würde, dann hätte es Lewandowski zumindest verdient, in die Top 5 zu kommen: Der Stürmer des FC Bayern München belegte jedoch lediglich den achten Platz – hinter dem viertplatzierten Sadio Mané (Liverpool), Mohammed Salah (Liverpool), Kylian Mbappé (PSG) und Alisson Becker (Liverpool).

Lewandowski selbst wurmte das gar nicht, immerhin war er der einzige Bundesligaspieler unter den Top 30. Nach der Ehrung im Pariser Théâtre du Châtelet sagte der 31-Jährige dem polnischen TV-Sender Telewizja Polska: "Ich bin nicht enttäuscht. Ich freue mich sehr, in einer solchen Gruppe in Paris vertreten zu sein. Ich habe keinen höheren Platz erwartet." Und er sagte auch: "Ich möchte noch einmal betonen, dass ich sehr froh bin, überhaupt hier zu sein."

Doch der Stürmer erklärte auch: "Ich glaube, dass sich das, was ich in dieser Saison mache, auch nächstes Jahr auszahlen wird. Lewandowski schoss allein in dieser Champions-League-Saison schon zehn Tore in fünf Spielen.

Einige Fans sind sauer auf Platzierung

Dass der ehrgeizige Lewandowski so tief stapelt, ist ungewohnt. Doch ganz provokant gesagt: Auch eine Tormaschine wie er darf sich mal irren. Er hätte nämlich durchaus unzufrieden sein dürfen und sich einen besseren Platz erhoffen können. Lewandowski war noch nie so gut wie in diesem Jahr. Mitspieler Thomas Müller kürte Lewa nach der Wahl auf Twitter vielsagend zum "Sieger der Herzen". Der FC Bayern twitterte: "Für uns bist du der Beste!".

Viele Fans wurden da noch etwas deutlicher. Lewandowskis Name landete nach der Wahl unter anderem in den Twitter-Trends. Hier nur zwei Beispiele, wie da der Ton war:

Im Kalenderjahr 2019 schoss der Pole für den FC Bayern 63 Tore in 67 Pflichtspielen. Zum Vergleich nur mal die Quote der größten Konkurrenten: Lionel Messi schoss Barca 41 Tore in 44 Spielen, der häufig verletzte Cristiano Ronaldo traf in 20 Partien ganze 21 Mal für Juventus Turin. Lewandowski muss sich also keineswegs mit seiner Quote verstecken.

Wenn Lewandowski so weitermacht wie in diesem Jahr, dann kann darf er sich durchaus Hoffnung auf die Top 5 machen –oder vielleicht sogar mehr.

(bn)

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