Wenn wichtige Briefe plötzlich nicht mehr, oder sehr spät bei Empfänger:innen ankommen, ist das nicht nur ärgerlich, sondern kann im Zweifel sogar unangenehme Folgen für die Betroffenen haben. Und der Frust über die Deutsche Post ist groß. Er hat 2022 sogar einen Höchstwert erreicht.
Im Oktober verzeichnete die Bundesnetzagentur so viele Beschwerden wie in keinem Monat zuvor – und im Jahr 2022 waren es so viele kritische Eingaben wie noch nie in einem Jahr. Die Behörde teilte mit, dass sie im vergangenen Jahr circa 43.500 Beschwerden erhielt. Das sind fast dreimal so viele wie 2021. Dort waren es 15.118. Der bisherige Jahreshöchstwert der vor zehn Jahren begonnenen Statistik wurde damit deutlich übertroffen. Dieser war bisher im Jahr 2020 mit 18.867 Beschwerden.
Hinsichtlich verspäteter und verlorener Sendungen richten sich die meisten Beschwerden gegen die Deutsche Post. Doch nicht nur der Marktführer ist davon betroffen – die Beschwerden richten sich gegen die gesamte deutsche Brief- und Paketbranche.
Die Deutsche Post erklärt lokale Probleme unter anderen mit einem hohen Krankenstand. Schon im Sommer sorgten die zahlreichen Corona-Krankmeldungen dafür, dass mancherorts zu wenig Mitarbeitende bereitstanden, um Briefe und Pakete zuzustellen. Neue Arbeitskräfte zu finden, sei außerdem schwierig.
Man werde in diesem Jahr "alles daran setzen, trotz der weiter herausfordernden Umstände die Qualität in der Zustellung weiter zu verbessern", sagte ein Firmensprecher und verwies dabei auf die kürzlich begonnenen Tarifverhandlungen und drohende Warnstreiks.
Um die Zustell-Probleme wieder in den Griff zu bekommen, leitete der Konzern Notfallmaßnahmen ein. Mancherorts wurden Briefe etwa nur noch jeden zweiten Tag ausgetragen. Anfang November räumte das Management Fehler ein. Die Zustell-Probleme hätten inzwischen aber etwas nachgelassen und "die betrieblichen Kennzahlen entwickeln sich deutlich in die positive Richtung", hieß es damals aus der Post-Führungsriege.
Tatsächlich könnte das schlimmste überstanden sein. Im Juli gingen 3098 Beschwerden bei der Bundesnetzagentur ein, im August 3473, im September 4994, im Oktober 9436, im November 7000 und im Dezember 6900 – die letzten beiden Monatszahlen sind ungefähre Angaben, weil die Auswertung noch nicht abgeschlossen ist.
(Mit Material von dpa)