Sie vertraut ihren Hund einem Trainer an – doch sieht ihn niemals wieder
Wer einen Hund adoptiert, muss sich bewusst sein, dass ein vierbeiniger Gefährte nicht nur viel Freude, sondern vor allem auch viel Arbeit mit sich bringt. Letztere ist nicht bei jedem Hund ein Kinderspiel, je nach Persönlichkeit und Vergangenheit kann sich insbesondere die Sache mit der Gehorsamkeit als echte Herausforderung herausstellen.
Nicht verzagen, Profis fragen: Hundetrainer können helfen. Wer seinen Hund jedoch in fremde Hände gibt, sollte sich vergewissern, dass diese auch vertrauenswürdig sind. Eine Lektion, die Rachel Tyrer aus Arkansas in den USA offenbar ihren Neufundländer-Labrador-Mischling Ollie kostete – und ihn das Leben.
Das sind Rachel und Ollie:
Als Rachel Ollie adoptiert hatte, sei der Hund in einem traurigen Zustand gewesen, erzählte sie gegenüber der örtlichen Nachrichtenseite NEA Report. Nach langwierigen Behandlungen beim Tierarzt war Ollie endlich einigermaßen fit – gehorchte wegen seiner schwierigen Vergangenheit aber nicht so, wie es sich Rachel wünschte. Also wandte sie sich an einen alten Bekannten, der eine Trainingsschule für Hunde betrieb.
Dieser Mann, den Rachel noch aus der Schulzeit kannte, werden wir im Folgenden als "H." bezeichnen; Rachel macht dem Mann in ihrem Facebook-Post, in dem sie dessen Verhalten mithilfe von Chatverläufen öffentlich machte, schwere Vorwürfe.
Rachel wandte sich demnach ursprünglich an H., um sich Rat zu holen, wie sie den schwer zu kontrollierenden Ollie besser erziehen könne. Daraus wurde dann der Plan, ihn für ein vierwöchiges Trainingsprogramm in H.s Hände zu geben. Und so verabschiedete sich Rachel von ihrem außergewöhnlich hübschen Hund, in dem Glauben, von H. regelmäßig mit Berichten und Fotos versorgt zu werden und Ollie zwischendurch immer wieder kurz sehen zu dürfen – ohne zu ahnen, dass dieser Abschied auf Zeit ein Nimmerwiedersehen sein würde.
Hier kommt nun Rachels lange, schreckliche Geschichte, in der sie über Wochen und Monate hinweg versuchte, H. dazu zu bewegen, ihr ihren Hund wiederzugeben – bis der ihr schließlich mitteilte: Ollie ist tot.
Schon nach zwei Wochen hatte Rachel Grund zur Verwunderung.
– "Gut! Das Größte, woran wir arbeiten müssen, ist seine Freundlichkeit, lol. Er hasst es, wenn ich ihn irgendwohin mitnehme und Leute auf uns zukommen."
– "Echt? Das war bei uns nie ein Problem! Er hat Leute immer direkt begrüßt!"
Verständlicherweise hakte Rachel mehrere Male bei H. nach, wie es Ollie denn ginge. Der hatte zwar immer Antworten parat, die ergaben allerdings nicht immer Sinn; so behauptete H. beispielsweise, Ollie habe neuerdings Probleme mit Fremden. Probleme, an denen er "arbeite", versicherte er ihr.
Der Termin, zu dem Ollies Training enden sollte, kam und ging. August und September verstrichen, und Anfang Oktober – schon mehrere Wochen länger als vereinbart – versuchte Rachel, ihren Hund wiederzubekommen.
Und dann begannen die Ausreden.
– "Ich hänge hier fest und warte auf diesen verdammten Kunden."
– "Wann sollte der denn da sein?"
– "Vor einer Stunde."
– "Okay, naja, ich habe nur noch anderthalb Stunden Zeit."
– "Ich rufe dich zurück, ich versuche gerade, den Kunden zu erreichen."
– "Okay!" [vier Stunden später] "Habe noch nichts von dir gehört."
Immer wieder vertröstete H. Rachel laut den von ihr veröffentlichten Chatprotokollen mit Behauptungen, das Wetter / ein Arzttermin / weitere Trainingssessions seien ihm dazwischen gekommen und er könne Ollie unmöglich zu ihr fahren, noch könne Rachel ihn selbst abholen. Die bewies über Wochen (!) hinweg eine Engelsgeduld, für die viele von uns sicher wenig Verständnis aufbringen können. Aus den späteren Chatverläufen geht allerdings hervor, dass sich Rachel und H. bereits seit Jahren kannten und sie ihm deswegen vielleicht in vielerlei Hinsicht mehr Vertrauen entgegenbrachte, als wir es getan hätten.
Dieses Vertrauen wurde aber spätestens mit dieser Nachricht zerstört.
– "Ja, alles klar. Ich hole ihn morgen früh ab."
– "Okay, perfekt, sobald ich heute Abend eine Uhrzeit dafür weiß, sage ich dir Bescheid. Jetzt lass dich nicht feuern oder so."
Aus den Chatverläufen geht hervor: Ollie war angeblich von einer Schlange gebissen worden – die jedoch nicht giftig war, weswegen H. behauptete, der Tierarzt habe Entwarnung gegeben. "Es wird alles gut", schrieb er Rachel wieder und wieder, die auf das unerwartete Drama nur eine knappe Antwort hatte, aber offenbar noch nicht ahnte, dass es damit noch längst nicht getan war – denn der Höhepunkt kam mitten in der folgenden Nacht.
Aber jetzt hatte Rachel die Lunte gerochen.
– "Dyersburg Renn-Jagd-Test"
– "Wie lautet die Telefonnummer vom Tierarzt?"
– "Ich bin gleich dran mit dem Rennen, sobald ich zurück zum Hundetrailer komme, schicke ich sie dir. Ich habe sie auf einer Karte im Truck und weiß sie nicht auswendig."
Direkt am Morgen las sie die traurige Nachricht, die ihr H. mitten in der Nacht geschickt hatte. Anstatt allerdings auf seine sehr lange Beileidsbekundung einzugehen, forderte sie ihn laut Chat-Protokoll erstmals dazu auf, ihr die Kontaktdaten zu diesem "Dr. Hart" zukommen zu lassen – woraufhin H. sie erneut vertröstete.
Aber diesmal ließ sich Rachel darauf nicht ein.
– "Ich will das Grab meines Hundes sehen und sein Halsband zurückbekommen. Ich werde keine weitere Ausrede hinnehmen, warum du mich nicht treffen kannst. Ich werde zum Tag und zur Uhrzeit unseres Treffens hinfahren und das war's. Ich treffe dich am Montag um 9:30 Uhr. Schicke mir bitte deine Adresse. Danke."
Und dann stellte Rachel endlich all die Fragen, die längst nötig waren.
– "Ich weiß, das sind drei Tierärzte. Ich will nicht lügen, also, wie gesagt, lass mich nachgucken und ich sage dir Bescheid, sobald ich heute Abend die Unterlagen gecheckt habe."
– "Ich will ein Foto von diesen Unterlagen und eine Telefonnummer."
– "Okay, ich schicke dir das spät heute Abend, wenn wir zurückkommen. Ich glaube, sie haben morgen offen, ich bin nicht sicher, ich weiß, dass viele Tierärzte geschlossen haben, aber ich denke, irgendjemand wird schon ans Telefon gehen."
Drei Wochen (!) vergingen – und Rachel platzte der Kragen, wie wir hier lesen:
Worauf H. offenbar erst mehrere Stunden später antwortete.
Mit dieser zugegebenermaßen recht glaubwürdig klingenden Nachricht wollte sich Rachel demnach aber nicht zufrieden geben und recherchierte weiter. Daraufhin konfrontierte sie H., so geht es aus den Verläufen hervor, mit ihren Erkenntnissen – und der rückte endlich, endlich mit der Wahrheit heraus.
– "Okay, hier ist die Wahrheit. Ich verspreche dir, dass dein Hund gebissen wurde und starb, und ich hasste es und fühlte mich schrecklich, weil ich dich schon ewig kenne und nervös war. Ich habe deinen Hund ordentlich begraben. Wie viel wird es mich kosten, das abzuhaken, ohne einen Facebook-Post? Bitte, ich bin im Geschworenendienst. Ich checke regelmäßig meine Nachrichten. Ich will das wieder geraderücken."
Inzwischen wollte Rachel aber herausgefunden haben, dass Ollie kein Einzelfall gewesen sei.
– "Ja, und aus tiefstem Herzen tut es mir leid, deiner ging nicht verloren, wurde verkauft oder gestohlen. Ich will es so gut ich kann wiedergutmachen und alles tun, um das aus den sozialen Netzwerken rauszuhalten. Nicht für mich, sondern für sie [seine Frau]. Sie wurde wegen des letzten Mals so oft belästigt."
"Wegen des letzten Mals"...?
Rachel hatte guten Grund zur Vermutung, dass diese Formulierung versehentlich angedeutet hatte, dass das schon mehrere Male vorgekommen war. Und tatsächlich äußern sich unter Rachels Facebook-Post – den sie trotz H.s Versuchen, sie davon abzuhalten, verfasste – einige Leute, die behaupten, ähnliche Erfahrungen mit H.s Hundetraining gemacht zu haben.
Eine Frau erzählte – und H. bestätigte gegenüber NEA Report sogar, ihren Hund "trainiert" zu haben –, dass sie ihren Vierbeiner nur nach 11 (!) Wochen habe zurückholen können, nachdem sie H. bedroht hatte. Der Hund habe daraufhin Würmer gehabt und nach Urin und Kot gestunken (NEA Report). Ein Jagdclub äußerte sich, nachdem die Berichte zu Ollies Verschwinden in Arkansas publik wurden, ebenfalls gegenüber NEA Report: Sie hätten H. einen Hund abgekauft, der bereits jemandem gehörte. Erst nach längerem Hin und Her sei klar geworden: H. hatte das ihm zum "Training" gebrachte Tier einfach weiterverkauft.
Rachel hat inzwischen die Polizei eingeschaltet.