Mallorca hat ein Problem. Ein ziemlich großes sogar, und das nennt sich Massentourismus. Seit Jahren stöhnt die Insel unter der Last von Millionen Besucher:innen, doch jetzt scheinen die Einheimischen endgültig genug zu haben.
Am Samstagmorgen hat eine Protestaktion mitten in Palma für Aufsehen gesorgt. Aktivist:innen der Gruppe Menys turisme, més vida – zu Deutsch: "Weniger Tourismus, mehr Leben" – stoppten kurzerhand einen Sightseeing-Bus, kletterten aufs Dach und spannten ein riesiges Transparent mit der Botschaft: "Stoppt die Touristifizierung".
Sie kaperten das Fahrzeug, die Gäste mussten aussteigen.
Die Aktion kam nicht aus heiterem Himmel: Diesen Sonntag steht eine Großdemo auf der Plaza de España an, das Bus-Blocking war sozusagen das Warm-up. Laut dem "Mallorca Magazin" verbreitete die Gruppe auf Social Media ein Video der Aktion und rief zur massenhaften Teilnahme an der Demonstration auf.
Was früher nach einer kleinen Protestnische klang, ist inzwischen eine ziemlich breite Bewegung geworden. Immer mehr Mallorquiner:innen gehen auf die Straße. Sie demonstrieren gegen explodierende Mieten, Airbnb-verseuchte Innenstädte und eine Politik, die den Profit über das Wohl der Bevölkerung stellt.
Besonders in Palma ist der Frust groß. Wohnungen, die früher von Einheimischen bewohnt wurden, dienen heute als Ferienunterkünfte. In vielen Stadtvierteln sind die Einheimischen zur Minderheit geworden.
Die Forderung der Protestbewegung: Tourismus deckeln, statt weiter auf Wachstum setzen. Denn das aktuelle Modell – "viel hilft viel" – bringt nicht nur Geld, sondern auch Müll, Wasserknappheit und sozialen Kollaps.
Die Demo am Sonntag dürfte eine der größten der letzten Jahre werden. Die Botschaft: Schluss mit Ausbeutung, her mit nachhaltigem Tourismus. Und dafür finden die Protestierenden wohl nicht nur bei der eigenen Bevölkerung Gehör.
Auch manche Tourist:innen, genervt von überfüllten Stränden und Müllbergen, stellen sich inzwischen die Frage, wie viel Erholung tatsächlich in so einem Urlaub steckt.
Die Regionalregierung versucht unterdessen zu beschwichtigen, zu vermitteln, zu balancieren – irgendwo zwischen Tourismus-Milliarden und Wut auf der Straße. Doch der gestrige Zwischenfall zeigt: Die Unzufriedenheit ist längst nicht mehr nur spürbar. Sie ist sichtbar und sie blockiert jetzt sogar Busse.